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Derlebacher G’schichtle Folge 26

Lesedauer: 3 Minuten

Von Entenkönigen und völlig verrückten Bootsregatten

Einen „Siedlungskönig“ hatten die Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher schon seit eh und je. Dieser „Titel“ war sozusagen einen Übername für einen Bürger im Ort. Im Juli 2000 gab es jedoch auf einmal „Entenkönige“ im Dorf, die eine spritzige neue Geschichte mit sich brachten. Es war beim „Bremmewinkel“-Hock der Bremsdorfer Narrenzunft, als die bunten Quietsch-Enten zum ersten Mal die Schutter herunterschwammen – ein Anblick, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen verzauberte.

Derlebacher Gschichtle Folge 26
An jenem Sonntag und Montag schnatterten rund 100 leuchtende Enten auf dem Wasser. Alle fieberten mit und setzten leidenschaftlich auf die Startnummern ihrer Lieblingsenten. Die Freude war groß, als die ersten Dörlinbacher Entenkönige bekannt gegeben wurden: Wilhelm Billharz (Jahrgang 1964), Willi Stöhr (Jahrgang 1945), Helmut Singler (Jahrgang 1949), Walter Ohnemus (1957 bis 2006) und Mike Ohnemus (Jahrgang 1988), trugen stolz ihren Titel – und ein bisschen Verantwortung! Denn der Titel war mit einer kleinen „Pflicht“ verbunden.
Derlebacher Gschichtle Folge 26
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 26
Alle Entenkönige verpflichteten sich an einer völlig verrückten Bootsregatta auf der Schutter teilzunehmen. Der aufregendste Teil des Hocks kam somit am zweiten Tag, wenn die Schutter zur Bühne der Kreativität wurde. Die Kinder und Jugendlichen, die ihrer Fantasie freien Lauf ließen, präsentierten ihre einzigartigen, selbstgebauten Bootskreationen. Doch manchmal mussten die Bootsführer unfreiwillig ins Wasser, als einige Boote bei der ersten Kurve hinters Mosers kenternd den Dienst quittierten. Der Höhepunkt am Abend war jedoch das Rennen der Erwachsenen, das im Schein von Fackellichtern gestartet wurde. Das Wasser glänzte, die Stimmung war aufgeheizt und der Duft von Gegrilltem lag in der Luft. Ein ganz besonderes Boot stach damals bei der Premiere im Juli 2000 hervor: Johannes Ohnemus (Jahrgang 1960), ein kreativer Kopf, der sein Meisterwerk selbst zusammenzimmerte, brachte alle zum Staunen.
Schade, dass solche ereignisreichen Feste in Dörlinbach heute nur noch Erinnerungen wecken. Mit dem Ende der „Bremmewinkel“-Hocks verschwand nicht nur der Spaß der Entenrennen, sondern auch die fröhlichen Regatten mit den charmantesten selbstgebauten Booten – einmal sogar mit Badewannen als schwimmendes Gefährt. Doch während die Enten in unserer Erinnerung schnattern und die Schutter still vor sich hin fließt, bleibt die Hoffnung, dass das Lachen und die bunten Feste an der Schutter eines Tages wiederkehren. Denn eines ist sicher: In Dörlinbach gab und gibt es immer Platz für ein bisschen mehr Freude und die ein oder andere Entenkönig-Krone!

Veröffentlicht am 30. Mai 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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