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Weihetag der Kapelle hoch über dem Tal

Lesedauer: 3 Minuten

Einlösung eines besonderen Versprechens

Die Kapelle auf dem Kappelberg, ein kleines Gotteshaus mit großer Historie, steht nicht nur als architektonisches Kleinod, sondern auch als lebendiges Zeugnis des Erinnerns und Gedenkens. Ihre Einweihung am 16. Oktober 1955 markierte den Höhepunkt eines besonderen Versprechens, das in einer Zeit voller Gefahr und Entbehrung gemacht wurde. An diesem Kirchweihsonntag kamen die Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher zusammen, um nicht nur ihre Glaubensgemeinschaft zu feiern, sondern vor allem, um den gefallenen Kameraden ihre Ehre zu erweisen.
Oktober 1955: Umgeben von idyllischer Natur strahlt die Kapelle seit ihrem Weihetag 1955 das Licht der Hoffnung aus.
Inmitten des Krieges hatten die Brüder Hermann und Matthias Faißt geschworen, eine Kapelle zu bauen, wenn sie das Unglück überstehen würden. Ihre Rückkehr aus der Gefangenschaft erfüllte dieses Versprechen und läutete ein neues Kapitel für das Dorf Dörlinbach ein. Der Kappelberg bot sich als idealer Standort an, hoch über dem Tal und umgeben von der Schönheit der Natur, was diesen Ort des Gedenkens noch bedeutungsvoller machte.
Oktober 1955: Noch ist der Altar nicht ausgeschmückt. Die Inneneinrichtung wurde den bekannten Schönstatt-Heiligtümern nachempfunden.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Oktober 1955: Eindrücke von der Weihe der Kapelle auf dem Kappelberg mit den Pfarrern Franz Wöfle und Josef Schmid.
Die Einweihung war ein festliches Ereignis, bei dem die Dorfgemeinschaft vereint auf den Kappelberg zog. Der Kirchenchor, die Musikkapelle und der Männerchor „Sängerbund“ gaben dem Anlass einen festlichen Rahmen. Die Prozession zur Kapelle war erfüllt von Choralgesängen und einer spürbaren Ergriffenheit, als die Menschen dem geweihten Ort näherkamen. Oben angekommen, erklingt ein weiterer Choral der Musikkapelle. Ehemalige Angehörige der 5. Infanterie- und Jägerdivision legten am symbolischen Heldengrab, das neben der Kapelle angelegt wurde, einen Kranz nieder, während die Klänge von „Ich hatt’ einen Kameraden“ in die kühle Herbstluft schwebten. Diese Momente verdeutlichten die enge Verbundenheit mit den gefallenen Soldaten und das kollektive Gedächtnis des Dorfes. Es folgte eine Gedenkminute, in der erstmals die kleine Glocke ertönte, gefolgt vom „Sängerbund“, der das alte Volkslied „Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod?“ anstimmte. Vor der Ansprache des neuen Dorfpfarrers Franz Wölfle fand die Schlüsselübergabe an die Kirchengemeinde statt. In seiner gefühlvollen Gedenkrede würdigte der bisherige Ortsgeistliche Pfarrer Josef Schmid das Andenken an die Gefallenen und Vermissten des Krieges.
Kapelle als Licht der Hoffnung
Die Zeitzeugen jener Zeit waren sich einig: Die beiden Brüder hätten keinen schöneren Platz für den Bau des kleinen Gotteshauses wählen können als die Anhöhe des Kappelbergs. Für die Dörlinbacher selbst war es eine bedeutende Aufgabe, sich gemeinsam dem Bau der Kapelle zu widmen. Dank der Großzügigkeit der Grundstückseigner war die Frage nach dem geeigneten Standort schnell geklärt. Geländestiftungen, finanzielle Zuwendungen, freiwillige Arbeit, kostenlose Arbeitsleistungen und Materialspenden trugen entscheidend zum Vollenden des Projekts bei. Umgeben von idyllischer Natur strahlt die Kapelle seit ihrem Weihetag 1955 das Licht der Hoffnung aus. Helle Verputze und kunstvoll gestaltete Fenstergläser werfen farbenfrohe Lichtspiele auf den Altar, die den Besucherinnen und Besuchern Trost und Frieden spenden sollen. Eine Ehrentafel im Inneren zeigt die Gesichter aller Gefallenen und Vermissten und verbindet Vergangenheit mit Gegenwart, während sie zum Innehalten und Gedenken einlädt. Die Inneneinrichtung wurde den bekannten Schönstatt-Heiligtümern nachempfunden.
Weihetag mehr als nur eine Einweihung

Die Trauer und das Entsetzen über den Verlust von Maria Anna Weber (1890 bis 1965) hinterließen in der Gemeinschaft tiefe Spuren. Ihr tragisches Schicksal und die quälende Ungewissheit über ihr Verschwinden bewegten die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner zutiefst. Die Erinnerungen an die Rentnerin blieben lebendig, und ihre mysteriöse Geschichte wurde zu einem dauerhaften Teil des kollektiven Gedächtnisses von Dörlinbach. Diese Erzählung dient nicht nur als Rückblick auf ein tragisches Ereignis, sondern auch als eindringliches Mahnmal, das uns daran erinnert, wie schnell sich das Leben verändern kann und wie zerbrechlich unsere menschliche Existenz ist. Während der Schnee das Geheimnis bewahrte, lebt die Erinnerung an Maria Anna Weber weiter – selbst bei jenen, die sie einst als „Nännän“ hänselten.

Veröffentlicht am 20. Februar 2025 / red

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