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Pfarrer Franz Wölfle

Lesedauer: 3 Minuten

25 Jahre wirkte er in Dörlinbach

Vikar Josef Schmid (1900 bis 1975) war der erste Pfarrkurat in Dörlinbach nachdem im Jahre 1936 der Ort zur Pfarrkuratie erhoben wurde. Im Jahre 1955 verließ Pfarrer Schmid Dörlinbach in Richtung Welschensteinach. Auf ihn folgte ein Seelsorger, dessen Namen heute noch im Ort bei den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger bestens bekannt ist.

Pfarrer Franz Wölfle (1905 bis 1987) war von 1955 bis 1980 der „Pfarrherr“ von Dörlinbach.
Kein Wunder, denn Pfarrer Franz Wölfle (1905 bis 1987) wird mit vielen Geschichten und Anekdoten verbunden. Mal sind es „leidvolle“ Erfahrungen im Religionsunterricht, mal sind es humorvolle Begegnungen mit ihm, mal sind es legendäre Sonntagspredigten und vieles mehr. Letzteres – die Sonntagspredigten – waren vor allem bei jenen gefürchtet, die gerne einmal über die Strenge hauten.Ein Vorschlag, der jedoch bei den Gemeinden des hinteren Schuttertals auf keine große Gegenliebe stieß, zumal der Sitz der Großgemeinde vermutlich dann auch in Seelbach gewesen wäre. Zwischen Dörlinbach, Schuttertal und Schweighausen kam es deshalb zu Gesprächen, bei der die Überlegung reifte, gemeinsam eine Gemeinde zu gründen. Einer solchen Vereinigung stimmten letztlich die Bürgerinnen und Bürger der Obertalgemeinden mehrheitlich zu.
Pfarrer Franz Wölfle wird anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums am Pfarrhaus abgeholt.
Pfarrer Franz Wölfle wird anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums am Pfarrhaus abgeholt.
Denn jenem Dorfpfarrer entging (fast) nichts. Und spätestens bei der Sonntagsansprache des Pfarrers von der Kanzel wussten alle im Dorf, was geschehen war. Ihm kamen dabei nie Namen über die Lippen. Wer aber genau hinhörte, der konnte zwischen den Zeilen des Pfarrers heraushören, wer der „Übeltäter“ gewesen war.

Neue Form des Vaterunser

Willkommen war Pfarrer Wölfle immer bei den Geburtstagsjubilaren, denn für sie hatte er meist ein besonderes Mitbringsel dabei – einen edlen Tropfen. Aber nicht irgendeiner, der Jahrgang des Weines entsprach natürlich dem Jahrgang des Jubilars. Als sich im Jahre 1975 eine Katholische Junge Gemeinde (KJG) im Ort formierte war Wölfle der neuen katholischen Jugendbewegung durchaus aufgeschlossen. So gab es auch fortan Kinder- und Jugendgottesdienste in der Pfarrkirche. Mitunter allerdings mit kleinen „Stolpersteinen“ – ein Beispiel: Die jungen Leute hatten ihrem Pfarrer unterbreitet, dass sie im Rahmen eines Jugendgottesdienstes eine neue Form des Vaterunser vortragen wollen. Wölfle willigte ein. Die KJG'ler präsentierten das Vaterunser neu. Doch kaum war es verklungen meinte der Dorfpfarrer zur Gemeinde: Das sei das Vaterunser der Jugend gewesen, jetzt beten wir noch einmal das richtige Vaterunser. Überliefert ist auch eine Geschichte in dessen Mittelpunkt ein Plattenspieler stand: Die KJG wollte in einem Kinder- und Jugendgottesdienst zum ersten Mal einen Plattenspieler für eine Meditation einsetzen. Auch hier willigte der Pfarrer ohne zu Zögern ein. Die Glocken hatten bereits zum Gottesdienst gerufen, die Gemeinde war versammelt, aber noch kein Pfarrer in Sicht. Statt ihm kam plötzlich dessen Haushälterin in die Sakristei und teilte den verantwortlichen KJG'lern mit, dass der Pfarrer nicht kommen würde. Er ließ den verdutzten Jugendlichen ausrichten, sie mögen doch einen Wortgottesdienst abhalten. Das machten sie dann auch mit Bravour und die Leute in der Kirche bekamen nichts davon mit, was zuvor hinter den Kulissen geschah. Des Pfarrers Begründung für sein Nichterscheinen: Ihm war der Einsatz des Plattenspielers zu modern. Aber er ließ die Jugend immer wieder gewähren und so kam es zu späteren Zeitpunkten doch noch zu Kinder- und Jugendgottesdiensten mit Pfarrer und mit modernen Medien.

Baumaßnahmen gleich zu Beginn

Pfarrer Franz Wölfle feierte im Oktober 1956 sein Silbernes Priesterjubiläum an seiner neuen Wirkungsstätte in Dörlinbach. In Wölfles Zeit fielen zudem weitere wichtige und einschneidende Veränderungen für die Pfarrgemeinde. Gleich zu Beginn seines Wirkens war Wölfle mit dem Bau eines neuen Kirchturms gefordert. Damit verbunden war die Anschaffung eines neuen Geläutes sowie der Bau einer Sakristei. Dies geschah in den Jahren 1957 bis 1959. Kurz darauf ein weiteres wichtiges Datum: Am 18. Dezember 1962 wurde das in den Jahren 1922 / 1923 erbaute Gotteshaus zur Pfarrkirche erhoben. Die katholische Kirchengemeinde war somit zur selbstständigen Pfarrgemeinde St. Johannes geworden. Siehe dazu auch unter Blog-Beitrag „Gotteshaus ab 1132“ vom 12. März 2021.

Dörlinbach ehrt seinen langjährigen Pfarrer

Im Jahre 1971 stand für Wölfle noch einmal ein wichtiger Tag in seinem Priesterleben an. Ihm war es vergönnt auch sein 40. Priesterjubiläum in Dörlinbach zu feiern. Ein großer Tag für die ganze Gemeinde. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1980 war Pfarrer Franz Wölfle Ortsgeistlicher in Dörlinbach gewesen. Ihm folgte Pfarrer Anton Doll. Wölfle verbrachte seinen Ruhestand in Oberkirch-Ödsbach. Dort konnte er noch einige Jahre anfallende seelsorgerische Aufgaben erfüllen. Kurz nachdem er das Schuttertal verlassen hatte feierte er in der kleinen Pfarrei in Ödsbach sein Goldenes Priesterjubiläum. Bei dieser Feier im Frühjahr 1981 nahmen nicht nur Vertreterinnen und Vertreter der Sankt-Johannes-Gemeinde und auch der Gemeinde Schuttertal teil. Der katholische Kirchenchor sowie die Musik- und Trachtenkapelle aus Dörlinbach waren eigens dafür nach Ödsbach angereist, um Wölfles großen Tag würdig zu umrahmen. Wölfle starb im Oktober 1987 im Alter von 82 Jahren in Ödsbach.

Veröffentlicht am 5. April 2021

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