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Zunft- und Brauchtumsabende

Lesedauer: 5 Minuten

Kleine amüsante Reise durch die besten Momente

Mit Beginn der 1980er Jahre, als die winterliche Zeit nicht nur von Kälte, sondern auch von Lebensfreude und närrischem Treiben geprägt war, nahm in Dörlinbach ein besonderes Ereignis seinen Anfang: die Bremsdorfer Narrenzunft. Gegründet aus dem Wunsch heraus, die Tradition des Fasnacht feiern im Ort lebendig zu halten, versammelten sich die Menschen zunächst in der Turnhalle des benachbarten Schuttertals, wo die ersten Zunftabende eine Plattform für kreatives Schaffen und gemeinschaftliches Vergnügen boten.

Impressionen von den Proben zum Zunftabend 1982. Damals wurden die „Bremmesitzungen“ noch in der Schuttertäler Turnhalle abgehalten.
Nach der Einweihung der neuen Turn- und Festhalle auf der Herrenmatt im Jahre 1984 fand im darauffolgenden Jahr die noch junge Narrenzunft im heimischen Dörlinbach ein neue Plattform, um so noch besser der Fantasie und der Lebensfreude der Dorfbewohner und Dorfbewohnerinnen gerecht wurde. Die Zunftabende wurden zu einer Bühne für das Geschehen im Dorf, auf der lokale Ereignisse und Charaktere mit satirischem Witz und einem Hauch von Ironie auf die Schippe genommen wurden.
Impressionen von den Proben zum Zunftabend 1982. Damals wurden die „Bremmesitzungen“ noch in der Schuttertäler Turnhalle abgehalten.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Impressionen von der Generalprobe zum Zunftabend 2003 in der Dörlinbacher Halle. Schon die Proben waren immer eine Riesengaudi.
Tanzbeiträge, darunter die viel bewunderten Männerballetts, Sketche, die das Publikum zum Lachen brachten, und unterhaltsame Büttenreden waren fest im Programm verankert. Diese Abende boten nicht nur eine Gelegenheit zur Unterhaltung, sondern auch einen Raum für Gemeinschaft und Zusammenhalt. Die Erinnerungen an diese Veranstaltungen sind geprägt von fröhlichem Gelächter, innigem Miteinander und dem Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. In den letzten Jahrzehnten haben diese Zunftabende nicht nur Tradition, sondern auch jede Menge Spaß und gute Laune mit sich gebracht. Sie sind ein Schmelztiegel des Humors, der Kreativität und der Gemeinschaft. Während wir die Bühne der Erinnerungen betreten, lassen wir exemplarisch einige der unvergesslichsten Knaller und Lacher Revue passieren, die diese Veranstaltungen geprägt haben. Also lehnt euch zurück, lasst euch überraschen und genießt die amüsanten Anekdoten, die uns in den vergangenen Jahrzehnten zum Lachen gebracht haben. Seid willkommen zu einer amüsanten Reise durch einige der besten Momente der legendären „Bremmesitzungen“!
Ein echter Knaller im Jahre 1988

Beginnen wir mit einem echten Knaller: der legendären Miss-Wahl von Dörlinbach. Im Rahmen des Zunftabends 1988 erlebte die Region ein einmaliges Spektakel – die Wahl zur „Miss Schuttertal“. Um diesem bedeutenden Event die nötige Würdigung zu verleihen, ließ es sich eine international besetzte Jury nicht nehmen, persönlich zu erscheinen. Aus dem malerischen Frankreich brachte uns der „Schönheitskünstler“ Yves Rocher seine unnachahmlichen Tipps, während die Sonne Floridas mit dem charismatischen Don Johnson seine Strahlen nach Dörlinbach schickte. Und als würde das nicht schon genug glamouröse Präsenz darstellen, erlebten wir einen ganz besonderen Gast: die legendäre Beate Uhse, die sich in Dörlinbach blicken ließ! Und auch die Bewerberinnen für den Titel „Miss Schuttertal“ waren schlichtweg überwältigend: Genoveva und Babsi aus dem Schuttertal, die charmante Josefine und die fabelhafte Jolanda, beide aus Dörlinbach, sowie die schillernden Dolli Dollar und die strahlende Cäcilie aus Schweighausen.  In der Dörlinbacher Festhalle erlebte das Publikum ein wahres Fest für die Sinne, das nicht nur mit bezaubernden Looks, sondern auch mit einem aufregenden Durchgang in Badeanzügen und Strapsen für echte Wow-Momente sorgte. Ein Programmpunkt, den man sicherlich so schnell nicht vergessen wird! Siehe dazu auch in der Reihe „Derlebacher G’schichtle – Folge 3 – Glamouröse Miss-Wahl mit Beate Uhse“ vom 1. Oktober 2021. Die internationalen Stars und Bewerberinnen wurden natürlich alle von Männern aus der Zunft dargestellt.

 

Fünf Jahre zuvor: Es scheint, dass die Bremsdorfer Narren bei ihrem Zunftabend 1993 nicht nur ein erstaunliches Gespür für Humor bewiesen haben, sondern auch viel Mut, um aktuelle politische Themen satirisch aufzugreifen. So kam es seinerzeit, dass der aktuelle Bundeskanzler Helmut Kohl, dessen Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm und der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Björn Engholm, in Dörlinbach buchstäblich „unter den Hammer“ kamen. Und der Büttvortrag „Ich suche einen Mann“ unterstrich eindrucksvoll darauf, dass die Zunft nicht davor zurückschreckte, auch tabuisierte oder heikle Themen anzusprechen, was sogleich für viele Lacher sorgte. Es gab nach der Büttenrede sogar „Zugabe, Zugabe“-Rufe, wie man sie sonst eigentlich nur von Tanzdarbietungen und musikalischen Einlagen kennt.

Was es bedeutet, „jongle“ zu können
Und noch ein weiteres Jahr zurück: Ein unvergesslicher Höhepunkt des Zunftabends im Februar 1992 sorgte für strahlende Augen und ausgelassene Stimmung im Publikum. Bei dem mitreißenden Beitrag „Jäger 90“ wurde eindrucksvoll und humorvoll demonstriert, was es bedeutet, „jongle“ zu können. Die Darbietung entblätterte sich wie ein magisches Spektakel: Ein geschickter Akteur fädelte eine Angelschnur ein, natürlich mit dem Ziel, ein Wildschwein zu fangen – und das auf eine Art und Weise, die das Lachen und Staunen des närrischen Publikums heraufbeschwor. Doch damit nicht genug! Der Abend war durchzogen von dem glanzvollen Flair großer TV-Shows, und in jenem Jahr ließ sich niemand Geringerer als Rudi Carell mit seinem kultigen Format „Herzblatt“ vermissen. Die Verbindung aus fröhlichem Narrenwerk und dem schwungvollen Charme der beliebten Fernsehsendung verlieh der Veranstaltung eine besonders lebhafte und fröhliche Atmosphäre, die alle Anwesenden in ihren Bann zog. Das Publikum tauchte einmal mehr ein in eine Welt voller Witz, Energie und Lebensfreude. Die 19. Bremmesitzung im Februar 1998 bot ein spektakuläres Fest für die Sinne. Optisch verzauberten sieben durchtrainierte Männer in historischer Gewandung den Zuschauerraum und transportierten die Zuschauer ins Jahr 1890 zum kaiserlichen Turnverein. Akustisch hingegen brachten zwei charmante Damen aus Schweighausen und Sulz als „zwei halbe Derlerbacherinnen“ frischen Wind in die Bütt. Wie gewohnt war das Programm ein wahres Mammutwerk, das unter anderem von einem energiegeladenen „Bremsdorfer Kuhglocken-Sextett“ begleitet wurde, das für ordentlich Stimmung sorgte. Kurz gesagt: Es war ein Abend voller Höhepunkte, der eindrucksvoll in Erinnerung blieb!

„Hannes und der Bürgermeister“

Erinnert sich noch jemand an die unvergessliche Episode von „Hannes und der Bürgermeister“ in unserem kleinen Dörlinbach? Ja, genau, die komödiantische Perle, die die Bewohner in schallendes Gelächter versetzte! Bei dem Zunftabend im Februar 2000 übernahmen nicht die berühmten Protagonisten Albin Braig und Karlheinz Hartmann die Szene, sondern zwei echte Dörlinbacher, die das dörfliche Geschehen mit einer bunten Mischung aus Witz und Ironie reflektierten. Sie versorgten das lauschende Narrenvolk mit pikantem Dorfklatsch und Geschichten, die man so nur von den Nachbarn hören kann! Der Zunftabend war auch gespickt mit musikalischen Höhepunkten. Unter den Darbietungen stach besonders die österreichische Band „Die Klostertaler“ hervor… oder besser gesagt, ein fünfköpfiges Ensemble aus unseren Burschen! Sie schlüpften in die Rolle der originellen Klostertaler und begeisterten mit einer witzigen Parodie des Hits „Gott schütze die Frau'n“ – mal als Männer in Tracht und mal in glänzenden Kostümen als weibliche Darsteller. Das Publikum war damals hin und weg! Doch der absolute Höhepunkt des Abends, das unangefochtene „Highlight“, war der aufregende Auftritt von Anton aus Tirol! Die Stimmung in der Festhalle war einfach elektrisierend. Noch lange nach dem Ende der Veranstaltung schallten die Rufe „Anton, Anton!“ durch die Luft und sorgten für ein regelrechtes Nachspiel der guten Laune! Was für ein unvergesslicher Abend! In bleibender Erinnerung ist für viele Dörlinbacher und Dörlinbacherinnen zweifellos auch der legendäre Zunftabend 2002 haften geblieben. Bei „Dr. Rad ab“ gab es Lachsalven en masse – nicht nur die Patienten und Patientinnen waren entzückt, sondern auch die charmante Sprechstundenhilfe „Fräulein Schusselig“ sorgte für Kreislaufbeschleunigung! Und auch der Büttvortrag einer „Ehevermittlerin“ war ein echter Knaller, der mit Witz und Charme am Fließband für schallendes Gelächter sorgte.

Rokoko stößt auf Hardrock

Es gibt eigentlich noch so viele Geschichten zu erzählen! Nehmen wir zum Beispiel die unvergessliche Geburtshilfe, die beim Zunftabend 1986 den Charme der „Schwarzwaldklinik“ ins Rampenlicht der Dörlinbacher Halle zauberte. An diesem besonderen Abend war auch die Turnerriege von damals erstmals mit am Start – inklusive eines fröhlichen Clowns, der das Publikum zum Lachen brachte. Die Tanz- und Showeinlagen boten oft echte Überraschungen. Höhepunkt war sicherlich der legendäre Auftritt der hauseigenen Tanzgruppe, die eigens für den Anlass Rokoko-Kleider aus einem Kostümverleih in Rastatt entliehen hatte. Plötzlich erfüllte die Halle die Musik von Mozart, und eine elegante Rokoko-Welt mit Perücken, Puder und anmutigen Tänzen betrat die Halle. Doch es kam noch besser: An der Bühne angekommen, entledigten sich die Damen ihrer prachtvollen Kleider – ein äußerst einfallsreicher Striptease! Darunter schlüpften „Rockerladies“ hervor – begleitet von dröhnendem Rock. Die Halle geriet in Ekstase!

 

Die Zeiten solcher Zunftabende, die mit einem abwechslungsreichen Programm aus Büttenreden, Sketchen, Show- und Tanzeinlagen sowie einem Haufen Klamauk gefüllt waren, sind längst vorbei. Heutzutage stehen bei den Zünften andere Veranstaltungsformate auf der Tagesordnung. So wird etwa zu einem Guggemusik-Festival oder einem spektakulären Säckli-Feschd eingeladen, oder es geht in die zauberhafte Welt einer Babajaga-Nacht. Mehr Infos dazu findet ihr auch in den Blog-Beiträgen „Bremsdorfer Narrenzunft (BNZ) Dörlinbach“ vom 17. März 2021 oder „Säcklistrecker Gugge Dörlinbach“ vom 20. März 2021.

Veröffentlicht am 22. Februar 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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