Derlebacher G’schichtle Folge 51
Lesedauer: 3 Minuten
Die außergewöhnliche Odysee des Bauern Johann Singler
Heute laden wir euch ein, die fesselnde Geschichte von Johann Singler (1706 bis 1779), einem wagemutigen Bauer in der Hub, zu entdecken. Singler war sage und schreibe sieben Mal verheiratet – und das im faszinierenden 18. Jahrhundert. Sein Leben war unbestreitbar von Schicksalsschlägen mehrfach heimgesucht worden. Die Kindersterblichkeit war bei den Singlers enorm, und mit den Buben schien es offenbar auch nicht klappen zu wollen – zumindest in den ersten Ehen.
Zunächst nahm sich Johann mit Anna Biehler (1707 bis 1757) eine junge Schweighausenerin zur Frau. Sie gebar ihm im Januar 1730 Tochter Appolonia. Was danach genau geschah, bleibt leider im Dunkeln, aber exakt vier Monate nach Appolonias Geburt entschied sich Vater Johann für eine neue Ehe. Er heiratete Catharina Kienzler (1702 bis 1731). Und Appolonias Mutter schloss mit Simon Reinbold, einem Schweighausener, ebenfalls neuen einen Bund – einen Monat nach Johanns erneuten Heirat.
Obwohl sich in dieser Zeit vieles überstürzte im Hause Singler, schien es nun mit dem Stammhalter zu klappen, denn Catharina brachte im Dezember 1730 Sohn Heinrich zur Welt. Doch kurz darauf verstarb Johanns neue Ehefrau im Januar 1731. Und dem nicht genug: Auf den Tag einen Monat später verlor Johann auch seinen Sohn Heinrich im Alter von nur zweieinhalb Monaten. Für Johann gab es anscheinend keine Zeit der Trauer, denn im April 1731 heiratete er zum dritten Mal. Seine neue Ehefrau Magdalena Offenburger stammte aus der Steig in Schweighausen. Sie schenkte ihm im Mai 1732 Tochter Catharina, die übrigens in ihrem späteren Leben zweimal heiratete – jeweils Männer aus Schweighausen. Ein Jahr nach Catharinas Geburt starb Mutter Magdalena (1705 bis 1735). Johann begab sich erneut auf die Suche nach einer Ehefrau und Bäuerin.
Keine Zeit für Trauer
Und auch diesmal ließ Johann keine Gelegenheit verstreichen. Rund 50 Tage später ging er erneut einen Bund fürs Leben ein. Er heiratete Catharina Wangler (Lebensdaten nicht bekannt) aus Ettenheimmünster. Sie gebar ihm zunächst ein Jahr nach der Eheschließung Tochter Maria Anna, die allerdings nur 12 Jahre alt wurde. Da war ja aber noch Christian, doch auch er musste allzu früh diese Welt wieder verlassen. Wie alt er genau wurde, ist nicht bekannt – er starb jedoch im August 1735 vermutlich im Kindesalter. Bereits im November 1735 wagte Johann eine neue Ehe mit Elisabetha Ruf aus dem Loh in Schweighausen. Mit ihr schien der Leidensweg des Bauers aus der Hub endlich zu Ende zu gehen. Zunächst erblickte Sohn Blasius im Januar 1737 das Licht der Welt. Es folgten Ursula, Anastasia, Cäcilia, Magdalena, Johann und Kunigunde. Das klingt verheißungsvoll, aber das war es nun wahrlich nicht! Der Erstgeborene Blasius starb im Alter von 12 Jahren. Ursula wurde nur wenige Tage alt und Anastasia gerade einmal fünfeinhalb Jahre. Der jüngste Sohn Johann teilte das gleiche tragische Schicksal – er wurde nur 14 Monate alt. Die Mädchen Cäcillia, Magdalena und Kunigunde verheirateten sich und zogen weg.
1762 heiratete er zum siebten Male
Mitte des 18. Jahrhunderts heiratete Johann Singler abermals. Der Dörlinbacher nahm sich Antonia Schwab (geboren vor 1725 / Sterbedatum nicht bekannt) aus Schuttertal zur Frau. Sie schenkte ihm nur ein Kind – aber mit Sebastian einen Sohn. Dieser trat im März 1757 in die Welt, in der er allerdings nicht lange sein durfte. Dessen Sterbedatum ist nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass er im Kindesalter verstarb. Fakt ist: Johann Singler heiratete im Mai 1762 ein siebtes Mal. Die Auserwählte war Helena Griesbaum (1735 bis 1795), die ihm schließlich sechs Kinder schenkte. Unter diesen waren die Jüngsten Barbara und Benedikt sowie Maria Theresia, die bereits in den ersten Jahren ihrer Kindheit verstarben. Catharina (1766 bis 1841) wurde nach Ettenheimünster verheiratet. Der mittlere Sohn Johann Georg zog es auch nach Ettenheimmünster, wo er im Laufe seiner Lebensjahre gleich dreimal heiraten sollte. Beim ältesten Sohn Anton (1763 bis 1803) schien das Schicksal den gleichen Weg einzuschlagen wie einst bei seinem Vater. Zwei seiner drei Buben die Anton mit Anna Deibel (1763 bis 1803) hatte, starben leider im Kindes- und Jugendalter. Deren mittlerer Sohn ehelichte Katharina Mayer (1800 bis 1873) und blieb mit ihr kinderlos.
Veröffentlicht am 20. Dezember 2024 / red
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