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Derlebacher G’schichtle Folge 35

Lesedauer: 3 Minuten

Erzählungen aus der Anfangszeit des CB-Funks

Als Geburtsland des CB-Funks gelten die Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Jene handlichen Geräte zum Empfangen und Senden wurden dort nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals offiziell auch für Privatpersonen erlaubt. Die Geräte, die dann später als CB-Funk immer beliebter wurden, kamen dann zu Beginn der 1960er-Jahre auf. Auch in Deutschland fanden die Geräte ihre Interessenten und Interessentinnen. Mitte der 1970er-Jahre verbreitete sich der CB-Funk letztlich auch im Schuttertal.

Derlebacher Gschichtle Folge 35
Vor allem bei jungen Leuten stieß das damals gängige 27-MHz-Funkgerät auf großes Interesse, nachdem im Juli 1975 vom damaligen Bundesministerium für Post und Telekommunikation zwölf Kanäle für alle freigegeben wurden. Der sogenannte Jedermannfunk (seinerzeit wurde hierzulande noch nicht vom CB-Funk gesprochen) nahm nun auch in Dörlinbach Fahrt auf. Zunächst waren es fast ausschließlich junge Männer aus dem Ort, die sich ein Sprechfunkgerät vor allem in ihr Auto einbauten.
Derlebacher Gschichtle Folge 35
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 35
Manch einer hatte kein Autoradio, aber ein solches Autofunkgerät durfte nirgends fehlen. Schließlich bot dieses Gerät eine Vielzahl neuer Möglichkeiten. Treffen konnten so problemlos besprochen und organisiert werden und vieles mehr. Und im Urlaub war das Autofunkgerät oft eine nützliche Hilfe. Aber auch Schabernack wurde gelegentlich damit betrieben und mitunter gab es auch Ärger an den damals noch bestehenden Grenzen, denn nicht in jedem Land waren die Geräte erlaubt.
Keine Erlaubnis für Italien
Letzteres widerfuhr einer Gruppe junger Leute aus Dörlinbach, die vor 40 Jahren mit drei Autos in dem österreichischen Luftkurort Galtür Urlaub machten. Die jungen Leute aus Dörlinbach planten auch eine Tour über die Hochalpenstraße Timmelsjoch ins italienische Bozen. Das Problem: Nach Italien konnte man damals nicht mit einem CB-Funk-Gerät einreisen. Die hatte man aber in allen drei Autos eingebaut und wurden auch stetig benutzt auf den engen kurvenreichen Hochgebirgsstraßen. Dank der Geräte konnten sie nämlich als „Konvoi“ mehr oder weniger zügig überholen und immer zusammenbleiben. Denn der Vorausfahrende konnte, nachdem er langsamere Autos überholt hatte, den Nachfolgenden per Funk das „Okay“ für ihren Überholvorgang geben. Es versteht sich von selbst, dass dies bei manchen Insassen in den überholten Autos Kopfschütteln hervorrief. Diese konnten ja nicht ahnen, dass sich der Lenker des überholenden Fahrzeugs sich per Funk abgesprochen hatte. Man mag es als leichtsinnig oder waghalsig ansehen, aber glücklicherweise konnten sich die damaligen Fahrzeuglenker aus Dörlinbach aufeinander verlassen – alles verlief gut und ging ohne brenzliche Situationen ab. Doch oben angekommen standen sie vor dem bereits erwähnten Problem. Mit dem CB-Funk konnten sie nicht weiterfahren. Um einer möglichen Strafe zu entgehen wurden deshalb die Funkgeräte noch vor dem Grenzübergang nach Italien ausgebaut, ebenso die Funkantennen an den Autos entfernt. Nun galt es noch die Geräte samt Antennen in den Autos zu verstecken. Und das war gut und auch notwendig. Denn hätten die italienischen Grenzbeamten den CB-Funk entdeckt, wäre dieser samt Antenne beschlagnahmt worden (selbst wenn die Geräte nicht angeschlossen sind), hat man den Dörlinbacher Urlaubsgästen nach ihrer Rückkehr nach Galtür mitgeteilt.
QSL-Karten als Bestätigung für erfolgreiche Funkverbindungen
Der CB-Funk war noch bis in die 1990er-Jahre hinein im Ort verbreitet. Der eine oder die andere hatte auch eine feste Station zu Hause. Doch die meisten sendeten mit ihren Autofunkgeräten. Eine Besonderheit aus jener Zeit waren die sogenannten QSL-Karten, die vielleicht noch heute in der einen oder anderen Schublade beziehungsweise Erinnerungskiste herumliegen. QSL ist ein Q-Schlüssel aus der Morsetelegrafie und bedeutet: „Ich bestätige den Empfang.“ Diese Bestätigungskarten für eine erfolgreiche Funkverbindung wurden seinerzeit auf der Vorderseite teilweise sehr kunstvoll gestaltet. Die Rückseite, auf der auch die Daten eingetragen werden konnten, war einer Postkarte nachempfunden. Zu den bekanntesten QSL-Karten-Verschicker aus Dörlinbach gehörten übrigens „Whiskey-Bravo“, „Fiesta 1“ und „Fiesta 56“. Ob die Drei jemals eine QSL-Karte nach Italien verschickt haben?!

Veröffentlicht am 5. Januar 2023 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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