Egal ob literarisch wertvoll oder einfache Sprache, ob lustig und heiter, ob nachdenklich und hinterfragend, ob in Hochdeutsch oder im Dialekt, wir stellen in diesem Blog alle Gedichte und Liedtexte vor, die zu oder über unseren Ort niedergeschrieben wurden. Dabei legen wir den Fokus zunächst einmal auf jene Autorinnen und Autoren, die einmal in Dörlinbach gelebt haben oder auch heute noch hier im Ort leben. Beginnen wollen wir mit zwei Schönstätter Marienschwestern.
Schwester Maria Fiatis Schätzle verließ 1949 ihre Heimat und arbeitete über vier Jahrzehnte in der Mission in Uruguay und in Argentinien. Erst im Jahre 1971 kam die gebürtige Dörlinbacherin erstmals auf Heimatbesuch. Als Schwester Fiatis zum zweiten Mal im Jahre 1985 ihren Heimatort besuchen konnte, schrieb sie auf die Melodie „Tief drin im Böhmerwald“ von Ronny den Text „Unsere Heimat Dörlinbach“ anlässlich eines großen Schätzle-Treffens im Gasthaus „Zum Löwen“. Das Lied umfasst vier Strophen. Im Refrain heißt es: „Der Ort ist Dörlinbach – so lieblich anzusehen: ein Gottesgarten wunderschön.“ Zum ersten Mal zu hören bei einer öffentlichen Veranstaltung war das Lied allerdings erst im Jahre 1994 beim Bergfest des DRK-Ortsvereins Schuttertal auf dem Lieberatsberg.
Gleich 13 Strophen umfasst das Gedicht „Schwarzwaldheimat“ von Schwester Maria Ilka Wehrle, die ihren Lebensabend auf der Liebfrauenhöhe, einem Wallfahrts bei Rottenburg am Neckar, verbrachte. Sie widmet einzelne Strophen nicht nur der Dorfkirche in ihrer alten Heimat, dem Kapellchen und Wegkreuzen, sondern auch dem „Löwerudolf“ oder dem „Wonglerbuer“, den probenden Musikern, den Kirchgängern und Stammtischbrüdern sowie der alten „Stumbi“. Und das Besondere daran: das ganze Gedicht ist in Dialekt geschrieben. Das Gedicht mit Erinnerungen an die 1950er-Jahre trug die aus Dörlinbach stammende Schwester unter anderem bei einem Wehrle-Treffen im Jahre 1986 im Gasthaus „Zum Löwen“ persönlich vor und wurde zudem in einer zu diesem Treffen erschienen Familien-Chronik der Wehrles veröffentlicht.
Wer genau das Gedicht zu einem ungewöhnlichen Vorfall im Jahre 1912 verfasst hat, ist nicht bekannt. Im Heimatbuch Dörlinbach (erschienen 1995) heißt es dazu, dass ein Witzbold das Gedicht verfasst haben soll. Gewiss ist allerdings, dass dem Gedicht „Das Abschiedsmahl“ ein Vortrag von Emil Wehrle zugrunde liegt, den Neffe Karl H. Wehrle im Jahre 1993 aufgezeichnet hatte. Darin schildert Emil die Ereignisse rund um einen vermeintlichen Hasenbraten. Allerdings wurden von Anton Grimm, Sohn des damaligen Engelwirts, der Dorfprominenz keine Stallhasen serviert, sondern Katzen. Das Gedicht dazu, das neun Strophen umfasst, wurde erstmals im „Dörlinbacher Heimatbuch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Gleich mehrere Gedicht und sogar ein historisches Schauspiel stammen aus der Feder von Wilhelm Fischer, der 1933 heiratete und nach Seelbach zog. Bis Anfang 1980 schrieb er Gedichte, aber auch viele Anekdoten in Mundart über Dörlinbacher und Seelbacher Dorfereignisse sowie über Dorforiginale. Seinem Geburtsort Dörlinbach hinterließ er unter anderem das Gedicht „Mein Elternhaus!“. Ein Hommage an sein Elternhaus am Unterrain und an den Ort, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Fischers Gedicht „Mein Elternhaus!“ umfasst fünf Strophen. Dieses und weitere wurden unter anderem im Jahre 1995 erschienen Heimatbuch Dörlinbach veröffentlicht.
Und so ist im Dörlinbacher Heimatbuch auch ein weiteres Gedicht von Wilhelm Fischer zu finden, worin die Liebe zur Heimat und dem Vaterhaus beschrieben wird. Das im August 1953 verfasste Gedicht „Heimkehr“ hat drei Strophen.
Jo, dört isch mini Heimet
Wilhelm Fischer hinterließ nicht nur zahlreiche Gedichte, er schrieb auch den Text zum Dörlinbacher Heimatlied. Die Musik dazu schrieb Fritz Vieser aus Lahr. Das drei Strophen umfassende Heimatlied wurde im Jubiläumsjahr 1975 (Dörlinbach feierte 750 Jahre) zu Papier gebracht. Es ist im Dialekt geschrieben und trägt den Titel „Jo, dört isch mini Heimet“ (Ja, dort ist meine Heimat).
In Dörlinbach hat es eine lange Tradition, das Ende des alten Jahres und den Beginn des neuen Jahres mit einem Lied zu würdigen – dem Dörlinbacher Neujahrslied. Ein alter Brauch, der heutzutage leider kaum noch gepflegt wird. Das Lied entstand aus einer Runde sangesfreudiger Männer, die sich nach dem Krieg zunächst als lose Gruppe zur Pflege des Gesangs trafen. Aus dieser Sängerrunde entstand 1953 der Männerchor Dörlinbach. Der wiederum sorgte fortan für die Verbreitung des Liedes im Ort. Der Männerchor wurde allerdings 1978 wieder aufgelöst. In den 1980er-Jahren erhielt das Lied einen neuen Schub durch die KJG. Im neuen Jahrtausend gingen jedoch die Gruppen merklich zurück. Daher gibt es nur noch selten das Dörlinbacher Neujahrslied in der Dunkelheit des Neujahrsmorgens zu hören. „Höret, ihr Christen, was wir euch wollen ansingen in dieser hochheiligen Nacht!“ ist in der Literatur meist nur als „Dörlinbacher Neujahrslied“ und in einer überarbeiteten Fassung zu finden. Die Strophe für die Dienstboten musste weichen, und statt einer Strophe für die Kinder, gibt es teilweise auch getrennte Strophen für Söhne und Töchter. Gesungen wird der Liedtext im Sprechrhythmus.
Bi uns an der Schutter isch nix meh im Butter
Bi uns an der Schutter isch nix meh im Butter
Der gebürtige Dörlinbacher Franz Schüssele, der heute als Musiker und Instrumentenbauer in Friesenheim lebt, griff 2015 jene Vorkommnisse auf, die im Frühsommer des gleichen Jahres in seiner früheren Heimatgemeinde gehörige Wellen schlugen. Der Mitbegründer und Frontmann der „Gälfiäßler“ schrieb zu einer brisanten Geschichte rund um die Gedächtniskapelle auf dem Kappelberg ein „Protestlied“, das schließlich über soziale Medien seine Verbreitung fand. Das Lied besteht aus fünf in der Länge total unterschiedlichen Strophen. Der Refrain: Bi uns an der Schutter isch nix meh im Butter, 's lauft nimmi grad, so goht halt de Bach nab! Es versteht sich von selbst, dass natürlich auch die Musik handgemacht von Schüssele ist. Ein Musikvideo dazu gibt es unter anderem bei YouTube sowie auch hier bei uns in der Video-Galerie unter dem Namen „General-Verdacht in Dörlinbach“.
Viele „Wälder“ und „Täler“ nehmen Text und Melodie des Volkslieds „Tief im Hotzenwald steht ein Bauernhaus so still und stumm“ für sich in Anspruch und dichten ihn entsprechend um. Und so wird aus dem Hotzenwald beispielsweise ein Odenwald oder auch ein Schuttertal und die Hotzenwälderin zur Odenwälderin oder eben Schuttertälerin. So auch im Schuttertal, wo bei Festen es immer mal wieder erklingt: „Tief im Schuttertal ...“ Aber auch die Bremsdorfer Narrenzunft machte sich das Lied zu eigen. Genau gesagt, eigentlich nur die Melodie. Der Text ist nahezu komplett neu, schließlich geht es bei der Zunft nicht um die schöne Bäuerin, sondern um die Dorffasent. Nur der Beginn erinnert an das Ausgangslied: „Tief im Schuttertal, liegt das Bremmedörfli Derlerbach ...“. Das Narrenlied umfasst vier Strophen.
Im Jahre 1984 texteten Erika Griesbaum und Alois Göppert, beide seinerzeit im Vorstand der Bremsdorfer Narrenzunft, ein weiteres „Bremmenlied“, das auf die Melodie „Bubi, Bubi noch einmal“ von Klaus & Ferdl gesungen wird. Die drei Strophen enden jeweils mit einem Refrain, der auf den damaligen Schlachtruf der Narrenzunft anspielt: „Bremme kumme, Bremme summe, Bremme steche zu“. Bei Veranstaltungen der Bremsdorfer Narrenzunft ist dieses Lied allerdings schon längst nicht mehr präsent.
Die Bremsdorfer Narrenzunft bekam fünf Jahre nach der Gründung mit den Säcklistreckern Zuwachs. Anlass um ein neues Schunkellied für die Dorffasent und den Zunftabend zu schreiben, in dem auch die Guggemusik ihre Erwähnung findet. Der vier Strophen umfassende Liedtext kam 1986 aus der Feder des damaligen Zunftmeisters Alois Göppert unter Mithilfe von Vorstandsmitglied Wolfgang Schätzle. Der Text, mit Dialekt angehaucht, wird auf die Melodie „An der Nordseeküste“ von Klaus & Klaus gesungen. Der Refrain: „In dem Derlebächli am Schutterstrand, fire Bremme halt Fasent, des isch längst bekannt“. Auch dieses Lied der Bremsdorfer Narrenzunft ist heutzutage buchstäblich Geschichte.
Wir kommen aus dem Dörlinbach
Die KJG Dörlinbach veranstaltete Ende der 1970er und in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre in den Sommenferien zahlreiche Zeltlager an der Schutterquelle bei Schweighausen. Beim KJG-Zeltlager im Jahre 1981 machte sich eine Gruppe von Mädchen daran, einmal den Alltag im Zeltlager in einem Lied zu beschreiben. Und natürlich musste das Lied modern und fetzig sein. So kam es schließlich zu einem Lager-Boogie, der fortan immer bei den Freizeitveranstaltungen der KJG gesungen wurde. Erstmals aufgeführt wurde das Lied beim Elternabend des Sommerlagers im August 1981. Der Boogie umfasst acht Strophen. Im Refrain heißt es: Ja, ja, ja tschu-tschu Lagerboogie ist unser Boogie-Woogie, tschu-tschu-tschu die Zeit vergeht im Nu. Der Boogie geriet dann Mitte der 1980er-Jahre wieder in Vergessenheit, zumal es an der Schutterquelle keine Zeltlager mehr gab, die von der KJG organisiert wurden. Die Katholische Junge Gemeinde hatte sich nämlich in ihrer ursprünglichen Form aufgelöst.
Zu den einzelnen Gedichtern und Liedern haben wir Texttafeln in die Galerie gestellt. Bis auf das Lied „Bi uns an der Schutter isch nix meh im Butter“. Den entsprechenden Text hierzu findet ihr im Blog-Beitrag „General-Verdacht im Schuttertal“ vom 25. August 2021. Es gibt auch ein Video dazu. Zu finden auf YouTube, als auch auf unserer Video-Seite – viel Spaß beim anhören!
Die KJG Dörlinbach veranstaltete Ende der 1970er und in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre in den Sommenferien zahlreiche Zeltlager an der Schutterquelle bei Schweighausen. Beim KJG-Zeltlager im Jahre 1981 machte sich eine Gruppe von Mädchen daran, einmal den Alltag im Zeltlager in einem Lied zu beschreiben. Und natürlich musste das Lied modern und fetzig sein. So kam es schließlich zu einem Lager-Boogie, der fortan immer bei den Freizeitveranstaltungen der KJG gesungen wurde. Erstmals aufgeführt wurde das Lied beim Elternabend des Sommerlagers im August 1981. Der Boogie umfasst acht Strophen. Im Refrain heißt es: Ja, ja, ja tschu-tschu Lagerboogie ist unser Boogie-Woogie, tschu-tschu-tschu die Zeit vergeht im Nu. Der Boogie geriet dann Mitte der 1980er-Jahre wieder in Vergessenheit, zumal es an der Schutterquelle keine Zeltlager mehr gab, die von der KJG organisiert wurden. Die Katholische Junge Gemeinde hatte sich nämlich in ihrer ursprünglichen Form aufgelöst.
Zu den einzelnen Gedichtern und Liedern haben wir Texttafeln in die Galerie gestellt. Bis auf das Lied „Bi uns an der Schutter isch nix meh im Butter“. Den entsprechenden Text hierzu findet ihr im Blog-Beitrag „General-Verdacht im Schuttertal“ vom 25. August 2021. Es gibt auch ein Video dazu. Zu finden auf YouTube, als auch auf unserer Video-Seite – viel Spaß beim anhören!
Veröffentlicht am 3. März 2022 / red
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