Während seiner Zeit als Rathauschef von Dörlinbach (siehe auch unter Blog-Beitrag „Die Rathauschefs“ vom 9. Mai 2021) fielen viele wichtige Entscheidungen für die Kommune an. Dazu gehörte unter anderem die Erweiterung der Trinkwasserversorgung. Zudem mussten weitere Straßen gebaut und einige Waldwege befahrbar für den Holzhandel gemacht werden. Der Bau zweier wichtigen und zentralen Gebäude fiel ebenfalls in die Amtszeit von Billharz. So konnte er die Neue Schule (heute Außenstelle der Grundschule Schutteral) sowie das Feuerwehrgerätehaus bei der Alten Schule (heute ein Vereinshaus) als Bürgermeister einweihen. Weitere Aufgaben: Erschließung neuer Baugebiete in den 1960er- und 1970er-Jahren sowie die Gründung des Abwasserverbands „Oberes Schuttertal“. Apropos Neue Schule: Auch der legendäre Schulstreik, der Dörlinbach in den Fokus landesweiter Medien rückte, fiel in seine Amtszeit. Billharz erteilte damals höchstpersönlich den Gemeinschaftsunterricht, da keine Lehrkräfte zur Verfügung standen. Siehe dazu unter Blog-Beitrag „Eine spannungsgeladene Schulgeschichte“ vom 15. März 2021.
Kurz nach der Heirat an die Front
Josef Billharz erblickte als erstes Kind der Eheleute Hermann (1888 bis 1956) und Theresia Billharz, eine geborene Göppert (1887 bis 1976), im Februar 1911 in Dörlinbach das Licht der Welt. Es sollten noch neun Geschwister folgen. Josef Billharz selbst hatte mit Ehefrau Rosalia (1910 bis 1984) drei Kinder. Sein Geburtshaus war die Metzgerei Billharz im Oberdorf. Als junger Bub besuchte er zunächst die Volksschule in seinem Heimatort Dörlinbach und half im elterlichen Betrieb mit. Über die Höhere Handelsschule in Lahr führte sein beruflicher Weg im Jahre 1932 erst einmal zum Textilkaufmann. Er arbeitete bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in einem Lahrer Textilgeschäft. Mit seinem erlernten und bis dahin ausgeübten Beruf war somit erst einmal Schluss. Wenige Monate bevor er zum Kriegsdienst eingezogen wurde, traf er eine wichtige Entscheidung. Er nahm Rosalia Faißt zu seiner Ehefrau. Billharz wurde im Krieg in Frankreich und in Russland als Soldat eingesetzt. Im Jahre 1943 wurde er schwer verwundet. Bis zum Kriegsende wurde er in mehreren Lazaretten deswegen behandelt.
Endlich zurück im heimischen Dörlinbach fand Josef Billharz wieder einen Arbeitsplatz. Doch nicht im Textilbereich, sondern auf der Verwaltungsstelle des meteorologischen Dienstes in Seelbach. Die Dienststelle wurde allerdings 1949 nach Freiburg verlegt. Billharz blieb seiner Heimat treu, ging nicht mit nach Freiburg, sondern baute zusammen mit seiner Ehefrau Rosalia im Jahre 1950 ein Wohn- und Geschäftshaus an der Hauptstraße in Dörlinbach. Sie eröffneten ein Textil-Einzelhandelsgeschäft, das im Jahre 1965 erweitert und 1974 an seinen Sohn Walter Hermann (Jahrgang 1940) übergeben wurde. Heute befindet sich übrigens kein Textilgeschäft mehr in dem ehemaligen Billharz-Gebäude. Das Anwesen wurde verkauft, seit dem Jahre 2014 befindet sich das Malergeschäft von Benjamin Zehnle (Jahrgang 1984) mit Verkaufsladen im Erdgeschoss des Gebäudes.
Spuren im örtlichen Vereinsleben
Auch im Dörlinbacher Vereinsleben hinterließ Billharz seine Spuren. In seiner Bürgermeister-Zeit war es für ihn selbstverständlich allen Dörlinbacher Vereinen als Mitglied anzugehören. So erlangte er schließlich als Alt-Bürgermeister die Ehrenmitgliedschaft im Radfahrverein, im Musikverein sowie im Sportverein. Unter anderem gründete er im Jahre 1966 auch den Verkehrsverein mit und agierte auch im Männergesangverein (beide Vereine existieren heute nicht mehr). Aktiv war Billharz zudem im örtlichen VdK (Sozialverband), dessen Ortsgruppen-Vorsitz er lange Zeit inne hatte.
Abschließend sei erwähnt dass Josef Billharz auch über viele Jahrzehnte hinweg Freier Mitarbeiter der Lahrer Zeitung als auch der Badischen Zeitung war. Er war über ein halbes Jahrhundert einer der typischen „Dorfschreiber“, wie sie heutzutage eigentlich kaum noch zu finden sind. Josef Billharz, der nach seiner aktiven Bürgermeister-Zeit im Ort meist nur „AD“ (außer Dienst) genannt wurde, starb im Februar 2004.
Veröffentlicht am 18. Oktober 2022 / red
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