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Derlebacher G’schichtle Folge 53

Lesedauer: 3 Minuten

Wer hat das letzte Zuckerbrötle stibitzt?

Die besinnliche Weihnachtszeit hat seit Jahrhunderten ihre ganz eigenen Bräuche und Geschichten, die nicht nur das Fest verschönern, sondern auch die Familien zusammenbringen. In Dörlinbach war es keine Seltenheit, dass man den Tannenbaum mit besonderem Schmuck verzierte – und darunter fiel in vielen Familien einst die beliebte Tradition der selbstgebackenen Zuckerbrötle.
Derlebacher Gschichtle Folge 53
Vor rund 600 Jahren begannen die Menschen, ihre Tannenbäume zu dekorieren. Zu dieser Zeit waren Glitzerkugeln und modernes Lametta noch unbekannt. Stattdessen schmückte man die Bäume mit Äpfeln, Nüssen und dem süßen Gebäck, das vor allem in den bescheidenen Zeiten, etwa während des Ersten Weltkriegs, an Bedeutung gewann. Die Kriegsjahre waren schwer und die Ressourcen knapp, aber die Kreativität der Menschen blühte auf. Nicht zuletzt beim Schmücken der Christbäume.
Derlebacher Gschichtle Folge 53
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 53
Die Zuckerbrötle erlangten besonders in den „Notzeiten“ einen großen Stellenwert. Die Kinder, voller Vorfreude und Neugier, scharten sich um den festlich geschmückten Baum, der mit den süßen Leckereien behangen war. Die Konstellation aus getrockneten Früchten und Nüssen trug zur festlichen Stimmung bei, doch die Zuckerbrötchen waren der eigentliche Star des Abends. Ihr süßer Duft erfüllte die Stube und ließ die kleinen Augen noch heller leuchten.
Die süße Leckerei zog magisch an
Doch so schnell wie der Baum geschmückt war, verschwanden auch die Zuckerbrötle. Wenn das letzte Stück vom Ast genommen wurde, hallte oft der berühmte Ausruf durch den Raum: „Wer hat das letzte Zuckerbrötle stibitzt?“ – ein fröhliches Rätsel, das für viel Gelächter in den Stuben sorgte. Sobald dann das letzte Brötchen vernascht war, schwand meist auch das Interesse am Weihnachtsbaum. Schließlich war die magische Anziehungskraft der süßen Leckerei verschwunden.
Auf dass die Zuckerbrötle niemals ausgehen!
Diese in „Notzeiten“ geborene Tradition lebt auch in Dörlinbach in der ein oder anderen Familie wieder auf und verbindet so die Generationen. Zugleich zeigt es uns, wie aus einfachen Bräuchen großartige Erinnerungen entstehen können. Beim Schmücken des Tannenbaums sollte man nie vergessen: Es sind die kleinen Dinge und die gemeinsamen Erlebnisse, die das Fest wirklich besonders machen. In diesem Sinne – fröhliche Weihnachten und auf dass die Zuckerbrötle – egal ob sie aus der Dose kommen oder am Baum hängen – niemals ausgehen!

Veröffentlicht am 24. Dezember 2024 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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