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Dörlinbacher Neujahrslied

Lesedauer: 3 Minuten

Höret Ihr Christen

In Dörlinbach hat es eine lange Tradition, das Ende des alten Jahres und den Beginn des neuen Jahres mit einem Lied zu würdigen – dem Dörlinbacher Neujahrslied. Ein alter Brauch, der heutzutage allerdings kaum noch gepflegt wird. Dem Ursprung des Liedes gehen die früheren Gewohnheiten der jungen Männer am Silvesterabend voraus.

Dörlinbacherinnen und Dörlinbach begrüßen das neue Jahr mit Leuchtraketen und Böllern. Die Aufnahmen entstanden entlang der Hauptstraße im Jahre 2011.
Am letzten Abend des Jahres wurde sowohl im Gasthaus „Engel“ als auch im Gasthaus „Löwen“ Karten gespielt. Damals war Cego (auch „Zego“) der absolute Renner. Ein Kartenspiel aus der Tarock-Familie, das hauptsächlich hier im Badner Ländle, aber auch oben im Schwarzwald und am Bodensee verbreitet war. Um Mitternacht wurden die Karten bei Seite gelegt, die Spiele abgebrochen, schließlich galt es das neue Jahr zu begrüßen. Die Wirte spendeten übrigens seinerzeit immer zum Jahreswechsel einen Freitrunk.
Das neue Jahr mit Leuchtraketen und Böllern begrüßt. Die Aufnahmen sind aus dem Jahre 2012.
Dieses Foto ist Teil eine Weihnachts- und Neujahrsgrußkarte, die Hobbyfotograf Willhelm Billharz jun. im Jahre 2008 herausgebracht hatte.
Die Karten waren somit jetzt Nebensache. In einzelnen Gruppen machten sich die jungen Männer auf den Weg, um in den einzelnen Häusern, die in der Regel zuvor abgesprochen wurden, das „Neujahr anzusingen“. Es waren zum Großteil jene Burschen des Jahrgangs, die gemustert und im Laufe des neuen Jahres zum Militärdienst eingezogen wurden. Sie bevorzugten natürlich jene Häuser, wo ihre Herzallerliebsten wohnten. Aber auch ältere Jahrgänge fanden an dem Brauch Gefallen und waren vereinzelt im Ort unterwegs.

Über viele Jahre hinweg im Radio

Wie alt der Brauch ist beziehungsweise aus welcher Feder das Lied stammt, scheint nirgends festgehalten zu sein. Zumindest sind bislang keine entsprechenden Schriftstücke oder entsprechende Vermerke in historischen Büchern aufgetaucht. Fest steht, dass der Männerchor das im Dörlinbacher Brauchtum verankerte Neujahrsansingen in den 1950er- und 1960er-Jahren wieder aktiviert und gefördert hat. Zuvor war es ruhig um den Brauch geworden. Von älteren noch lebenden Dorfbewohnern wissen wir, dass sie das Lied noch von Vater und Opa her kennen. Vermutlich wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Lied im Ort gesungen. Vielleicht lässt sich dies klären, wenn ein Original-Notenblatt irgendwann in irgendeiner Schublade noch auftauchen sollte. In den Jahren, in denen der heute nicht mehr existierende Männerchor (wurde im Jahre 1978 aufgelöst) in Sachen Neujahrsansingen aktiv war, wurde auch der Südwestrundfunk auf das Dörlinbacher Lied aufmerksam. Im Jahre 1957 war der Südwestrundfunk deshalb vor Ort in Dörlinbach und machte auf dem Wanglerhof im Wurzgraben eine Tonaufnahme. Eigentlich sollte damals der Männerchor das Dörlinbacher Neujahrslied darbieten, aber die Sänger sollten letztlich nicht zum Zuge kommen. Denn als bekannt wurde, dass sich der Südwestrundfunk für den Brauch und das Lied interessiere, hatten plötzlich einige Honoratioren der Gemeinde ihre „Sangeskunst“ entdeckt. Und so wurde an jenem Tag das einzigartige Neujahrslied von einem sicherlich einzigartigen Chor dargeboten. Und mehr noch: Das Dörlinbacher Neujahrslied wurde in den Folgejahren bis Mitte der 1960er-Jahre immer zum Jahreswechsel vom Südwestrundfunk ausgestrahlt.

Immer das gleiche Ritual

Das Ansingen lief immer nach dem gleichen Ritual ab: Zunächst wurden einige Böller gezündet um die Hausbewohner zu wecken. Falls noch Licht brannte, entfiel das Aufmerksammachen, dann wurde gleich mit dem Singen begonnen. Aber nicht irgendwas, sondern das Dörlinbacher Neujahrslied. Das Lied ist einzigartig. Es gibt zwar zwei weitere Orte in Deutschland, die ebenfalls den Brauch des Neujahransingens pflegen, aber diese haben wie Dörlinbach ihr eigenes ganz spezielle Lied. Ein Ort ist mit Ottenheim ganz in der Nähe. In der Riedgemeinde ziehen die Leute ebenfalls nach Mitternacht durch die Straßen und begrüßen singend das neue Jahr. Zurück nach Dörlinbach: Nach dem Ansingen wurden die Neujahrsansänger ins Haus gebeten zu einem Umtrunk. Natürlich gab es auch was zu Essen oder zu Knabbern. Manche Gruppen zogen bis in den Morgen hinein von Haus zu Haus und ließen es sich bei den Umtrunks so richtig gut gehen. Mit den Jahren verlor sich der Brauch erneut, zumal auch der Männerchor nicht mehr aktiv war. Nur noch selten waren Neujahrsansänger am Neujahrsmorgen zu hören. Die Katholische Junge Gemeinde (KJG) hauchte dem Brauch Mitte / Ende der 1970er-Jahre wieder neues Leben ein. Jedoch der Zeit angepasst. Treffpunkt war um Mitternacht in der Dorfmitte. Unter die jungen Männer mischten sich nun auch junge Frauen. Mitunter hatten die Ansängerinnen und -sänger statt einer Handorgel nun auch Gitarrenbegleitung dabei. Auch der Musikverein war fortan wieder mit Gruppen im Ort unterwegs. Der alte Brauch erfuhr in jenen Jahren großen Zuspruch bei den Jüngeren, aber auch Ältere wurden neu dazu animiert. Einige Touren dauerten übrigens genauso lange wie früher. Manch eine oder einer ging erst nach Hause, als andere bereits auf dem Weg zur Frühmesse waren.

Oft kein Einlass für Falschsänger

Apropos Ansingen: Es war ratsam im Vorfeld das Neujahrslied einzuüben, denn es soll auch Leute im Ort gegeben haben, die „Falschsängern“ keinen Einlass gewährten. Das Licht blieb einfach aus, die Türen verschlossen, die Gruppe musste ohne Umtrunk weiterziehen. Und heute? In den letzten Jahren ist es leider wieder merklich ruhiger geworden um den Brauch. Das Dörlinbacher Neujahrslied ist kaum noch zu hören. Aber immerhin ist es dank einiger weniger privaten Gruppen noch nicht ganz verklungen.

Der Liedtext aus dem Heimatbuch:

Höret Ihr Christen, was wir Euch wollen ansingen in dieser hochheiligen Nacht: Wir wollen Euch alle begrüßen und Euch das Neujahr anschießen. Wir wünschen dem Hausherrn von Herzen den Tag! Viel Glück und viel Segen in diesem Neujahr! Viel Glück und viel Segen in diesem Neujahr! Wir wollen ein Stücklein weiter fortfahren und unsere Mühen und Stündlein nicht sparen. Wir wünschen der Hausmutter von Herzen den Tag! Viel Glück und viel Segen in diesem Neujahr! Viel Glück und viel Segen in diesem Neujahr! Wir wollen ein Stücklein weiter fortfahren und unsere Mühen und Stündlein nicht sparen. Wir wünschen den Kindern von Herzen den Tag! Viel Glück und viel Segen in diesem Neujahr! Viel Glück und viel Segen in diesem Neujahr! Wir wollen ein Stücklein weiter fortfahren und unsere Mühen und Stündlein nicht sparen. Wir wünschen Euch Dienstboten von Herzen den Tag! Viel Glück und viel Segen in diesem Neujahr! Viel Glück und viel Segen in diesem Neujahr! Wir wollen das alte Jahr schließen und treten mit Freude ins neue. Wir wünschen Euch allen von Herzen den Tag! Viel Glück und viel Segen in diesem Neujahr! Viel Glück und viel Segen in diesem Neujahr!

Veröffentlicht am 15. Januar 2021 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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