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Derlebacher G’schichtle Folge 6

Lesedauer: 3 Minuten

Ein ungewöhnliches Klassentreffen

Im August 1988 schaffte es ein wahrlich ungewöhnliches Klassentreffen in die Schlagzeilen der lokalen Presse zu kommen. Klassentreffen einmal anders dachten sich einige Angehörige des Jahrgangs 1956. So sollten nicht nahegelegene Schönheiten des Schwarzwaldes, des Kaiserstuhls oder des benachbarten Elsass Ziel des Treffens sein.

Derlebacher G'schichtle
Es ging in das „Paris des Ostens“ nach Budapest, wie die ungarische Metropole vor allem wegen seines Nachtlebens bezeichnet wird. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten fanden sich die Dörlinbacher (Mädels waren keine dabei) recht schnell in Budapest zurecht. Und so widmeten sich die Schulkameraden von einst neben Bildung, Freizeit und Nachtleben auch der ungarischen Kultur.
Derlebacher G'schichtle
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher G'schichtle
Ein Höhepunkt war dabei der Besuch beim Tanzensemble „Budapest“, das seit 1958 einen Teil der ungarischen Tanzkunst bildet. Ein Ensemble, das die Volks- und auch nationalen Traditionen auf eindrucksvolle Weise pflegt und fördert. Beeindruckt waren die Dörlinbacher vor allem vom berühmten „Csárdás-Paartanz“ und insbesondere natürlich von den Tänzerinnen. Einer der Dörlinbacher wollte nach der Aufführung sein tänzerisches Talent zur Kontaktaufnahme nutzen. Eine Csárdás-Tänzerin wurde aufs Parkett gebeten. Schnell wurde jedoch besagtem Dörlinbacher vor Augen geführt, wer hier die Hosen an hat. Die Dame führte ihn recht dominant und gab somit sichtlich den Ton auf der Tanzfläche an. Dieses und andere Erlebnisse in Budapest der 1956er schafften es wie bereits erwähnt in die hiesige Tagespresse. Das wiederum fanden einige Schulkameradinnen überhaupt nicht toll. Im Gegenteil, sie waren verärgert und schrieben postwendend einen Leserbrief. Sie kritisierten vor allem, dass es nur ein paar Jungs aus der Klasse waren und nicht der ganze Jahrgang, wie man ihrer Auffassung nach beim Lesen des Zeitungsberichts meinen könnte. Die Frauen taten so ihren Unmut öffentlich kund, die betroffenen Männer juckte es nicht und die Öffentlichkeit dürfte wohl beim Zeitung lesen ihren Spass gehabt haben. Ach ja, es sei noch angemerkt: Ob Retourkutsche oder nicht, die verärgerten Frauen kündeten im besagten Leserbrief an, dass es in Kürze ein Klassentreffen für die sogenannten „Daheimgebliebenen“ im Europa-Park in Rust geben werde – ohne die Budapest-Fahrer versteht sich!

Veröffentlicht am 10. Dezember 2021 /red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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