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Der Wanglerhof

Lesedauer: 4 Minuten

Von drei Großbränden heimgesucht

Der Wanglerhof im Wurzgraben gehörte früher einmal zusammen mit dem Mattesenhof (Schulzenhansenhof am Kapellenberg) und dem Jägertonihof im Prinschbach zu einem riesigen Hofgut. Der Hof muss früher allerdings an einem anderen Ort gestanden haben. Vermutlich näher bei der Dorfmühle im Mühlweg. Denn in der Schweighausener Pfarrchronik heißt es nämlich, dass am 26. August 1776 morgens gegen zwei Uhr der Hof des Wanglerbauers in Dörlinbach, der „grad von der herrschaftlichen Mühle herüber stunde“, in Brand geraten sei.

April 2021: Blick vom Kappelberg auf den Wanglerhof. Es ist sicherlich eines der beliebtesten Motive vom imposanten Hofgebäude.
Der Wanglerhof im Wurzgraben gehörte früher einmal zusammen mit dem Mattesenhof (Schulzenhansenhof am Kapellenberg) und dem Jägertonihof im Prinschbach zu einem riesigen Hofgut. Der Hof muss früher allerdings an einem anderen Ort gestanden haben. Vermutlich näher bei der Dorfmühle im Mühlweg. Denn in der Schweighausener Pfarrchronik heißt es nämlich, dass am 26. August 1776 morgens gegen zwei Uhr der Hof des Wanglerbauers in Dörlinbach, der „grad von der herrschaftlichen Mühle herüber stunde“, in Brand geraten sei. In nur wenigen Stunden sei der Hof bis auf den Boden abgebrannt gewesen. Dass Hof und Mühle einst näher beisammen standen als heute belegt auch die Aussage: „Die Mühle stand sehr in Gefahr auch ein Raub der Flammen zu werden“. Weiter steht geschrieben, dass die Schuttertäler sich sehr hilfsbereit und nachbarlich in diesem schicksalhaften Moment gezeigt hätten. Dass der Hof seinerzeit anderswo gestanden ist, bezeugt auch Alt-Hofbauer Wilhelm Wangler (Jahrgang 1935). Vielmehr noch: Er ist sich sicher, denn genauen Standort gefunden zu haben.
Der Wanglerhof im April 2021. Der Hof ist ein beliebter Blickfang für Spaziergänger und Spaziergängerinnen oder Hobbyfotografen und -fotografinnen.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Mai 2004: Blick auf den Neubau des Wanglerhofs. Die ortsansässige Baufirma Grimm hatte das Hofgebäude mit Stallung neu aufgebaut.
Für Alt-Hofbauer Wilhelm Wangler stand der Wanglerhof an der Ecke Dorfweg / Unterrain, wo sein Bruder Joseph Wangler (Jahrgang 1939) sein Wohnhaus errichtet hat. Bei den Bauarbeiten stieß sie auf Balken und Mauerreste, die einmal zum alten Hofgebäude gehört haben, sind sich beide Brüder sicher. Auch Krüge und andere Utensilien, die dem alten Hofgebäude zugeordnet werden können, habe man damals beim Ausheben der Baugruppe gefunden
1776 loderten erstmals die Flammen
Der Brand im August 1776 fällt noch in die Zeit von Joseph Wangler (1710 bis 1787), der übrigens vom Jägertonihof abstammt. Er könnte der erste Wangler-Bauer am heutigen Standort im Wurzgraben gewesen sein. Dies ist jedoch nicht eindeutig gesichert. Der erste Wangler-Bauer könnte aber auch sein Sohn Christian Wangler (1761 bis 1810) gewesen sein, der zum Zeitpunkt der tragischen Brandnacht 1776 gerade einmal 15 Jahre alt war. Somit ist die Familie Wangler je nach Rechnung seit neun beziehungsweise zehn Generationen auf dem Hofgut im Wurzgraben zuhause (Stand 2021). Gut ein Jahrhundert später musste im Jahre 1848 die Familie von Andreas Wangler (1820 bis 1902) und dessen Ehefrau Agnes, eine geborene Mayer (1831 bis 1890) einen erneuten Vollbrand miterleben. Abermals musste das Hofgut neu aufgebaut werden. Die nachfolgenden Generationen blieben von Brandkatastrophen verschont bis ins neue Jahrtausend hinein. Allerdings wäre der Hof kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs beinahe erneut den Flammen zum Opfer gefallen. Französische Soldaten beobachteten, wie ein deutscher Soldat im Hofgebäude verschwand. Die Wanglers bestritten zunächst dem französischen Militär gegenüber, dass sich ein deutscher Soldat in ihrem Haus befindet. Daraufhin stellten sie dem Bauer ein Ultimatum. Wenn sie ihn nicht herausgeben würden, werde der Hof in Flammen aufgehen. Die Franzosen waren entschlossen alles niederzubrennen. Angesichts dieser Drohung war das Schicksal des deutschen Soldaten besiegelt, die Bauersleute übergaben ihn dem französischen Militär. Ihm passierte jedoch nichts, wenn man einmal davon absieht, dass er nun erst einmal für einige Zeit in Kriegsgefangenschaft kam. Besagter deutscher Soldat stammte übrigens aus Dörlinbach. Und so ging ein Jahrhundert zu Ende, ohne dass Feuer den Hof heimsuchte. Doch zu Beginn des neuen Jahrtausends kam die Feuersbrunst erneut auf den Hof zurück. Die Tragödie brach an einem Donnerstagabend im April 2002 über die Familie herein – während einer Geburtstagsfeier. Es war der 67. Geburtstag von Alt-Bauer Wilhelm Wangler. Am 11. April 2002 schreckten um 19.18 Uhr die Sirenen die Geburtstagsgäste, die nichts ahnend fröhlich beisammen saßen, als auch die Leute im Schuttertal auf. Das Feuer war in einem Heulager ausgebrochen und bereitete der gerade stattfindenden Familienfeier ein jähes Ende. Schnell war der ganze Ort auf den Beinen. Viele helfende Hände waren herbeigeeilt, um noch etwas vom Hab und Gut zu retten. Doch die gierigen Flammen ließen den Helferinnen und Helfer kaum eine Chance.
2002 der letzte große Brandkatastrophe
Das Problem für die vielen Helfer und für die anrückenden Einsatzkräfte war gespenstisch. Denn Ziegel folgen teils wie Geschosse durch die Gegend. Ein Szenario wie auf einem Schlachtfeld. So hatten auch die Feuerwehren aus dem gesamten Schuttertal (von Schweighausen bis Lahr) zunächst nur wenig Spielraum, um das immer mächtiger werdende Feuer einzudämmen. Das Hauptaugenmerk lag somit erst einmal darauf, den angrenzenden Neubau abzuschirmen und das Großvieh zu retten. Durch das beherzte Engagement der Dörlinbacher Bürgerinnen und Bürger sowie den ersten Einsatzkräften konnten die 54 Kühe und sechs Schweine allesamt gerettet werden. Ein Feuerwehrmann aus Lahr zeigte sich besonders beeindruckt von dem Engagement der Dörlinbacher. „Wie hier die Dorfgemeinschaft zur Hand geht, mitfühlt und mitleidet, das hat mich schon beeindruckt.“ Die ganze Nacht über mussten immer wieder Glutnester bekämpft werden. Am Morgen danach war dann der Wanglerhof total ausgebrannt. Der stattliche Hof wurde ein Raub der Flammen und verschwand zunächst aus dem Ortsbild. Jedoch nicht lange. Die ortsansässige Baufirma Grimm hatte das Hofgebäude mit Stallung neu aufgebaut. Ab Mai 2004 war der Wanglerhof wieder ein Blickfang für die Leute. Beispielsweise für Spaziergänger und Spaziergängerinnen oder Hobbyfotografen und -fotografinnen. Eines der beliebtesten Motive vom imposanten Hofgebäude ist sicherlich, wenn man vom Kapellchen gen Westen blickt. Es sei noch angemerkt, dass die Hofbauern früher meist auch das Amt des Vogts beziehungsweise des Bürgermeisters inne hatten (siehe Vermerke in der nachfolgenden Auflistung).

Die Wangler-Familien am alten Standort (heute Unterrain):

  • Jacob Wangler (Jahrgang nicht bekannt / gestorben 1713)
  • verheiratet mit 
  • Anna Wangler geborene Strohler (Jahrgang nicht bekannt / gestorben 1701)
  • Andreas Wangler (1671 bis 1756)
  • verheiratet in erster Ehe mit
  • Margaretha Wangler geborene Offenburger (1671 bis 1756)
  • verheiratet in zweiter Ehe mit
  • Afra Wangler geborene Isenmann (Lebensdaten nicht bekannt)

Die Wangler-Familien auf dem heutigen Hofgut im Wurzgraben:

  • Joseph Wangler (1710 bis 1787)
  • verheiratet in erster Ehe mit
  • Franziska Ohnemus (1717 bis 1768)
  • verheiratet in zweiter Ehe mit
  • Agatha Wangler geborene Burger (Jahrgang nicht bekannt / gestorben 1772)
  •  
  • Christian Wangler (1761 bis 1810)
  • verheiratet mit
  • Katharina Wangler geborene Eble (1764 bis 1846)
  •  
  • Anton Wangler (1798 bis 1848)
  • verheiratet mit
  • Verena Wangler geborene Biehler (1800 bis 1850)
  •  
  • Andreas Wangler (1820 bis 1902)
  • Bürgermeister von 1862 bis 1872
  • Bürgermeister von 1878 bis 1884
  • verheiratet mit
  • Agnes Wangler geborene Maier (1831 bis 1890)
  •  
  • Anton Wangler (1862 bis 1939)
  • Bürgermeister von 1905 bis 1917
  • verheiratet mit
  • Paulina Wangler geborene Zehnle (1860 bis 1937)
  •  
  • Wilhelm Wangler (1895 bis 1982)
  • verheiratet mit
  • Maria Wangler geborene Hupfer (1908 bis 2007)
  •  
  • Wilhelm Wangler (Jahrgang 1935)
  • verheiratet mit
  • Karolina Franziska Wangler geborene Zehnle (Jahrgang 1937)
  •  
  • Matthias Wangler (Jahrgang 1968)
  • verheiratet mit
  • Christa Wangler geborene Müller (Jahrgang 1973)

Veröffentlicht am 12. Mai 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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