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Derlebacher Fasentsumzüge

Lesedauer: 5 Minuten

Ein stiller, ruhiger Fasnachtssonntag 2022

In Dörlinbach hat der Fasnachtssonntag eine lange und bunte Tradition. In 35 Tagen ist es wieder so weit – das Örtchen wird von fröhlichem Lärm und bunten Kostümen erfüllt sein, wenn der nächste umjubelte Umzug durch die Straßen zieht. Doch bevor wir uns auf die kommende Saison freuen, lasst uns einen Blick auf die vergangene Fasentsaison werfen und auch einige ulkige Erlebnisse aus früheren Umzügen Revue passieren.

Thema beim Fasnachtsumzug 1975 war auch das Wirtschaftswunder. Statt PS (Pferdestärke) beim Antrieb gab es damals KS (Kuhstärke).
Der Fasnachtssonntag 2022 präsentierte sich als eine fast gespenstische Ruhe. An einem Tag, der traditionell von Farbenpracht und ausgelassener Stimmung geprägt ist, schien unser Dorf in eine tiefe Stille gehüllt zu sein. Bunte Stofffetzen, die üblicherweise die Hauptstraße zieren und für närrisches Treiben werben, blieben in 2022 vermisst. Generell ließ sich eine auffällige Abwesenheit von Fasentschmuck beobachten: an den Fenstern waren keine Masken oder Fähnchen zu sehen, und der sonst lebendige Umzug blieb gänzlich aus.
Ein grandioser Einfall zum Umzug 1997: Der knallrote Ferrari berichtet, der jedoch kurz vor Umzugsbeginn einen „Motorschaden“ hatte.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
An Fasnacht 1992 fuhr ein Panzer durch das Dorf. „Scharf“ wurde dabei nicht geschossen, sondern es wurde mit Konfetti auf die Zuschauer gezielt.
Die Straßen waren ungewöhnlich leer. Gelegentlich sah man einige Spaziergänger in Alltagskleidung, während der Verkehr strömte – hauptsächlich von Leuten aus der Stadt, die den nahegelegenen Geisberg zum Ziel hatten. Diese Stille war damals nicht nur auf die aktuellen Corona-Maßnahmen zurückzuführen, sondern auch auf die besorgniserregenden geopolitischen Umstände in Europa. Die beiden Dörlinbacher Zünfte waren dennoch präsent. Sie zeigten sich in kleinen Gruppen mit ihrem Häs, allerdings in einem entspannten und ruhigen Rahmen, der das unverwechselbare Flair der Fasnacht vermissen ließ. Kinder, die normalerweise fröhlich in ihren Kostümen umher tollen, blieben ebenfalls selten gesichtet. Normalerweise wäre der Fasnachtssonntag 2022 vom traditionellen Dorfumzug geprägt gewesen, bei dem lokale Themen durch verschiedene Fußgruppen und Wagen eindrucksvoll thematisiert worden werden. Besonders in den 1980er- und 1990er-Jahren war es unvorstellbar, einen Umzug ohne die kreative Beteiligung örtlicher Vereine oder privater Initiativen zu erleben. Aber auch diese lebendige Kultur hat im neuen Jahrtausend spürbar nachgelassen.
Ferrari, Panzer & Co.

Ein Beispiel solch kreativer Beiträge findet ihr im Blog-Beitrag „Ferrari macht Boxen-Stopp in Dörlinbach“ vom 25. März 2021. Hier wird von dem knallroten Ferrari berichtet, der beim Umzug 1997 die Straßen unsicher machen wollte, er hatte jedoch kurzfristig einen „Motorschaden“ – dennoch ein grandioser Einfall von Franz Eble und Rainer Stölker. Doch nicht nur Autos prägten die Umzüge. Im Jahr 1992 fuhr sogar ein Panzer durch das Dorf, was sich als amüsante Reminiszenz an die Kriegsberichterstattung entpuppte. „Scharf“ wurde dabei nicht geschossen, sondern es wurde mit Konfetti auf die Zuschauer gezielt.

Wegen dem Buben Rüben hacken
In derselben Tradition war der Umzug 1992 ein Schaufenster für heitere Anekdoten, wie etwa der skurrilen Aktion des Radfahrvereins, der Rüben hacken musste, um der Geburt eines Sohnes bei Josef Kaspar Rechnung zu tragen. „Hacke Hacke Rübli alles wegem Biebli“ war auf den Schildern der Fußgruppe zu lesen. Klein-Philipp, als Corpus Delicti, wurde entlang des Umzuges in einem Kinderwagen kutschiert und fand sich von einer Schlumpf-Parade sowie Märchenfiguren begleitet wieder.

Speerwurf-Talent „sabotiert“ Fußball-WM

Nicht nur die Kostüme waren ein Highlight, sondern auch die fantasievollen Wagen. So rollte 1975 ein ganzes Schiff durch die Straßen. Besonders herauszuheben sind die Ideen der Damenriege und des Kindergartens, die das Spektakel stets bereicherten. Von Geishas aus Fernost bis hin zu Enten, die den Ententanz tanzten, wurde kaum ein kreatives Thema ausgelassen. Ein unvergessliches Ereignis war der spektakuläre Stromausfall während der Fußball-Weltmeisterschaft 1982, verursacht durch ein Dörlinbacher „Speerwurf-Talent“, das beim Üben versehentlich eine Stromleitung traf. Wer mehr darüber wissen möchte, sollte mal in die Folge 7 aus der Reihe „Derlebacher G’schichtle“ vom 30. November 2021 reinschauen. Das Schlusswort dieser kleinen Rückschau gebührt noch einmal der letzten, etwas anderen Saison: Der Fasnachtssonntag 2022 war nämlich eine leise Erinnerung daran, wie stark die Umstände unsere Traditionen beeinflussen können. Die Erinnerung an vergangene Umzüge, die das Dorf mit Lachen und Farben erfüllt haben, lebt jedoch weiter. Möge der nächste Fasnachtssonntag in Dörlinbach wieder von dieser lebendigen Freude geprägt sein, sodass die Herzen der Bewohnerinnen und Bewohner sowie aller Besucherinnen und Besucher neu erblühen können. Bleibt also neugierig und erlebt die kommenden Fasnachtstage hautnah – es lohnt sich!

Veröffentlicht am 15. Januar 2023

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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