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Derlebacher G’schichtle Folge 25

Lesedauer: 3 Minuten

Dorfpfarrer „entkommt“ zwei Erschießungen

In der 25. Folge „Göttliche und militärische Lebensretter“ unserer Serie „Derlebacher G’schichtle“ berichteten wir über ein Ereignis, das sich kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Dörlinbach zugetragen haben soll. Dabei wäre beinahe der damalige Dorfpfarrer Josef Schmid (1900 bis 1975) von französischen Soldaten erschossen worden. Glücklicher Umstände retteten damals jedoch dem Dorfpfarrer und zwei weiteren Dörlinbacher Männern, nämlich Rudolf Wehrle (1896 bis 1985) und Adolf Billharz (1897 bis 1980), das Leben.

Delebacher Gschichtle Folge 25
Pfarrer Josef Schmid stand buchstäblich unter dem Schutz der Mutter Gottes, die er zeitlebens verehrte. In der Chronik der Wehrle-Familien als auch im Dörlinbacher Heimatbuch wird auf einen weiteren Vorfall hingewiesen, bei dem Pfarrer Schmid dem Tod ins Auge blickte. Diesmal waren es jedoch nicht die Gewehrläufe französischer Soldaten, sondern von im Krieg nach Deutschland verschleppten russischen Kriegsgefangenen, die nach Kriegsende den Ort immer wieder einmal in Angst und Schrecken versetzten.
Delebacher Gschichtle Folge 25
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Delebacher Gschichtle Folge 25
Laut Tagebuchaufzeichnungen des Schweighausener Pfarrers und Chronisten Erich Reitinger (1905 bis 1990) sind jene Russen nach ihrer Befreiung nach Kriegsende im gesamten Schuttertal plündernd durch die Orte gezogen. Es hatte den Anschein, dass die Franzosen dem Treiben mit einer gewissen Schadensfreude wohlwollend zuschauten, vermerkte Pfarrer Reitinger in seinen Aufzeichnungen. Reitinger bezeichnete die Plünderer als eine „wahre Landplage“. In Dörlinbach kam es schließlich zu einer ersten Auseinandersetzung. Die Männer wehrten sich gegen die herumziehenden Banden. An einem Julitag fielen sie mit Rechen, Harken, Spaten und Mistgabeln über eine Bande her, die gerade im Ort plündern wollte. Doch die Russen schienen diesmal darauf vorbereitet zu sein, sie hatten zur Überraschung der Dörlinbacher Schusswaffen mit dabei. Die Dörlinbacher Männer ergriffen die Flucht, doch die Russen konnten einige schnappen. Sie griffen einfach wahllos die Nächstbesten. Darunter war auch Pfarrer Josef Schmid. Der Pfarrer und neun weitere Männer wurden an der Rathaustreppe aufgestellt. Die „betrunkene Horde“, wie eine Augenzeugen die Russen nannte, wollte einer nach dem anderen erschießen. Doch auf wundersame Weise kam gerade in diesem Moment eine Streife der französischen Kommandantur vorbei und befreite die Dörlinbacher Männer quasi in allerletzter Minute. Niemand wurde erschossen und die Bande vertrieben. Interessant an dieser überlieferten Geschichte ist, dass sowohl bei diesem Vorfall als auch in dem in der Folge 15 beschriebenen Vorfall jedes Mal höherrangige französische Militärs im allerletzten Moment die Erschießungen verhindern konnten und in beiden Fällen Pfarrer Josef Schmid denkbar knapp dem Tode entkommen ist.

Veröffentlicht am 20. Mai 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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