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Derlebacher G’schichtle Folge 54

Lesedauer: 3 Minuten

Süßes zur Fasnachtszeit

Mit dem Beginn der Fasnacht zieht ein bunter Reigen an Bräuchen und Süßigkeiten in die Dörfer ein. Besonders charmant war das „Gutselewerfen“, das am Fasentmändig, also Rosenmontag, seinen Höhepunkt fand. In Dörlinbach hat Oskar Wehrle (1897 bis 1983) vor vielen Jahren diesen Brauch eingeführt: Schulkinder und Jugendliche versammeln sich zwischen dem Rathaus und dem Gasthaus „Zum Löwen“, um den Dorfbäcker zu empfangen, der mit einem prall gefüllten Korb voller Gutsele (Bonbons) vor die Türe trat.
Derlebacher Gschichtle Folge 54

Leider sind die Zeiten, in denen Bonbons in Hülle und Fülle geworfen wurden, längst vorbei. Die Bäckerei, wo einst Oskar zu Hause war, gibt es auch nicht mehr. Heutzutage kennen die Kinder das Gutselewerfen nur noch aus den Erzählungen ihrer Eltern, denn im Dorf selbst wird das süße Werfen längst nicht mehr praktiziert. Der Zauber dieser Tradition lebt dennoch fort und schafft Erinnerungen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Zum Gutselewerfen werft auch mal einen Blick in den Blog-Beitrag „Gutsele und Fasentstanz“ vom 8. April 2021.

Derlebacher Gschichtle Folge 54
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 54
Ebenfalls untrennbar mit der Fasnacht verbunden ist das beliebte Brauchtum des „Fasentsküchle-Backens“. In früheren Zeiten wurde diese köstliche Beschäftigung in fast jedem Haushalt gepflegt. Vorbereitungen waren angesagt: Alle Zutaten mussten Zimmertemperatur haben, weshalb sie meist am Abend vorher auf den Tisch gelegt wurden. Der Hefeteig wurde liebevoll zubereitet und durfte an einem warmen Ort für eine halbe Stunde ruhen – nicht jedoch im Backofen!
Ein großer Spaß für die ganze Familie
Das Ausrollen der Küchle war für viele Familienmitglieder ein großer Spaß. Die Kinder halfen eifrig dabei, die Teigstücke mit einem Backrädchen in die perfekte Form zu bringen. Und wer könnte schon der Versuchung widerstehen, ein Stück vom frisch geformten Hefeteig „vorzukosten“? Nach dem Backen kam dann der schönste Teil: Das Bestreuen der Küchle mit Puderzucker oder Zimtzucker! Irgendwie war es jedesmal eine kleine Feier für die Sinne und für die ganze Familie.
Comeback der traditionellen Rezepte
In der heutigen Zeit erleben diese traditionellen Rezepte ein Comeback. Viele Menschen machen sich wieder daran, die köstlichen Scherben und Küchle zu backen und die alten Familienrezepte aus der Schublade zu kramen. Für alle, die nicht mehr im Besitz eines solchen Rezepts sind: Im Internet finden sich zahlreiche Anleitungen, die zum Nachbacken einladen. Ein gemeinsames Merkmal all dieser Rezepte bleibt: Puderzucker und Zimt sind unverzichtbare Zutaten! Manche empfehlen sogar, beide Zutaten zu mischen, bevor man den Küchlen den letzten Schliff verleiht – da läuft einem das Wasser im Mund zusammen!

Ein Muss zur Fasnachtszeit

Egal ob nach Tradition oder mit neuen Ideen – diese süßen Leckereien sind ein absolutes Muss zur Fasentszeit! Und auch in Zeiten, in denen Allergien und Unverträglichkeiten zunehmen, sind viele Köche kreativ geworden. So gibt es mittlerweile auch glutenfreie und laktosefreie Varianten der klassischen Fasentsküchle. Mit diesen Anpassungen kann jeder mitgenießen, während wir die fröhliche und närrische Zeit feiern.

Veröffentlicht am 29. Dezember 2024 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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