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Derlebacher G’schichtle Folge 7

Lesedauer: 3 Minuten

Mit Bollenhut zum Bundespräsidenten

Sie hat ihren Ursprung im Kinzigtal. Genau gesagt in den Schwarzwalddörfern Gutach, Kirnbach und Hornberg-Reichenbach. Dass auch einmal eine waschechte Dörlinbacherin sich in jener weltberühmten Bollenhuttracht schmücken durfte, ist nur wenigen bekannt hier im Ort. Obwohl sie im Oktober 1986 in dieser Tracht in deutschen Medien ins Bild gerückt wurde. Dies belegt auch ein Foto der Deutschen Presse Agentur (dpa).

Derlebacher Gschichtle Folge 7
Die damals 21-jährige Juliane Ohnemus (durch Heirat heute D' Adamo) vertrat in Gutacher Tracht und natürlich mit roten Bollen auf dem Hut (Verheiratete tragen bekanntlich ja schwarze Bollen) den Postamtsbereich Offenburg der Oberpostdirektion Freiburg beim Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (1920 bis 2015). Damals noch in der Villa Hammerschmidt in Bonn.
Derlebacher Gschichtle Folge 7
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 7
Doch wie kommt man als Dörlinbacher Maidli in Gutacher Tracht zum Bundespräsidenten?Zumal auch in Dörlinbach die Goldhauben zu Hause sind. Juliane Ohnemus war Postassistentin. Alljährlich wurden seinerzeit stellvertretend einige Schalterbeamte und -beamtinnen der Deutschen Bundespost sowie einige Helferinnen und Helfer der Freien Wohlfahrtspflege nach Bonn eingeladen, um vom Bundespostminister im Beisein des Bundespräsidenten die neuen Wohlfahrts- und Weihnachtsmarken entgegenzunehmen. Die junge Dörlinbacherin wurde von ihrem Chef gefragt, ob sie mit nach Bonn gehen möchte und hat natürlich ohne zu zögern zugesagt. Denn wann hat man schon mal die Gelegenheit dem Bundespräsidenten zu treffen, mit ihm zu plaudern und ihm die Hand zu schütteln.
Eine beeindruckende Sache
Für die junge Frau aus Dörlinbach war es in jeder Hinsicht eine beeindruckende Sache. Denn sie trat in Bonn nicht nur hohen Repräsentanten des Staates gegenüber, sie durfte ja auch in eine besondere Tracht schlüpfen. Obwohl diese nur in drei Gemeinden getragen wird, hatte sich damals schon der dazugehörige Bollenhut zu einem der bekanntesten Wahrzeichen des gesamten Schwarzwaldes entwickelt. Da war die Schuttertäler Tracht für Juliane Ohnemus keine Option. Für den Offenburger Postchef stand ohnehin fest, seine Postassistentin kann und darf nur in einer Gutacher Tracht dem Bundespräsidenten gegenübertreten. Und so stach die Dörlinbacherin unter den 22 Schalterbeamten und -beamtinnen, die damals in Bonn alle ihre Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Republik vertraten, buchstäblich heraus. Dies zeigte sich letztlich auch beim offiziellen dpa-Foto mit dem Bundespräsidenten, auf dem Juliane Ohnemus aus dessen Händen ein kleiner Gedichtband entgegennehmen durfte – als Dank dafür, dass sie am Postschalter Wohlfahrts- und Weihnachtsmarken verkauft.

Veröffentlicht am 16. Dezember 2021 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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