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Derlebacher G’schichtle Folge 31

Lesedauer: 3 Minuten

Der erste Bremsdorfer Hexensprung

Beim Hexensprung wird, je nach der Tradition, im Freien ein Feuer entzündet, über das mutige Hexe dann springen müssen. Ein Spektakel, das immer wieder zahlreiche Menschen anlockt. Vielerorts zeigen die Hexen solch gewagte Sprünge am „Schmutzigen Donnerstag“. Aber auch bei Fasnachtsveranstaltungen außerhalb der närrisch-tollen Tage gibt es solche Spektakel.

Derlebacher Gschichtle Folge 31
Der Sprung über das Feuer hat was mystisches und kann man hier und da auch in der Wallburgisnacht erleben. Am weitesten verbreitet sind Hexensprünge jedoch in der Hoch-Zeit der Narretei. Auch in Dörlinbach gab es schon einmal solche Spektakel – allerdings zur Tradition wurden sie nie. Der erste Dörlinbacher Hexensprung fiel entgegen der gewohnten Szenarien aus dem Rahmen.
Derlebacher Gschichtle Folge 31
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 31
Am 16. Januar 1998 war die Stimmung elektrisierend bei der Riesen-Hexen-Party, wozu die örtliche Bremsdorfer Narrenzunft mit ihren Schluchwaldhexen eingeladen hatte. Angestrahlt von bunten Lichtern und umhüllt von einem magischen Zauber, versammelten sich Hästrägerinnen und Hästräger aus nah und fern in der festlich geschmückten Turn- und Festhalle und wirbelten mit ihren schaurig-schönen Hexenmasken und bunten Gewändern umher. Um Mitternacht kündigte sich das Spektakel endlich an. Statt über ein traditionelles Feuer im Freien zu springen, hatten die Organisatoren etwas ganz Einzigartiges für das erste Bremsdorfer Hexenspringen geplant: Ein glühender Hexenkessel, prall gefüllt mit mystischen Flüssigkeiten, diente als Sprunghürde in der Halle. Unter dem lauten Gejohle und dem begeisterten Klatschen des Publikums nahmen die mutigen Hexen und andere Hästräger und Hästrägerinnen aus Kappel, Neustadt, Schiltach, Weisweil, Bollschweil, Önsbach, Schenkenzell, Emmendingen, Heiligenzell und natürlich aus Dörlinbach Anlauf. In schillernden Kostümen, die im Schein der bunten Lichter glänzten, sprangen sie über den Kessel, während das Publikum buchstäblich in Staunen versetzt war. Je mutiger der Sprung, desto wilder das Applausgewitter. Eine neunköpfige Jury, bestehend aus erfahrenen Narrinnen und Narren, bewertete die kühnen Sprünge mit „funkelnden“ Noten, die wie kleine Sterne durch die Luft wirbelten. Die Spannung war greifbar, während die Stimmen verkündet wurden.
Neustädter Waldhexen hatten die Nase vorn
Nach einem packenden Wettkampf standen die Sieger fest: Die „Neustädter Waldhexen“ stiegen jubelnd zum ersten Platz empor, ihre Gesichter strahlten vor Freude, während sie die begehrte Trophäe in den Händen hielten. Nur knapp hinter ihnen folgten die „Mooswaldhexen“ aus Önsbach, deren Elan und Geschicklichkeit eindrucksvoll waren. Der dritte Platz ging an das Team II der „Wiswieler Kolibacher“, die mit Witz und Kreativität beeindruckten und die Menge mit ihren schauspielerischen Leistungen zum Lachen brachten. Der erste Bremsdorfer Hexensprung war ein grandioses Spektakel, woran sich heute noch die Älteren unter Dörlinbachs Narrenvolk gerne zurückerinnern.

Veröffentlicht am 3. September 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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