Das Krieger-Ehrenmahl
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Ärger um einen "Soldaten"
Die „Kriegerkameradschaft Dörlinbach“ ließ zum ehrenden Gedenken an die vermissten und gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs ein Krieger-Ehrenmal mitten im Dorf errichten. Dies geschah in den Jahren 1936 bis 1938. Das Ehrenmal wurde seinerzeit von Bildhauer Franz Sieferle (1875 bis 1957) aus Lahr angefertigt. Sieferle schuf übrigens aus Beton auch den historischen Lahrer Löwe als Kriegerdenkmal.
Es entsprach der damaligen Zeit-Ideologie und so war auch das Krieger-Ehrenmal in Dörlinbach betont monumental. Alleine die Figur hat eine Größe von rund zwei Metern. Das Ehrenmal überlebte den Zweiten Weltkrieg und war auch den späteren französischen Soldaten kein Dorn im Auge. Das Ehrenmal blieb unversehrt an seinem angestammten Platz. Und für manche im Dorf wurde es sogar zu einer richtigen Grab- und Erinnerungsstätte. Für eine Frau war es beispielsweise das „Bindeglied“ zu ihren vier vermissten beziehungsweise gefallenen Brüdern.
Alles ging seinen gewohnten Gang bis Gemeinderat und Bürgermeister im Jahre 2009 in einer nicht-öffentlichen Sitzung sich gegen den „Soldaten“ und für eine neue Gedenkstätte für die Gefallenen aussprachen. Bis dahin war nie vom „Soldat“ die Rede im Ort, es war einfach nur das Ehrenmal. Nun aber war der „Soldat“ aus Beton in aller Munde und in den lokalen Medien. Denn ohne die Bürgerinnen und Bürger mit einzubinden wurde in einer Nacht- und Nebelaktion besagter „Soldat“ von seinem Sockel „gestoßen“. Genau gesagt er hing plötzlich mit einer Drahtseilschlinge um den Hals an einem Autokran der Bundeswehr. Einige Passanten erinnerte die Szenerie an Deserteure, die aufgehängt wurden, andere dachten, der Soldat würde wohl „nur“ restauriert werden und schenkten der Aktion keine weitere Bedeutung. Somit wurden offensichtlich auch keine Fotos von der Aktion gemacht. Zumindest sind bislang keine dazu aufgetaucht.
Große Empörung im Ort
Niemand ahnte also von dem Gemeinderatsbeschluss. Umso größer die Empörung im Ort, als erkannt wurde, dass der „Soldat“ für immer seinen angestammten Platz und auch den Ort Dörlinbach verlassen hatte. Etliche Bürgerinnen und Bürger hatten über das Vorgehen der Gemeinde keinerlei Verständnis. Verschärft wurde das Ganze durch Einlassungen des damaligen Bürgermeisters Carsten Gabbert (Jahrgang 1973) gegenüber lokaler Medien, wonach der poröse und verwitterte Betonsoldat keine Zierde darstellte. Und dass die Nachbildung eines „Wehrmachtssoldaten“ keine zeitgemäße Form des Erinnerns sei. Die Folge: eine äußerst lebhafte Gemeinderatssitzung. Lebhaft aber auch deshalb, weil der Verbleib der Tafeln ebenfalls für Ärgernis sorgte.
Die Tafeln mit den Namen der Vermissten und Gefallenen sollten nämlich künftig an der Kriegergedächtniskapelle, die heute nur noch Gedächtniskapelle genannt wird, neu installiert werden. Dies wurde ebenfalls in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen. Letztlich verständigten sich die Räte – nun mit Einbindung der Bevölkerung – darauf, auf dem Friedhof bei der Einsegnungshalle eine neue Gedenkstätte mit den Tafeln einzurichten. Die Tafeln haben somit ihren neuen Platz gefunden. Der ehemalige Dörlinbacher „Soldat“ steht in einer Bundeswehrkaserne bei Donaueschingen. Die Wogen haben sich gelegt, kochen jedoch immer wieder mal hoch, vor allem mit Blick auf den früheren Standort der Soldaten-Statue. Denn manch einem im Ort gefällt bis heute nicht, was die Gemeinde in der Folge aus der Anlage in der Dorfmitte gemacht hat. Und hin und wieder brodelt auch die Gerüchteküche, wonach einige Leute im Ort den „Sodaten“ bis zum Ortsjubiläum 2025 wieder nach Hause, nach Dörlinbach holen wollen.
Veröffentlicht am 10. März 2021 / red
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