Die Königin der Instrumente
Auf Stehle-Orgel folgte 1990 eine Winterhalter-Orgel
Die Pfarrkirche St. Johannes erhielt im Jahre 1934 eine Orgel, erbaut von Josef Stehle (1873 bis 1946), der zusammen mit seinem Bruder 1894 die Orgelbau-Firma Gebrüder Stehle in Bittelbronn (Hohenzollern) gründete. Die Orgel, die seit Jahrhunderten als „Königin der Instrumente“ bezeichnet wird, wurde bezogen auf die Dörlinbacher Dorfkirche in den 1980er-Jahren immer unzuverlässiger.
Weit über tausend Einzelteile galt es für Orgelbaumeister Claudius Winterhalter zusammenzusetzen, verbunden mit dem Ziel, die Orgel im Aussehen und Klang genau auf die Kirche so zuzuschneiden, dass sie viele Generationen erfreuen wird. Für Winterhalter bedeutete dies unter anderem, der Orgel ein Gesicht aus dem 19. Jahrhundert zu verleihen. Kurz gesagt: Wenig Schmuck, wenig Rundungen und schlichte Profile. Denn der Kirchenraum in Dörlinbach erinnert in Ausstattung und Architektur an den Klassizismus. Das Gehäuse wurde anders als bei der Vorgänger-Orgel zweigeteilt. Dadurch war es möglich, den insgesamt 1039 Pfeifen der 16 Register auf der niedrigen Empore genügend Platz und Klangraum zu geben. Das Hauptwerk steht mit seinen sechs Registern in der Brüstung. Der Spieltisch mit zwei Manualklaviaturen und einer Pedalklaviatur befindet sich an der Rückseite. Weiter wurden das Manual-Nebenwerk sowie das Basswerk in einem eigenen Gehäuse untergebracht, der Platz für den Kirchenchor befindet sich dazwischen.
Am 21. Oktober war schließlich der große Tag gekommen. Zur feierlichen Orgelweihe in das übervolle Gotteshaus kam damals auch Dörlinbachs ehemaliger Ortsgeistliche, Pfarrer Anton Doll aus Ödsbach, der bis Ende Januar 1988 in der Sankt-Johannes-Gemeinde wirkte und im Juli 1998 verstarb (siehe dazu auch unter Blog-Beitrag „Gotteshaus ab 1132“ vom 12. März 2021). Mit dabei waren auch Schweighausens Pfarrer Gerhard Nipp (verstarb Ende Oktober 1998), Seelbachs Pfarrer Reinhold Killig (Jahrgang 1942) sowie Dekan Paul Schäufele (Jahrgang 1928) aus Lahr. Das Privileg an diesem Festtag an der neuen Orgel zu spielen hatte Bezirkskantor Matthias Degott (Jahrgang 1959) aus Gengenbach, der zusammen mit dem Dörlinbacher Kirchenchor, den damals Franziska Schüssele (1924 bis 2019) leitete, den Festgottesdienst umrahmte. Die Weihe der Orgel vollzog Pfarrer Anton Doll, der sich mit seinen ehemaligen Schäfchen freuen konnte, schließlich ging mit der Weihe der Orgel am Kirchweihsonntag 1990 ein lang ersehnter Wunsch der Pfarrgemeinde St. Johannes in Erfüllung.
Veröffentlicht am 8. Juni 2024 / red / win
Visuelle Impressionen zur Geschichte:
Das könnte Dir auch gefallen:
Das Heiligtum auf dem Kappelberg
Das Wort „Heiligtum“ hat in der deutschen Sprache eine besondere Vielfalt an Bedeutungen: von „heilige Stätte zur Verehrung Gottes“ bis hin zu Begriffen wie „Gotteshaus“, „Kleinod“, „Augapfel“ oder...
Schönstatt in weiter Welt
Heute widmen wir uns einer der ersten Ausgaben von „Schönstatt in weiter Welt“, ein Heftchen mit Beiträgen aus der Missions- und Auslandsarbeit der Schönstätter Marienschwestern. Es geht um die...
Kirche aus aller Welt in Dörlinbach
In der kleinen, aber lebendigen Gemeinde Sankt Johannes in Dörlinbach treffen sich regelmäßig Menschen aus allen Teilen der Welt, um gemeinsam ihren Glauben zu leben. Besonders prägend waren die...
Kirche im Grünen
Die Freiluft-Gottesdienste in Dörlinbach erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Dabei hat die Kirche im Grünen verschiedene Facetten. Beispielsweise Gottesdienste mit Schlagermusik. Erstmals lud...
Fotorätsel gelöst
Im 162. Blog-Beitrag „Ein Foto gibt Rätsel auf“ ging es um eine Fotografie, die möglicherweise den Altarraum der Dörlinbacher Dreifaltigkeitskapelle zeigt, die im Jahre 1922 abgerissen wurde. Das...
Einst eine Zierde in der Dreifaltigkeitskapelle
In unserem Blog-Beitrag „Madonna mit Kind“ vom 10. Juni 2022 haben wir auf einen wertvollen Schatz aufmerksam gemacht, der bis heute noch nicht die passende Wertschätzung fand. Das allerdings...
Gelegenheiten um zu Feiern
Die Schutzherrschaft eines Heiligen über eine Kirche wird als Patrozinium (bedeutet Beistand von lateinisch patrocinium). Oft wird das Patrozinium auch Titelfest oder Patronatsfest bezeichnet, das...
Der Ruf der Glocken
Die vier Glocken im Dörlinbacher Kirchturm sorgten in der jüngeren Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen. Zuletzt im Jahre 2021. Das „Corpus Delicti“ war der nächtliche Glockenschlag. Schon...
Fronleichnam 2022
Fronleichnam – es ist das Fest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi. Das Hochfest der römisch-katholischen Kirche wurde zum erstmals im Jahr 1246 in der Diözese Lüttich fest eingeführt....
Madonna mit Kind
Das alte Kirchlein in Dörlinbach, im Jahre 1132 der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht, hat seine Pforten nach fast acht Jahrhunderten im Jahr 1922 endgültig geschlossen. Trotz zahlreicher Einwände von...
0 Kommentare