Radfahrverein „Schutterbund“ Dörlinbach
Ältester Verein im Ort
Die Geschichte des ältesten Vereins im Ort beginnt am 12. Mai 1907 und liest sich für heutige Verhältnisse sehr ungewohnt und streng. An jenem Tag trafen sich 19 sportbegeisterte Bürger im Gasthaus „Zum Löwen“ zur Gründungsversammlung. Nach den in dieser Versammlung festgelegten Statuten sollte der Verein den Namen „Radfahr-Verein Schutterbund“ führen. Als Zweck wurde die „Förderung des Radsports“ sowie die „Gemütliche Unterhaltung“ genannt.
Schon 1913 zählte der Verein rund 60 Mitglieder, die nahezu alle auch im Verein tätig waren. Das Ungewöhnliche für die damalige Zeit war jedoch, dass zahlreiche Frauen dazu gehörten, wie unter anderem auch das Bild anlässlich der Fahnenweihe eindrucksvoll belegt. Im Jahre 1914 wurde dann mit dem Kriegsbeginn die Vereinstätigkeit jäh unterbrochen. Nach den Wirren der Nachkriegszeit fanden sich erst im Jahre 1920 wieder Frauen und Männer für einen Neubeginn zusammen. Unter ihnen war allerdings nicht der frühere Vorsitzende Anton Faißt, der ist im Ersten Weltkrieg gefallen. Hermann Billharz (1888 bis 1956) übernahm den Vorsitz und übte dieses Amt bis ins Jahr 1938 aus. Für ein Jahr leitete dann der langjährige Stellvertreter Josef Stöhr vom Unterrain (1981 bis 1967) die Geschicke des Vereins bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Herbst 1939. Zugleich rettete Stöhr das Eigentum des Vereins, darunter zahlreiche Pokale, über die nachfolgenden Kriegsjahre hinweg. Das Vereinsleben kam zu Beginn des Krieges völlig zum Erliegen. Erst am 23. März 1953 fand die erste Versammlung des Radfahrvereins in der Nachkriegszeit statt. 40 Männer bekundeten an diesem Tage ihre Mitgliedschaft, aber keine einzige Frau war dieses Mal beim „Neustart“ dabei. Den Vorsitz übernahm Hermann Faißt (1905 bis 1970), der bis zu seinem Tode die Geschicke des Vereins lenkte. 1970 übernahm dessen bisheriger Stellvertreter Andreas Reith (1946 bis 1972) das Ruder des Dörlinbacher Radfahrvereins. Trotz anhaltender Nachwuchsprobleme im sportlichen Bereich, die seit der Neugründung zu verzeichnen waren, war erstmals ein eine Aufwärtsentwicklung im Verein erkennbar. Nach zehn Jahren im Amt gab Reith den Vorsitz an Walter Hollstein (1935 bis 2020) ab, der letztlich die erhofften neuen Impulse in die Reihen des Vereins brachte. Neben dem Kunst- und Korsofahren kam nun auch noch die Abteilung Wandern hinzu. Die Wandergruppe hatte letztlich die Idee, in Dörlinbach eigene Wandertage zu veranstalten. Hollstein etwas skeptisch, aber er ließ die Gruppe gewähren – auf eigenes Risiko. Und so kam es zu den ersten Internationalen Volkswandertagen im Schuttertal. Es war ein voller Erfolg, denn an der ersten Veranstaltung konnten 1662 Teilnehmer registriert werden. Die Internationalen Volkswandertage fanden fortan jedes Jahr im Oktober statt (siehe dazu auch unter Blog-Beitrag „Internationale Volkswandertage“ vom 14. Juli 2021). Im März 1985 wechselte der Vorsitz erneut. Hermann Josef Rothweiler (Jahrgang 1939) über nahm zu einem Zeitpunkt, als dem Verein rund 30 Korsofahrerinnen und -fahrer hatte. Der Aufwärtstrend hielt an. Unter anderem wuchs die Wandergruppe zeitweilig bis auf 60 Mitglieder an. Zudem kam der Verein im obersten Geschoss der Alten Schule zu einer eigenen Bleibe, die „Radlerstube“ genannt wurde. Hermann Rothweiler gab im Frühjahr 1993 den Vorsitz an Helmut Völker (1955 bis 2021) ab. Der Schwerpunkt lag fortan auf der Korsoabteilung, die mehrere Bezirksmeisterschaften einfahren konnte. Und natürlich auf der Wandergruppe und den eigenen Volkswandertagen. Die Kunstradabteilung, die immerhin auch Bezirksmeister hervorbrachte, musste wegen Nachwuchsproblemen aufgelöst werden. Im Jahre 2013 übernahm Irmgard Ohnemus (Jahrgang 1961) den Vorsitz. Keine leichte Aufgabe, zumal es zu jenem Zeitpunkt auch Querellen im Verein gab. Diese konnten jedoch geräuschlos beigelegt werden. Mit ein Verdienst der neuen Vorsitzenden, die 2017 noch einmal eine Unstimmigkeit innerhalb des Vorstands glätten musste. Im Verein selbst galt das Augenmerk insbesondere auf der zu jenem Zeitpunkt überaus aktiven Wandergruppe und auf den Volkswandertagen im Herbst. Nach 26 Jahren Vorstandstätigkeit, davon sechs Jahre als Vorsitzende, war letztlich Schluss für Ohnemus. Sie gab die Vereinsspitze im August 2019 an Gerhard Schmidt ab. Der „Neue“ führte sogleich einen Radler- und Wandertreff an der Prinschbachhütte ein. Bei diesen Treffs sollten Mitgliedern sowie Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, sich zu informieren und sich über Rad und Wandern auszutauschen.
Die Vorsitzenden des Vereins:
- Josef Grimm von 1907 bis 1910
- Anton Faißt von 1910 bis 1914
- Hermann Billharz von 1920 bis 1938
- Josef Stöhr von 1938 bis 1939
- Hermann Faißt von 1952 bis 1970
- Andreas Reith von 1970 bis 1980
- Walter Hollstein von 1980 bis 1985
- Hermann Rothweiler von 1985 bis 1993
- Helmut Völker von 1993 bis 2013
- Irmgard Ohnemus von 2013 bis 2019
- Gerhard Schmidt von 2019 bis 2021
- Bianca Wacker seit 2021
Veröffentlicht am 2. November 2022 / red
Visuelle Impressionen zur Geschichte:
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