Seite wählen

Historischer Festzug 1975

Lesedauer: 4 Minuten

Schuttertäler Kulturraum im Fokus

Am 24. August 1975 fand der beeindruckende Historische Festzug anlässlich der 750-Jahr-Feier in Dörlinbach statt. Tausende Besucherinnen und Besucher konnten rund 60 festlich geschmückte Wagen und Fußgruppen bewundern, die Einblicke in den Schuttertäler Kulturraum boten.

Historischer Festzug 1975: Ein farbenfrohes und informatives Spektakel, das den historischen Reichtum und die lebendige Kultur des Schuttertals gewürdigt hat.
Der Festzug wurde von den Reiterinnen und Reitern des Reitvereins Reichenbach und dem Fanfarenzug Seelbach angeführt. Unter den Ehrengästen befanden sich der Bürgermeister der Gesamtgemeinde Schuttertal, Bernhard Himmelsbach (Jahrgang 1940), sowie der letzte Dörlinbacher Bürgermeister, Josef Billharz (1911 bis 2004) und Heimatforscher Gerhard Finkbeiner (1940 bis 2009). Besonders emotional war die Kutsche der Dorfältesten, die die Traditionen des Ortes repräsentierten.
Historischer Festzug 1975: Ein farbenfrohes und informatives Spektakel, das den historischen Reichtum und die lebendige Kultur des Schuttertals gewürdigt hat.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Historischer Festzug 1975: Ein farbenfrohes und informatives Spektakel, das den historischen Reichtum und die lebendige Kultur des Schuttertals gewürdigt hat.
Der Musikverein Schuttertal bildete danach den Übergang zum ersten Themenbereich. Zunächst der Hochzeitslader, danach das Hochzeitspaar und abschließend wurde eine Taufe dargestellt. Alles natürlich in den alten Schuttertäler Trachten. Den Komplex schlossen die Kindergarten- und Schulkinder mit der Darstellung der vier Jahreszeiten ab. Auch Schneewittchen und ihre Zwerge bereicherten dabei den Festzug.
Dreifaltigkeitskapelle in Miniatur
Den nächsten Themenbereich eröffnete der Musikverein Schweighausen, gefolgt von Pflug, Sämann und Garbenwagen. Dahinter ein Flegeldrescherwagen, ein Wagen mit einer alten Mühle, ein Wagen auf dem das Brot backen dargestellt wurde und schließlich ein Wagen mit einer Spinnerei. Auf dem Spinnereiwagen wurde zugleich auch Cego geklopft, früher eines der beliebtesten Kartenspiele im Ort und vor allem in jedem Wirtshaus zu Hause. Die nächste musikalische Einlage kam vom Wittelbacher Musikverein. Dahinter der Wagen mit der alten Dreifaltigkeitskapelle aus dem Jahre 1132, auf dem der damalige Abt des Klosters Ettenheimmünster sowie dessen Mitbruder, der seinerzeit Bischof von Konstanz war, Platz genommen hatten. Gespielt wurden die geschichtlichen Figuren von Schülern. Es folgte ein Zimmermannswagen, ein Wagen mit der Ziegelei sowie ein Wagen, worauf die Steinhauerei dargestellt wurde. Den weiteren Melodienstrauß servierte der Musikverein Dinglingen. Direkt dahinter wurde das Dengeln und Mähen auf der Wiese durch Fußgruppen dargeboten. Gefolgt von einem Heuwagen, einem Trottereiwagen, einem imposanten Erntedankwagen sowie einem Eichenschälwagen. Auf den nachfolgenden drei Wägen wurde das Schusterhandwerk, die Kundenschneiderei sowie das Schreinerhandwerk präsentiert. Der Schreinerwagen wurde mit unzähligen Riesenspänen ausgeschmückt.
Historische Darstellungen
Der Musikverein Fessenbach eröffnete einen historischen Themenbereich. Schülerinnen und Schüler hatten sich für ihre Fußgruppe entsprechende Kleidungsstücke vom Seelbacher Katharinenmarkt besorgt. Und auf dem sogenannten Landolinswagen stellten sie das Schicksal des heiligen Landelin (auch Landolin genannt) dar, der der Überlieferung nach um das Jahr 640 von einem heidnischen Jäger ermordet wurde. Die Szene der „Ermordung“ wurde von den Schülern auf dem Wagen während des Festzugs immer und immer wieder nachgespielt. Hinter diesem Szenewagen folgt ein Wagen mit dem legendären Totenruhestein. Früher wurden die Särge auf dem Transport nach Ettenheimmünster dort abgelegt. Damals gab es nämlich in Dörlinbach noch keinen Friedhof. Weiter ging es mit einem Bienenwagen, einem Jägerwagen und einem Laubwagen. Der nächste Wagen sorgte bei den Zuschauerinnen und Zuschauer für unterschiedliche Reaktionen. Ein Wagen sorgte für Schmunzeln und einige Grimassen, denn er transportierte Mist. Gezogen wurde der Mistwagen von einem vermeintlichen Ochsengespann. Doch Nachkommen des damaligen Mistwagenlenkers beteuern heute noch, dass sie zu Hause nie ein Ochsengespann besessen haben. In dessen Schlepptau Schweine, die Szenerie auf einem Schweinemarkt wurde dargestellt. Ebenso zogen Schafe durch Dörlinbachs Straßen. Dargestellt wurden auch die seinerzeit noch üblichen Hausschlachtungen.

Hochrad und Oldtimer

Es folgten eine Feldschmiede, ein Mechanikerwagen sowie der Musikverein Reichenbach. Dahinter ein ganz anderer Sound, verursacht von einer kleinen Gruppe an Oldtimern. Oldtimer-Freund und Organisator Hermann Ketterer hingegen zog es jedoch auf ein ganz anderes Gefährt. Er berreicherte den Festzug mit einem Hochrad. Dahinter präsentierte sich der Radfahrverein „Schutterbund“ Dörlinbach mit seinen Korsofahrerinnen und -fahrer. Der nachfolgende Elektrikerwagen zeigte unter anderem, dass es seit 1911 Strom und Wasserkraft in Dörlinbach gibt. Die nächsten Wagendarstellungen waren schließlich alten Bräuchen gewidmet. Zunächst Palmenstangen, Kräuterbüschel sowie das Ähren- und Beerenlesen. Zum Abschluss das alte Handwerk des Strohschuh fertigen. Der letzte Musikverein kam aus Ettenheimmünster. Jenem Ort aus dem zwischen 900 und 1000 nach Christus Klosterleute über den Dörlinbacher Grund die Waldhöhe überschritten und sich im hinteren Schuttertal niederließen. Vermutlich war Dörlinbach jener Ort, von wo aus dann die Besiedlung im Tal sich weiter ausbreitete. Der Festzug war aber damit noch nicht ganz am Ende. Im Schlepptau der Ettenheimmünsterer Musikerinnen und Musiker konnte noch ein Holzhauereiwagen und ein Bauholzwagen bestaunt werden. Der Brauch des Dörlinbacher Neujahrsansingen wurde dargestellt, die Feuerwehr präsentierte ihre alte Spritze und zu guter Letzt bildete ein Stammtischwagen den krönenden Abschluss. Es war ein farbenfrohes und informatives Spektakel, das den historischen Reichtum und die lebendige Kultur des Schuttertals gewürdigt hat.

Veröffentlicht am 2. Mai 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

Das könnte Dir auch gefallen:

Das Säckli-Feschd 2024

Das Säckli-Feschd 2024

Mei, war des schee! Am vergangenen Samstag war Dörlinbach im Ausnahmezustand, denn die Säcklistrecker Gugge feierten mit einem spektakulären Fest ihren 40. Geburtstag! Die festlichen...

mehr lesen
In eigener Sache (Januar 2024)

In eigener Sache (Januar 2024)

Mancherorts hat es am Neujahrsmorgen tüchtig gekracht. In Dörlinbach war es eigentlich wie immer in den letzten Jahren – nicht zu viel, aber auch nicht...

mehr lesen
In eigener Sache (Dezember 2023)

In eigener Sache (Dezember 2023)

In knapp 55 Wochen geht es los! Der Countdown für unser mit Spannung erwartetes Jubiläumsjahr 2025 hat mittlerweile begonnen. Jetzt stehen erst einmal die Weihnachtsfeiertage...

mehr lesen
In eigener Sache (November 2023)

In eigener Sache (November 2023)

Unser Server hat seit Oktober einen neuen Standort. Durch den Umzug konnten wir in den letzten beiden Monaten kaum bis keine Blog-Beiträge und Fotos mehr...

mehr lesen
Überbleibsel vom Dorfjubiläum

Überbleibsel vom Dorfjubiläum

Das Dorfjubiläum in Dörlinbach im August 1975 war ein Meilenstein in der Geschichte der Gemeinde, die sich damals in einem Prozess der Neustrukturierung befand. Obwohl...

mehr lesen
Der Nierenbrunnen

Der Nierenbrunnen

Das Wasser sprudelt und plätschert – seit nunmehr 57 Jahren. Doch der sogenannte Nierenbrunnen, den die meisten Leute nur unter dem Namen Springbrunnen kennen, ist...

mehr lesen
In eigener Sache (August 2023)

In eigener Sache (August 2023)

Die Urlaubs- und Ferienzeit beginnt in diesen Tagen. Wir wünschen euch allen eine tolle Zeit – ob zuhause oder in der Ferne. Denen die verreisen:...

mehr lesen
Derlebacher Wortschatz

Derlebacher Wortschatz

Wir haben bereits in unserem vorangegangenen Info-Blog auf ein spannendes Projekt hingewiesen: die Schaffung des „Derlebacher Wortschatzes“, eines einzigartigen Nachschlagewerks, das die reiche...

mehr lesen
In eigener Sache (Juni 2023)

In eigener Sache (Juni 2023)

Noch exakt 80 Wochen, dann beginnt das Jubiläumsjahr. Dörlinbach feiert dann seine 800-jährige Geschichte, wenn auch der Ort wesentlich älter ist. Schon 1132 wurde das...

mehr lesen

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Favicon
doerlinbach800.de
Die rechte Maustaste ist nur für eingeloggte Benutzer verfügbar