Die Maske der „Säcklistrecker“ war seinerzeit in dieser Gegend schon etwas gewöhnungsbedürftig. Hergestellt in einem Basler Larven-Atelier zeichnete sie sich durch ihre Schlitzohrigkeit aus. Schließlich sollte die Maske einen „Säcklistrecker“ darstellen. Wert gelegt wurde daher auch auf entsprechende „Pfussbacke“. Die Haarpracht war füllig, zottelig, hell und blond. Das Markante an der Kleidung waren zweifelsohne die mit Hosenträgern getragene „Ribilihose“. Apropos Schlitzohrigkeit: Die legten die „Säcklistrecker“ damals auch immer bei den Besuchen in Basel an den Tag. Denn das Larven-Atelier befand sich mitten in der Altstadt, wo Knöllchen beim Abholen der Masken nahezu unvermeidbar waren. Also wechselte man jedes Mal das Auto, um so den schweizer Geldforderungen zu entgehen. In jenen Jahren funktionierte das noch, was heute so sicherlich nicht mehr möglich wäre.
Anfangs manchen etwas „zu brav“
Sie würden etwas brav daherkommen, wurde hier und da Kritik nach den ersten Umzügen laut. Dies bezog sich allerdings nur auf die Marschformation und sollte sich ohnehin bald ändern. Denn die „Säcklistrecker“ boten nicht nur auf der Bühne und bei den Umzügen vermehrt eine fetzig-laute Show, sondern auch abseits. Dafür sorgten weniger die Musikinstrumente sondern vor allem die mitgebrachten „Metzgerssäckle“ – prall gefüllt mit Speck, Wurst, Brot und vielem mehr. Die „Säcklistrecker Gugge“ wurden so auch zu einem genialen Werbeträger für die Zunft. Im Oktober 1988 wurde erstmals zu einem Internationalen Guggemusik-Festival nach Dörlinbach eingeladen. Deren folgten mit den Jahren zwar viele, aber es blieb zunächst einmal mit Abstand das größte seiner Art. Denn nicht weniger als 17 Guggemusiken aus Deutschland und der Schweiz nahmen daran teil. Bis weit nach Mitternacht bebte damals die Dörlinbacher Festhalle. Bei der fünften Auflage gab es eine Besonderheit: Die erste Internationale Guggemusik-Königin wurde im Rahmen dieses Festivals gewählt. Auf Claudia I. aus Wilstätt-Sand folgte zwei Jahre später Laila I. aus Eschbach. Danach verschwand jedoch die Miss-Wahl wieder aus dem Rahmenprogramm. Fortan standen bei diesen Treffen nur noch die Auftritte der Guggemusiken im Blickpunkt des Geschehens.
Es kam eine Zeit der Auf und Ab's und die Guggemusik veränderte sich in ihrem Erscheinungsbild. Zunächst waren es die Haare, die 1994 buchstäblich einen geordneten Haarschnitt bekamen und von hell zu dunkel wechselten. Eine Zeit lang waren sowohl die alten blonden als auch die neuen cooleren schwarzen Wuschelköpfe bunt gemischt bei Auftritten der Guggemusik zu sehen. Die nächste Änderung erfolgte im Jahre 2007. Das äußere Erscheinungsbild entfernte sich zusehends vom Urspungsgedanken eines „Säcklistreckers“. Denn fortan trugen die frisch gestylten „Säcklistrecker“ einen roten Mantel mit schwarzem Kragen.
2009 Abspaltung von der BNZ
Die größte Veränderung sollte allerdings erst zwei Jahre später kommen. Diese hatte jedoch nichts mit dem Erscheinungsbild der Säcklistrecker-Figur zu tun, sondern mit der Gruppierung selbst. Nach dem Narrentreffen 2009 spaltete sich die Guggemusik von der „Bremsdorfer Narrenzunft“ ab (siehe hierzu auch Blog-Beitrag „Bremsdorfer Narrenzunft“ vom 17. März 2021). Schon kurz darauf wurde ein eigener Verein beziehungsweise eine eigene Zunft gegründet, zu dessen Vorsitzender Klaus Winterer (Jahrgang 1956) gewählt wurde. Die Eigenständigkeit bescherte der Guggemusik den erhofften neuen Aufschwung. Benjamin Beck (Jahrgang 1979) übernahm 2014 den Vorsitz von Klaus Winterer. Und bereits ein Jahr später wurde mit Christoph Göppert (Jahrgang 1986), Sascha Christian Andreas Lauer (Jahrgang 1982) und Pascal Tessmer ein Vorstands-Team gebildet. Es war zugleich das Jahr, indem sich die „Säcklistrecker Gugge“ einem erneuten „Facelifting“ unterzogen hatten. Das neue Erscheinungsbild tendiert nun klar hin zu Guggemusiken vom Hochrhein und der Schweiz. Denn auch die Masken wurden völlig neu gestaltet. Deren Markenzeichen sind jetzt ein großer breit geöffneter Mund, große Nasenlöcher und ein Strohhut obendrauf. Seither tragen die „Säcklistrecker“ auch eine neue Weste unter dem Mantel. Neu ist auch: Seit der Saison 2016 gibt es zudem noch ein Frauen-Häs.Eine elfköpfige Jury, bestehend aus Mitgliedern des „Bremmenrates“, beriet über die unverhoffte Vielzahl der Namensvoschläge und konnte sich letztlich auf einen geeigneten Namen für die Zunftstube einigen. In der Sitzung am 11. November 1985 fiel jene Entscheidung auf den Namen „Bremmeguugi“. Eingebracht wurde dieser Vorschlag von Helmut Singler aus Dörlinbach und Franz Ringwald aus Reichenbach.
Auch wenn seit 2009 die „Bremme“ mit den „Schluchwaldhexe“ und die „Säcklistrecker Gugge“ mit der Tanzgruppe getrennte Wege gehen, die „Bremmeguugi“ wird von beiden Narrenvereinen bis heute für Proben, Sitzungen und andere Dinge genutzt.
Veröffentlicht am 20. März 2021 / red
0 Kommentare