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Derlebacher G’schichtle Folge 19

Lesedauer: 3 Minuten

Ein wahrlich schmackhafter Hasenbraten

Noch heute wird hin und wieder einmal in Dörlinbach über eine Begebenheit gelacht, die sich im Jahre 1912 im Gasthaus „Zum Engel“ zugetragen haben soll. Der wichtigste Protagonist in dieser Geschichte ist ein Sohn des damaligen Engelwirts Wilhelm Grimm (1847 bis 1926), der später nach Amerika auswanderte. Ob frech oder genial – Sohn Anton Grimm düpierte auf eine ungewöhnliche Art und Weise Dörlinbachs Honoratioren.

Derlebacher Gschichte Folge 19
Zu dem Zeitpunkt des Ereignisses soll Anton Grimm (1887 bis 1954) erst kurz davor aus Paris zurückgekommen sein, wo er den Erzählungen nach den Beruf des Kochs erlernt hatte. Und nun wollte er nach Nordamerika auswandern. Doch nicht, um sich gebührend von jenen Dörlinbacher Bürgern zu verabschieden, die damals einen herausgehobenen Status im Ort genossen.
Derlebacher Gschichte Folge 19
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichte Folge 19
Also lud er den Bürgermeister Anton Wangler samt der Ratsrunde in seines Vaters Wirtshaus zu einem Abschiedsessen ein. Das wollte sich keiner entgehen lassen, schließlich verfügte Grimm jetzt ja über Pariser Kochkünste. Alle kamen, der Bürgermeister Anton Wangler (1862 bis 1939) und seine Ratskollegen waren voll des Lobes über den wahrlich schmackhaften Hasenbraten, der ihnen an diesem Abend serviert wurde. Der Beifall war Anton Grimm gewiss, allerdings nur bis zum nächsten Tag. Da kam für die Gemeindeoberen die Ernüchterung und die traf sie wie ein Paukenschlag. Zum einen wurden Felle entdeckt, die nicht von Stallhasen stammen konnten. Und als der Sohn des Wirts gefragt wurde, wie viele Hasen er denn noch habe, soll dieser gesagt haben, dass er alle seine Stallhasen noch habe, aber Katzen hätte er keine mehr. Da wurde jedem klar: Dörlinbachs Honoratioren wurde kein Hasenbraten aufgetischt, sondern ein Katzenbraten – und keiner hat den „Braten“ gerochen. Den Genießern des vermeintlichen Hasenbraten à la Paris verdarb es nachträglich nicht nur den Appetit. Sie waren bemüht, nachdem der Schabernack im Ort die Runde machte, die Wogen möglichst flach zu halten. Denn allzu groß war ihre Angst, die Städter Narren könnten davon erfahren, da sie sonst womöglich zum Gespött nicht nur der Lahrer Oberen werden würden. Anton Grimm hatte jedenfalls seinen Spaß. Offen bleibt die Frage, ob er wirklich in Paris den Beruf des Kochs erlernt hatte. Denn Anton zog es erstmals im Jahre 1909 in die Ferne. Zunächst verschlug es ihn nach Ägypten – nach Kairo. Kurz vor den Ereignissen rund um das „überlieferte“ Abschiedsessen kam er in seinen Heimatort zurück. Er soll dann danach nach Amerika ausgewandert sein. Als gesichert gilt, dass er sich dort während den Kriegsjahren 1914 bis 1918 aufgehalten hat.

Veröffentlicht am 10. März 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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