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Zimmermann Joseph Fischer

Lesedauer: 3 Minuten

Miniaturhäuser, Wandern und Sudoku

Sein Vater Hermann Fischer (1886 bis 1983) ist ein Dorforiginal par excellence gewesen. Aber auch Joseph Fischer (1931 bis 2019) hat sichtlich seine Spuren im Dorf hinterlassen. Zum einen schuf er an seinem Wohnhaus in der Hauptstraße ein Idyll im Vorgarten mit Miniaturhäusern, die er aus Holz, Blech und Glas fertigte. Unter anderem plätscherte auch ein Mühlrad in seinem Vorgarten und ein Windmühle drehte ihre Räder im Wind.

Zusammen mit Ehefrau Elsa betrieb Joseph Fischer über viele Jahrzehnte hinweg für den Verkehrsverein die Dörlinbacher Miniaturgolfanlage (1973).
Das Plätschern des Mühlrades bereitete nicht nur dem „Fischer Sepp“, wie er im Dorf meist genannt wurde, immer wieder Freude. Heute sind allerdings nur noch wenige seiner Miniaturbauten intakt beziehungsweise erhalten. Mit Holz zu arbeiten war Fischers Leidenschaft. Und wer kann von sich sagen, dass er sogar vor seiner eigenen Haustüre auf einer für die Gemeinde ungemein wichtigen Großbaustelle arbeiten durfte. Der gelernte Zimmermann war nämlich beim Bau der Turn- und Festhalle in Dörlinbach mit dabei.
Joseph Fischer präsentiert sich vor dem Zimmermanns-Wagen anlässlich „750 Jahre Dörlinbach“ im August 1975.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Im Vorgarten vom „Fischer Sepp“ (Joseph Fischer): Er baute mit viel Liebe zum Detail Miniaturhäuser aus Holz, Blech und Glas.
Abgesehen mit einer kleinen aber für ihn bedeutsamen Unterbrechung lebte Joseph Fischer immer in seinem Elternhaus in Dörlinbach. Dort erblickte er auch das Licht der Welt. Seine Großtante war Hebamme und holte ihn als ältester von vier Geschwister auf die Welt. Nach der Volksschule gab es im Ort kaum bis gar keine Lehrstellen. Doch der junge Fischer wollte unbedingt Zimmermann werden. So arbeitete er zunächst ein Jahr als „Bureknecht“ auf dem Höllhof und danach ein weiteres Jahr auf dem Burgerhof. Joseph Fischer hatte dadurch Arbeit und wusste sich versorgt. Mit 16 Jahren konnte er schließlich seine Lehre als Zimmermann beginnen. Für diese Ausbildungsjahre verließ er Dörlinbach in Richtung Nordrach.
In der Ausbildung Ehefrau kennengelernt
Dort zimmerte er vor allem auf den Bauernhöfen und lernte so auch seine spätere Ehefrau Elsa geb. Bildstein (1929 bis 2019) kennen. Im Jahre 1956 wurde geheiratet und das junge Paar zog nach Dörlinbach. Zwei Mal hat Joseph Fischer sein Elternhaus umgebaut und erweitert und passte es so den familiären Bedingungen an. Als Zimmermann hat er natürlich seine künstlerische Handschrift für sämtliche Holzarbeiten im und um das Haus hinterlassen. Als sein Meisterstück durfte man sicherlich die Kassettendecke im Wohnzimmer ansehen. „Alles selbst gemacht“, ein Satz den er oft mit einem strahlenden Lächeln kundtat, wenn man in zuhause besuchte. Joseph Fischer war vor allem in seiner Rentnerzeit ein „Botschafter seiner Heimat“. Er trug den Namen seiner Heimatgemeinde Dörlinbach weit über die Region hinaus. Seine Passion war vor allem der Schwarzwald und die konnte er buchstäblich im Radfahrverein „Schutterbund“ Dörlinbach und dessen Wandergruppe ausleben. Viele Pokale, Teller aus Zinn und Porzellan zierten beim ihm zuhause die Regale und Wände. Es dürfte wohl kaum einen Wanderweg im Schwarzwald geben, der nicht von Joseph Fischer durchforstet wurde. Mit Rucksack und Wanderschuhen zog er so viele Jahre über Berge und Täler. Zwar hatten die Wanderungen im hohen Alter merklich abgenommen, aber auf seine Spaziergänge im Ort verzichtete er nie. Unverzichtbar bis zuletzt war auch seine im Alter entdeckte Leidenschaft für Kreuzworträtsel und Sudoku.
Engagement fürs Minigolf
Der „Fischer Sepp“ ist aber vielen Dörlinbachern wegen eines anderen Engagement noch bestens vertraut. Und vielmehr noch seine Ehefrau Elsa. Jahrzehntelang betreuten die beiden die Miniaturgolfanlage (heute eine Pit-Pat-Anlage) nur unweit ihres Wohnhauses. Ein Pächter-Ehepaar, wie man es heutzutage sicherlich nicht mehr vorfinden wird. Selbst wenn die Anlage offiziell geschlossen hatte, hieß es noch lange nicht, dass man auf sein Eis oder auf ein Minigolfspiel verzichten musste. Einfach zu Hause bei den Fischers klingeln und in der Regel wurde dann auch ohne Murren der Wunsch nach Eis oder auf ein Minigolfspiel außer der Zeit erfüllt. Ein Part, den dann aber in der Regel Joseph Fischers Ehefrau Elsa übernahm. Er hingegen war stets bemüht, den Kiosk samt Überdachung im Schuss zu halten und gegebenenfalls anfallende Reparaturen selbst zu erledigen.

Veröffentlicht am 7. Mai 2021 / red / cbs

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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