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Bremsdorfer Narrenzunft (BNZ) Dörlinbach

Lesedauer: 3 Minuten

Eine wechselvolle Geschichte

Den Wegbereiter zu einer organisierten Fasent in einer Zunft bildeten sechs junge Leute, die im Jahre 1976 auf einer Fasentveranstaltung im Gasthaus „Zum Engel“ mit einer originellen aus Sackstoff genähten Verkleidung auftauchten. Mit dabei hatten sie ein Schild, worauf „Säcklistrecker-Zunft“ geschrieben stand. Die Sechs wollten eine Zunft auf die Beine stellen. Als Häs hatten sie sich einen „Säcklistrecker“ ausgedacht, womit sie einen alten Brauch verkörpern wollten.

Ab den 1990er-Jahren waren die Säcklistrecker be den Heimspielen des SC Freiburg im alten Dreisam-Station gern gesehene Gäste.
Doch es sollten noch zwei weitere Jahre ins Land ziehen, bis bei einer gemütlichen Runde im Gasthaus „Zum Löwen“ die Weichen zur Gründung einer Zunft gestellt wurden. Allerdings besagter „Säcklistrecker“ spielte nun keine Rolle mehr. Die „Bremme“ stand fortan im Mittelpunkt. Die Idee dazu lieferte eine sonnige, verträumte Ecke, nahe der Schutter gelegen, wo sich früher mit Vorliebe die Bremsen tummelten.
Beim Guggemusik-Festival 1988 in Dörlinbach wurde erstmals eine Guggemusik-Königin gewählt. Miss Guggemusik Claudia I. Kam aus Wilstätt-Sand.
Die Säcklistrecker posieren vor der ehemaligen Sparkassen-Filiale anlässlich des ersten Narrentreffens im Januar 1989 im heimischen Dörlinbach.
Im Volksmund wird dieser Ort am Unterrain bis heute „Bremmewinkel“ genannt. Mittendrin steht „s 'Jocke Hus“, das quasi zum Sinnbild der Dörlinbacher Fasent wurde. Das Haus mit der romantischen Ecke am Bach diente in den Folgejahren nicht nur als Bühnenbild in der Halle, oder als Blickfang auf Plakaten, sondern wurde auch zum Ausgangspunkt des Hemdglunkerumzugs am Schmutzigen Donnerstag und somit der fünf närrisch-tollen Tage im „Bremmedorf“.

1979 schwirrten die ersten „Bremme“ aus

Bereits beim Dorfumzug der Fasent 1979 schwirrten die ersten „Bremme“ aus. Vorlage für das Häs bildet die große Viehbremse. Markant sind die seidenen Flügel sowie die Maske mit ihrem Rüssel und den großen Facetten-Augen. Eine gelungene Premiere und ein echter Hingucker. Der Weg war frei zu Gründung einer Zunft, was letztlich im Juni des selben Jahres im Sportheim in Dörlinbach in die Tat umgesetzt wurde. Alois Göppert (Jahrgang 1946) wurde damals zum ersten Vorsitzenden und somit zur „Oberbremme“ gewählt. Die Bremsdorfer Narrenzunft Dörlinbach, kurz BNZ genannt, war geboren. Der Ursprungsgedanke eines „Säcklistreckers“ war in den ersten Jahren immer wieder mal präsent. Und als es darum ging eine Musikgruppe zu organisieren, die vor allem die Hästräger bei den Umzügen begleitet, war der von der „Bremme“ verdrängte „Säcklistrecker“ wieder im Gespräch. Die Zunft einigte sich eine Guggemusik nach Schweizer Vorbild zu gründen. Zu den Befürwortern gehörten insbesondere die Vorstandsmitglieder Anton Wilhelm Rappenecker (Jahrgang 1950) und Martin Josef Roß (Jahrgang 1961), der schließlich auch zum ersten musikalischen Leiter der Guggemusik wurde. Zur Eröffnung der Fasentsaison 1984 / 1985 war es dann soweit: die „Säcklistrecker Gugge“ ließen es zum ersten Mal so richtig schräg krachen. Die Maske kam natürlich aus einem Basler Larven-Atelier. Bei der Gestaltung wurde besonders auf Schlitzohrigkeit sowie auf die „Pfussbacke“ wert gelegt. Und beim Häs durfte natürlich auch die „Riberlihose“ nicht fehlen. Mit diesem originellen Erscheinungsbild wurde die Guggemusik zum perfekten Werbeträger der Zunft, sondern auch eines alten Brauchs, der in Vergessenheit geraten ist. Der Hauch vom einstigen „Säcklistrecker“-Gedanke ist mittlerweile jedoch längst verflossen. Zunächst veränderten sich die Haare der Maske, später 2007 auch das restliche Outfit. 2015 ein weiterer Einschnitt: Neue Masken und Westen. Zu dem Zeitpunkt war die Guggemusik jedoch bereits selbstständig (siehe weiter unten).

Seit 1984 Teil einer neuen Narrenvereinigung

1984 war zugleich auch das Gründungsjahr einer neuen Narrenvereinigung, der auch die Bremsdorfer Narrenzunft angehört bis heute. Von 1985 an treffen sich die sechs Narrenzünfte im Wechsel zu einem jährlichen Narrentreffen. Die Dörlinbacher waren erstmals 1989 zum zehnjährigen Bestehen der Zunft an der Reihe. Im Jahre 1991 drückte die Bremsdorfer Narrenzunft der Vereinigung, bis dahin Sechsergemeinschaft genannt, einen entscheidenden Stempel auf. Die Narrenvereinigung hatte sich damals neu formiert und wurde fortan auf Vorschlag der Dörlinbacher Zunft „Berg un Tal“ genannt. Das Jahr 1989 brachte aber auch in der Zunft selbst Neuerungen: Rechtzeitig zur Zehn-Jahres-Feier präsentierte sich die Zunft in einem neugestalteten „Bremme“-Häs. Die herkömmliche Maske blieb jedoch erhalten. Lediglich die Kleidung wurde bunter und die Farben kräftiger. Die zweite Neuerung hatte zwar an den Fasnachtstagen ihren Ursprung, aber sollte erst zum Ende des Jahres der Zunft eine neue Gruppe bescheren. Beim Kostüm- und Preismaskenball in der Turn- und Festhalle tauchte eine Gruppe auf, die sich „Schluchwaldhexen“ nannte. Die Idee von Hermann (Jahrgang 1963) und Wilhelm (Jahrgang 1964) fand letztlich auch in der Zunft ihre Fürsprecher und am 11. November 1989 wurden die „Schluchwaldhexe“ als dritte Gruppe in die Bremsdorfer Narrenzunft aufgenommen. Hinzu kam kurz darauf auch noch eine Jazztanzgruppe.

Der „Bremmedatscher“ wird zum Leben erweckt

In den Nachfolgejahren kam eine weitere Idee auf, eine Einzelfigur sollte der Zunft eine weitere Attraktion bringen. Im Jahre 1999 war es schließlich soweit. Beim Umzug der „Berg un Tal“-Gemeinschaft trieb zum ersten Mal der „Bremmedatscher“ sein Unwesen auf den Straßen. Ähnlich wie bei den „Säcklistrecker“ ist die Maske mit „Pfussbacke“ versehen und zeichnet sich ebenso durch Schlitzohrigkeit aus. Auch der „Bremmedatscher“ trägt eine „Riberlihose“ mit Hosenträger inklusive einer gestrickten schwarzen Zipfelmütze. Das prägende jedoch: Er hat einen überdimensionale Fliegenklatsche mit dabei. Deren Form ist oval und auf dem Netz ist die Maske der „Bremme“ zu erkennen. Die Fliegenklatsche ist sozusagen ein „Datscher“ für die „Bremme“. Über viele Jahre hinweg kam so neues Leben in die Umzüge. Es war auch angedacht, dem „Bremmedatscher“ eine weibliche Einzelfigur zur Seite zu stellen, die mit einem Leiterwagen eine laut dröhnende Sirene mit sich führt. Eine Idee, die jedoch nie umgesetzt wurde. Ebenso nie umgesetzt wurde auch das Vorhaben, dass eine Ersatzperson für das „Bremmedatscher“-Häs gesucht wird. Und so kam es, dass beim Nachtumzug 2015 in Schuttern letztmalig der „Bremmedatscher“ alias Wolfgang Schätzle (Jahrgang 1956) öffentlich auftrat.

Guggemusik verlässt die BNZ

Aber nicht nur der „Bremmedatscher“ fehlt heute im Erscheinungsbild der Bremsdorfer Narrenzunft. Nach internen Schwierigkeiten geht inzwischen die Guggemusik eigene Wege. In einer Kampfabstimmung wurde im Jahre 2009 bei einer Sitzung in der „Bremmeguugi“ (seit 1985 zunfteigene Bleibe im Dachgeschoss der Alten Schule) die Trennung beschlossen. Die „Bremme“ und „Schluchwaldhexe“ verkörpern seither weiterhin die Bremsdorfer Narrenzunft, die „Säcklistrecker“ gingen fortan als eigenständiger Verein „Säcklistrecker Gugge“ zusammen mit der Tanzgruppe Steps ihren eigenen Weg. Auch im Bremmenrat (Vorstand) hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Auf den Vorsitzenden Alois Göppert folgte zunächst Mechthilde Schwendemann (Jahrgang 1963), danach Ulrike (Ulli) Braun (Jahrgang 1955). Aktuell im Jahr 2021 hat Andrea Fehrenbacher (1993) den Vorsitz inne. Verändert hat sich auch das Erscheinungsbild bezüglich des Häs. Bei den Hexen dominieren nicht mehr die Farben gelb und rot, sondern lila und grün. Sowohl bei der Maske als auch der Kleidung. Diese Änderung wurde allerdings noch vor der Trennung von der Guggemusik vollzogen. 2019 schuf die Hexengruppe zudem mit „Babajaja“ eine Einzelfigur. „Babajaja“ ist eine weißhaarige Hexe, die einer nordischen Sage nach empfunden wurde. 2019 war auch das Jahr in dem sich die Bremsdorfer einen Umhang zulegten. Vorstandsmitglieder zeigen sich seither mit einem farblich ans „Bremme“-Häs angepassten Cape und mit roter Kopfbedeckung.

Veröffentlicht am 17. März 2021 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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