Doch bevor die indischen Patres ins Pfarrhaus im benachbarten Schuttertal einzogen, konnte die Pfarrgemeinde St. Johannes immer wieder einmal Kirchenleute aus aller Welt als Gäste begrüßen. Dies lag unter anderem auch an der Schönstätter Marienschwester Maria Fiatis Schätzle, eine gebürtige Dörlinbacherin, die über viele Jahrzehnte hinweg in der Mission in Südamerika tätig war. Ihr Wirken im fernen Argentinien öffnete hier die Tür zu unvergesslichen Begegnungen.
Überraschungsbesuch aus Argentinien
Ein solch bewegender Besuch ereignete sich im Februar 1992, als Pater Hugo Alvarez aus Argentinien, ein Diözesanpriester der Schönstattbewegung, die Heimatgemeinde von Schwester Fiatis besuchte. Begleitet wurde er von Juan Pablo Perisset, einem Seminaristen. Der plötzliche Besuch kam ein Tag früher als erwartet und stellte die Gemeinde vor die Herausforderung, spontan ein Programm zu organisieren. Schnelles Handeln und Flexibilität war damals von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarrgemeinde gefragt.
Am ersten Abend feierten Pater Hugo und der damals für Dörlinbach zuständige Pfarrer Gerhard Nipp zusammen den Vorabendgottesdienst in der Pfarrkirche St. Johannes. Am Sonntagmorgen folgte der festliche Gottesdienst, bei dem Pater Hugo über die beeindruckende Arbeit von Schwester Fiatis berichtete. Im Anschluss gab es einen Diavortrag in der Dorfstube der Alten Schule, der so großen Andrang erlebte, dass zusätzliche Sitzgelegenheiten geschaffen werden mussten. Es war ein festlicher Rahmen, der sowohl den Austausch über den Glauben als auch die persönlichen Geschichten miteinander verband.
In den 1970er-Jahren, als die Welt im Umbruch war und sich viele Menschen für soziale Gerechtigkeit einsetzten, war eine bemerkenswerte Kooperation in Südamerika im Gange. So kam auch durch Kontakte zu Schwester Fiatis ein ganz besonderer Mensch, der deutsche Pfarrer Josef Maria Neuenhofer, nach Dörlinbach. Geboren 1938 in Mönchengladbach, war es für ihn immer schon eine Herzensangelegenheit, Benachteiligten zu helfen. Josef M. Neuenhofer, ein Mann von großem Glauben und tiefem Mitgefühl, fand seinen Weg nach Bolivien, wo er sich besonders für die Straßenkinder einsetzte. Vor seinem Aufbruch nach Bolivien war er als Pfarrer in Rottweil sowie im benachbarten Dunningen tätig. Dort fand er schnell Verbündete – Menschen, die seine Vision teilten und bereit waren, ihn auf seinem Weg nach La Paz zu unterstützen. Gemeinsam schufen sie ein Netzwerk der Hilfe, das es Pater Neuenhofer ermöglichte, seine wichtige Mission mit dem Rückhalt einer starken Gemeinschaft anzutreten. Bis heute wirkt Josef Maria Neuenhofer in Bolivien und setzt seine Arbeit fort.
Unvergessen bleiben auch die Besuche aus Afrika. Im Dezember 1981 kam Abbé Pierre Zang Embolo aus Kamerun auf Einladung der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) nach Dörlinbach. Seine Anwesenheit war eine besondere Ehre, da er erst wenige Tage zuvor in Freiburg promoviert hatte. Während seines Aufenthalts zelebrierte er den Festgottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag und bereicherte die Gemeinde mit seiner lebendigen Art sowie seinen inspirierenden Geschichten.
Pierre war kein Unbekannter in Dörlinbach – die KJG pflegte bereits seit Jahren eine enge Verbindung zu ihm. Bei seinen vielen Besuchen über die Jahre hinweg ließ er eine tief verwurzelte Freundschaft entstehen, die vor allem die Herzen der jungen Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher berührte. Auch während seiner letzten Reise in die Region 1996 hinterließ er bleibende Eindrücke, bevor er viel zu früh im Jahr 1998 verstarb.
Vielfältige Begegnungen und nachhaltige Verbindungen
In der Blütezeit der KJG Dörlinbach Anfang der 80er-Jahre wurden immer wieder Initiativen ins Leben gerufen, die Kirchenleute aus anderen Ländern einluden. Von polnischen Priestern, die einen Feldgottesdienst im Zeltlager der KJG zelebrierten, über die Unterstützung der Pacific Missionary Avation (PMA), ein Missionsflugdienst im Pazifik, bis hin zu Vorträgen über die Nöte verfolgter Christen, die durch die Christliche Ostmission in Dörlinbach stattfanden – die Gemeinschaft erlebte so einen lebendigen Austausch.
Diese internationalen Begegnungen haben nicht nur das spirituelle Leben in Dörlinbach bereichert, sondern auch den Horizont der Gemeindemitglieder erweitert. Sie zeugen von einer lebendigen, globalen Kirche, in der der Glaube keine Grenzen kennt und in der das Miteinander und die Solidarität im Mittelpunkt stehen. So bleibt Dörlinbach ein Ort der Begegnung, an dem Religion und Kultur auf wunderbar harmonische Weise zusammenfließen.
Veröffentlicht am 28. März 2023 / red
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