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Derlebacher G’schichtle Folge 21

Lesedauer: 3 Minuten

S' Christkindle und d' Ruppelz

Dass es auch im neuen Jahrtausend schneereiche Winter geben kann, hat deutlich das Jahr 2010 gezeigt. Aber jene Winter, in denen vor allem eine geschlossene Schneedecke im Dezember lag sind rar geworden. In jenen längst vergangenen Tagen konnte sogar hin und wieder der Nikolaus durch hohen Schnee stapfen. Ein Erlebnis, das ihm heutzutage kaum noch vergönnt ist – zumindest hier in Dörlinbach.

Derlebacher Gschichtle Folge 21
Der Nikolaustag war für Kinder ohnehin nicht so von Bedeutung, wie es vielleicht heute sein mag. Viel wichtiger war für die Kinder der Besuch zur Weihnachtszeit. Und der gestaltete sich früher nicht nur anders, sondern auch in einer ungewöhnlichen Konstellation. In die meist kinderreichen Familien kamen nämlich das „s' Christkindle“ und „d' Ruppelz“ gemeinsam. Das „Christkindle“ sogar mit Rute und der „Ruppelz“ mit Sack und Kette.
Derlebacher Gschichtle Folge 21
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 21
Der „Ruppelz“ ist eigentlich ein Gefährte vom Heiligen Nikolaus. Im benachbarten Frankreich war dies Pater Fouettard, den man zunächst eigentlich nur im deutschsprachigen Lothringen „Ruppelz“ genannt hatte. Wie die Bezeichnung „Ruppelz“ nach Dörlinbach kam ist nicht überliefert. Erst in späteren Jahren hatte sich hier Knecht Rupprecht allerdings als Begleiter des Heiligen Nikolaus durchgesetzt.
In den Sack gesperrt
Zurück zum ungewöhnlichen Paar, dem Christkind mit seinem „Ruppelz“. Jene Kinder, die von den beiden aufgesucht wurden, mussten zunächst ein Gebet aufsagen oder ein Lied vorsingen. Von Interesse war dann natürlich, wer unterm Jahr folgsam war und wer nicht. Es versteht sich von selbst, dass natürlich alle Kinder sich als brav bezeichneten. Wurde jedoch mal eines verpetzt, machte das Christkind durchaus auch mal von der Rute Gebrauch. Und der „Ruppelz“ behielt den Sack und die Kette bereit. Eine Szenerie, die heutzutage undenkbar wäre. Es kursieren bis heute Berichte im Ort, dass seinerzeit der eine oder andere „Ruppelz“ auch mal Kinder im Sack ein Stück weit mitgenommen hatte. Einmal soll er einen aufmüpfigen Jungen im Dorf in den Sack gesperrt und erst beim Sandplatz wieder raus gelassen haben. Und heute: Der Heilige Nikolaus kommt meist ohne Knecht Rupprecht und zum Weihnachtsfest kommt das Christkind alleine oder vielerorts auch nur der Weihnachtsmann, der ab den 1930er-Jahren immer mehr zum „Konkurrenten“ für das Christkind wurde. Rute. Sack und Kette haben längst auch in Dörlinbach ausgedient. Und wenn der Heilige Nikolaus beispielsweise einen Sack dabei hat, dann sind dort ganz im Sinne der historischen Figur, Bischof Nikolaus von Myra, nur Geschenke für die Kinder drin.

Veröffentlicht am 22. April 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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