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Derlebacher G’schichtle Folge 46

Lesedauer: 3 Minuten

Schätzleweg statt Dielstraße

Heute blicken wir auf eine amüsante Anekdote aus der Dörlinbacher Geschichte – eine Geschichte, die uns zeigt, wie schnell sich die Dinge ändern können. Alle wissen, dass der Schätzleweg mittlerweile ein fester Bestandteil unseres Dörlinbacher Straßennetzes ist. Aber haltet euch fest: Es hätte auch ganz anders kommen können! Stellt euch vor, wir würden jetzt über einen Dielweg plaudern. Ja genau, Dielweg! Ungefähr so, als würde man seinen Lieblingskaffee mit Wasser statt Milch zubereiten. Lasst uns gemeinsam eintauchen in diese schillernde Vergangenheit!
Derlbeacher Gschichtle Folge 46
Beginnen wir Martina Schätzle, die um 1834 in Oberbiederbach zur Welt kam und über den Geisberg nach Dörlinbach zog. Martina war damals vermutlich ledig und Mutter von gleich drei Buben – der Vater bleibt ein kleines Geheimnis. Ein bisschen wie bei einem spannenden Krimi: Wer könnte wohl der Vater gewesen sein? Der Jüngste, der kleine Josef, geboren 1869 in Oberbiederbach, war nicht viel mehr als ein Schatten in der Geschichte, denn von ihm wissen wir leider nichts mehr.
Derlbeacher Gschichtle Folge 46
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlbeacher Gschichtle Folge 46
Ludwig, der Zweitjüngste, geboren 1866 ebenfalls in Oberbiederbach, war abenteuerlustig und wanderte über die Schweiz bis ans andere Ende der Welt – nach Amerika! Doch der vermeintliche Namensgeber für die Straße dürfte wohl der Älteste, Andreas (1855 bis 1919), gewesen sein, der mit seiner Mutter in Dörlinbach blieb.
Der alte Familienname lebte weiter
Erzählt man sich die Geschichte weiter, heiratete Martina im Februar 1872 den Weber Sebastian Diel. Kaum zu glauben, aber nach nur sieben Monaten – zack, da war er, der Sohn Landolin! Dabei handelte es sich um den späteren Landwirt und Ratschreiber Landolin Diel (1872 bis 1931). Obwohl die Patchwork-Familie um einen Buben erweitert wurde, Martinas mitgebrachte Buben wurden offensichtlich vom Stiefvater nicht als gleichwertiges Familienmitglied angenommen. Und so geschah es: Statt dem Namen Diel trugen sie weiter den Familiennamen Schätzle. Aus heutiger Sicht könnte man sagen, diesem Umstand ist es letztlich zu verdanken, dass wir heute einen Schätzleweg im Ort haben.
Manchmal entscheiden kleine Zufälle
Martina verstarb 1901 in Dörlinbach. Der älteste Sohn Andreas heiratete acht Jahre zuvor Rosina Zehnle – et voilà: Aus einer kleinen Familie entstand mit der Zeit eine Großfamilie mit zehn Kindern. Der Weg zu ihrem Haus wurde bald auch zum inoffiziellen Schätzleweg, und man fragt sich: Was wäre passiert, wenn Diel die Schätzle-Buben adoptiert hätte? Hätten wir dann einen Dielweg oder eine Dielstraße, wo heute der Schätzleweg verläuft? Also, wenn ihr das nächste Mal auf dem Schätzleweg spaziert, denkt daran: Manchmal entscheiden kleine Zufälle darüber, wie unsere Straßen heißen – und wie aufregend das Leben sein kann!

Es gibt keine Diels mehr

Heute finden wir den Namen Diel kein bisschen mehr in Dörlinbach. Dafür hat sich die aus dem Biederbach stammende Schätzle-Linie im Ort gehalten. Und in den 1980er-Jahren kam sogar eine zweite Schätzle-Linie aus dem Raum Lahr und Reichenbach hinzu.

Veröffentlicht am 10. November 2024 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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