Gasthaus zum Engel
Trinkstube aus dem 14. Jahrhundert
Wesentlich älter als das Gasthaus „Zum Löwen“ ist das Gasthaus „Zum Engel“. Fest steht jedenfalls, dass es in Dörlinbach schon im 14. Jahrhundert eine Trinkstube gab aus der das heutige Gasthaus „Zum Engel“ hervorging. In der Nennung von Wirten hat allerdings der „Löwen“ die Nase vorn. Als erste Wirte auf dem „Löwen“, damals ein aus Holz erbautes Bauernhaus mit einer Bauernstube, die auch als Wirtschaftsraum genutzt wurde, werden Philipp Kern (Geburtsdatum nicht bekannt, gestorben 1714) und Georg Kern (Geburtsdatum nicht bekannt, gestorben 1728) genannt.
Neuer Engelwirt in Dörlinbach wurde der Nagelschmied Wilhelm Grimm (1847 bis 1926). Von da an wurde das Gasthaus „Zum Engel“ von Generation zu Generation von den Grimms weitergeführt. In jener Zeit kurz nach der Jahrtausendwende wurden im „Engel“ nicht nur Bierschoppen ausgeschenkt, im großen Saal des Gastronomiebetriebs wurden nun Zigarren gedreht. Denn der Oberweierer Fabrikant Franz Geiger (1871 bis 1918) begann dort im August 1904 mit der Zigarrenherstellung. Wilhelm Grimm hatte mit Ehefrau Paulina (1852 bis 1912), eine gebürtige Weber aus Schuttertal, acht Kinder. Der Drittälteste Anton (1887 bis 1954) erlangte als Sohn des damaligen Engelwirts einen zweifelhaften Ruhm. Er narrte im Jahre 1911 die Dorfoberen samt dem Bürgermeister Anton Wangler (1862 bis 1939) mit einem vermeintlichen Hasenbraten à la Paris, den er allerdings aus Katzen hervorgezaubert haben soll. Dieser lustigen Geschichte haben wir einen eigenen Blog-Beitrag gewidmet. Zu finden unter Derlebacher G’schichtle – Folge 19 – „Ein wahrlich schmackhafter Hasenbraten“ vom 10. März 2022. Natürlich wäre ein solcher Vorfall, wenn er tatsächlich so stattgefunden hatte, keine Visitenkarte für einen künftigen Engelwirt gewesen. Aber dieses Ansinnen hatte Anton sowieso nicht. Ihn zog es erst einmal wieder weg aus Dörlinbach ins ferne Amerika. Nachfolger als Chef auf dem „Engel“ wurde Antons zweieinhalb Jahre jüngerer Bruder Otto (1890 bis 1954). Es war zugleich die Zeit, wo sich im Engelsaal das Theaterspiel etablierte. Bis zum Bau der Turn- und Festhalle im Jahre 1985 sollte der „Engel“ die Topadresse für das Laienschauspiel im Ort bleiben (siehe auch unter Blog-Beitrag „Über 100-jährige Theatertradition“ vom 10. Juli 2021). Otto Grimm vermählte sich im Februar 1923 mit Helena Spothelfer vom Langenhard. Sie gebar ihm zwei Söhne. Der jüngste Sohn Hermann (1925 bis 1984) folgte letztlich als Gastwirt-Nachfolger auf dem „Engel“. Der „Engel“ bekam in den Folge ein neues Antlitz. Ein Café wurde angebaut und in dessen Untergeschoss wurde eine Kegelbahn installiert. In der 1980er-Jahren wurde das Gasthaus renoviert. Die Kegelbahn, die heute nicht mehr in Betrieb ist, wurde übrigens bei zwei sogenannten Jahrhunderthochwassern, arg geschädigt (siehe auch unter Blog-Beitrag „Wenn die Schutter überschwappt“ vom 20. Juli 2021).
Wirte auf dem „Engel“:
- Anselm Spitz (1775 bis 1841)
- Franz Anton Singler (1787 bis 1861)
- Landolin Billharz (1809 bis 1875)
- Andreas Wangler (1852 bis 1883)
- Wilhelm Grimm (1847 bis 1926)
- Otto Grimm (1890 bis 1954)
- Hermann Grimm (1925 bis 1984)
- Martin Josef Grimm (Jahrgang 1958)
Veröffentlicht am 25. Juli 2022 / red
Visuelle Impressionen zur Geschichte:
Das könnte Dir auch gefallen:
Die Lieberatsberg-Stube
Die Gasthäuser „Zum Engel“ und „Zum Löwen“ inmitten des Dorfes sind zweifelsohne um einige Jahrhunderte älter, aber...
Gasthaus zum Löwen
Die Geschichte der Gasthäuser geht bis in die Antike zurück. Mit einfachen Stuben, in denen Gäste beziehungsweise...
0 Kommentare