Ein Dorforiginal des 20. Jahrhunderts
Pfiffikus mit spitzer Zunge, viel Witz und Raffinesse
Hermann Fischer ist in Dörlinbach kein seltener Name. Und jene, die ihn tragen oder trugen, haben – jeder auf seine ganz besondere Weise – den Ort mitgeprägt. Aber einer ragt aus ihnen heraus. Nämlich jener, den man als ein ganz besonderes Dorforiginal des 20. Jahrhundert ansehen kann und darf: Hermann Fischer (1886 bis 1983), der als „d‘ ald‘ Fischer“ seinen Platz in der Ortsgeschichte einnimmt.
Hermann Fischer, dem der Schalk buchstäblich im Nacken saß, widmeten wir schon mehrere Blog-Beiträge (siehe Folge 13 in der Reihe Derlebacher G’schichtle „Mit Fahrrad und Nachthemd ins Gefängnis“ vom 6. Februar 2022 sowie Folge 14 „Schalk und Witzeerzähler bis ins hohe Alter“ vom 13. Februar 2022). Schon die Geburt machte aus Hermann Fischer einen besonderen Menschen. Er ist nämlich ein sogenanntes Schalttagkind, er erblickte an einem 29. Februar das Licht der Welt. Komisch an einem solchen Tag auf die Welt gekommen sein, gab es für ihn nie. Im Gegenteil, für ihn war es vor allem mit dem Älterwerden immer was Besonderes. Denn wer kann schon als Dorfältester von sich behaupten, dass er gerade einmal seinen 23. Geburtstag feiert. Und tags zuvor seinen 90. Geburtstag. Hoppla – wieso zuvor?! Wer einmal einen Blick in den Familienteil des Dörlinbacher Heimatbuchs geblickt hat, kann zumindest erahnen warum und ist vielleicht dennoch verwirrt. Im Heimatbuch ist Hermann Fischers Geburtsdatum mit dem 28. Februar angegeben. So soll es nämlich in seinen Passdokumenten gestanden haben. Wie das falsche Datum in seine Papiere kam und nie korrigiert wurde, ließ Fischer zeitlebens offen.
Als blutjunger Kerl lernte er den Volksschriftsteller und katholischen Geistlichen Heinrich Hansjakob (1837 bis 1916) kennen. Immer wieder erzählte er von seinen Begegnungen mit dem Haslacher Heimatdichter, der laut Fischer oft ins Schuttertal gekommen sei. Pferd und Kutsche habe Hansjakob immer in Dörlinbach bei einem Bauern stehen lassen. Dieser lieh ihm dann ein Pferd, mit dem er durch den Durenbach ritt. Am 7. Februar 1921 heiratete Fischer mit knapp 25 Jahren Verena Grimm (1879 bis 1929). Zwei Jahre später bauten die Eheleute ein Haus in der Hauptstraße. Die Ehe mit Verena war allerdings nur von kurzer Dauer, sie verstarb kurz vor ihrem 50. Geburtstag. Bereits am 9. August 1930 trat Hermann Fischer erneut vor den Traualtar und schloss mit Paulina Ketterer (1905 bis 1990) zum zweiten Mal den Bund fürs Leben. Aus deren Ehe gingen sechs Kinder hervor, darunter wieder ein Hermann, zugleich der jüngste Spross. Über seinen ältesten Sohn Joseph Fischer (1931 bis 2019) gibt es übrigens weitere Infos unter dem Blog-Beitrag „Zimmermann Joseph Fischer“ vom 7. Mai 2021. Zwischen den Buben wurden vier Mädchen geboren. Darunter waren auch Zwillinge, die allerdings schon einen beziehungsweise zwei Tage nach der Geburt verstarben.
Zegospieler mit List und Raffinesse
Ohne Schnaps in den Himmel
Veröffentlicht am 20. Februar 2022 / red
Visuelle Impressionen zur Geschichte:
Das könnte Dir auch gefallen:
Der Fenstergucker
Für die Menschen in Dörlinbach ist er ein vertrauter Anblick: Bernhard Engel, Jahrgang 1951, der in seiner charakteristischen Art am Fenster von „s' Moritze Hus“ sitzt und mit jedem Passanten...
Der größte Bänker im Ort
Wer ist wohl der „größte Bänker“ im Ort?! Egal ob „Bänker“ oder „Banker“, es geht nicht um einen leitenden Angestellten einer Bank, wofür beide Schreibweisen stehen. Vielmehr ist ein Dorforiginal...
Abschied im fernen Argentinien
Der gebürtigen Dörlinbacherin Maria Elisabeth Schätzle (1923 bis 1993) haben wir den dritten von nunmehr 228 Blog-Beiträgen auf dieser Internetplattform gewidmet und sie taucht auch immer wieder bei...
Suchdienst für vermisste Soldaten
Laut dem Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) waren zum Ende des Zweiten Weltkriegs rund 20 Millionen Menschen in Deutschland Suchende oder Gesuchte. Und auch in der heimischen Presse war...
Der erste Bürgermeister der neuen Gemeinde
Bernhard Himmelsbach, Jahrgang 1940, schrieb Geschichte als erster Bürgermeister der neuformierten Gemeinde Schuttertal, die 1974 aus den früher eigenständigen Gemeinden Schuttertal, Dörlinbach und...
Das Gesicht der Post
„Trara, die Post ist da! Von weitem hört man schon den Ton, sein Liedchen bläst der Postillion ...“ – diese Zeilen aus dem beliebten Volkslied, verfasst von Johann Rudolf Sigismund Löwenstein (1819...
Seltene und ungewöhnliche Namen
Familiennamen haben in Deutschland eine lange Geschichte. Nachweislich kommen die ältesten Familiennamen aus Italien, wo einige bis ins neunte Jahrhundert zurückreichen, als sie in Venedig ihren...
Menschen von hier in den Schlagzeilen
Zuhause, in der Region und fern der Heimat – die Geschichten der Menschen, die hier aufgewachsen sind, berühren oft nicht nur unsere Herzen, sondern finden auch Einzug in Medien und Schlagzeilen...
Sport als Brücke der Integration
Benjamin Meßner (Jahrgang 1988), aufgewachsen hier in Dörlinbach, hat sich in Köln auf eine außergewöhnliche Reise begeben. Im Jahre 2015 gründete er eine Fußballmannschaft, die mehr als nur ein...
Schwester Maria Engelind Singler
Neun junge Frauen aus Dörlinbach traten dem Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern bei. Unter ihnen auch die beiden Geschwister Theresia Singler (1927 bis 2022) und Franziska Singler...
0 Kommentare