Die Reise begann für viele im französischen Hafen Le Havre. Je nach Windverhältnissen dauerte es sechs bis acht Wochen, bis die Segelschiffe die Ostküste Amerikas erreichten. New York war ein beliebter Zielhafen, während andere bis nach New Orleans segelten, um von dort die Raddampfer auf dem Mississippi und Ohio-River zu nutzen. Unter diesen Abenteurern befanden sich zahlreiche Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher, die sich schließlich im Herzen Amerikas niederließen.
Die Gründung von Yankeetown-Red Brush
In der neuen Welt begannen die Einwanderer, kleine Siedlungen zu errichten, deren Mittelpunkt oft eine Kirche und eine Schule bildeten. So entstand auch die Siedlung Yankeetown. Die ersten Dörlinbacher, die sich um 1842 am Ohio in Indiana niederließen, waren Felix Haberstroh (1815 bis 1900) und Anton Fischer (1820 bis 1882). Berichten zufolge ermutigten diese beiden Männer in Briefen ihre früheren Mitbürger, sich ihnen anzuschließen. Zwischen 1850 und 1875 folgten zahlreiche Familien und Einzelne dem Aufruf und siedelten am Ohio-River, wo sie als Farmer tätig wurden. Bis zur Jahrhundertwende blühte die Siedlung und entwickelte sich zu einem wirtschaftlich prosperierenden Gemeinwesen. Es gab eine Schule, eine neue Kirche, ein Pfarrhaus und einen ortsansässigen Pfarrer. Die Dörlinbacher Einwanderer fanden schnell Anschluss zu den irischen und englischen Siedlern und bewiesen sich als fähige Landwirte. Dennoch störte sie die Ortsbezeichnung „Yankeetown“, die den Einfluss anderer Einwanderer widerspiegelte. Schließlich fanden sie schnell einen neuen Namen: Red Brush. Dieser spiegelte die Schönheit der Umgebung wider, mit ihrer üppig blühenden Busch-Vegetation im Frühjahr und dem rötlich schimmernden Prärie-Gras in den kühleren Monaten. Die Geschichte der Dörlinbacher Auswanderer ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie Verzweiflung in Hoffnung verwandelt werden kann – ein Zeugnis des menschlichen Willens, die eigene Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.
Schicksale fern der alten Heimat
Ein Blick auf die Dörlinbacher Aussiedler zeigt aber auch, dass nicht alle, die sich auf die gefährliche Reise in die neue Welt begaben, Glück hatten. Einige verloren ihr Leben auf den gefährlichen Gewässern des Eriesees oder ertranken in den unberechenbaren Strömungen des Little Pigeon Rivers. In unserem Blog-Beitrag „Schicksale fern der alten Heimat“ vom 10. August 2021 wird näher auf diese tragischen Geschichten eingegangen.
Veröffentlicht am 10. Mai 2024 / red
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