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Die Dörlinbacher Dorfschmiede

Lesedauer: 3 Minuten

Ein Blick auf eine fast zwei Jahrhunderte lange Tradition

Die Dörlinbacher Dorfschmiede hat fast zwei Jahrhunderte lang die Geschicke von Dörlinbach mitgeprägt. Gegründet wurde das ehrwürdige Handwerksunternehmen im Jahr 1797 von einem Schmied namens Haberstroh, dessen Vorname in der historischen Überlieferung jedoch nicht eindeutig geklärt ist. War es nun Bernhard oder doch Benedict? Eines steht fest: Haberstroh wurde 1753 geboren (Geburtsort unbekannt) und verstarb 1828 in Dörlinbach.
Die alte Dorfschmiede an der Gutenbergstraße mit den letzten beiden Schmiedemeister: beide (Vater und Sohn) hießen Wilhelm Augustin Edte.
Das Schmiedehandwerk blieb zunächst in der Familie Haberstroh. Doch Felix Haberstroh (1815 bis 1900), der letzte Haberstroh-Schmied, wanderte nach Amerika aus. In Yankeetown, Ohio, betätigte sich Felix als weiter Schmied und hinterließ somit nicht nur seine Spuren in Dörlinbach, sondern auch in der neuen Welt. Nach ihm übernahm ein gewisser Rombach die Schmiede in Dörlinbach, über den allerdings keine weiteren Details bekannt sind.
Ein bleibendes Zeugnis von Wilhem Edte findet man bei der Jägertonihofmühle. Hier mit Sohn Willi vor dem restaurierten Mühlrad.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Die ehemalige Dorfschmiede als Location für verschiedene Veranstaltungen. Zwischen Amboss und anderen Schmiedewerkzeugen wird beispielsweise Kunst präsentiert.
1891 kam Alban Gissler, oft auch als Alban Geisler bezeichnet, nach Dörlinbach und übernahm die Dorfschmiede. Er heiratete die Seelbacherin Luitgard Hermann (1868 bis 1926), doch seine Zeit in der Schmiede war leider von kurzer Dauer – er verstarb bereits nach nur vier Monaten im Alter von 32 Jahren. Seine Witwe fand bald darauf in Karl Edte (1855 bis 1938), einem Schmied aus Biberach, einen neuen Lebenspartner. Dieser Schritt markierte den Beginn des Edte-Geschlechts in der Dörlinbacher Schmiede.
Unter den Edtes blühte die Schmiede auf
Unter der Leitung der Familie Edte blühte die Dorfschmiede auf. Wilhelm Augustin Edte (1896 bis 1959) übernahm das Geschäft und stellte schon bald fest, dass die bestehende Werkstatt für die zahlreichen Aufträge nicht mehr ausreichte. So begann man Ende 1949 mit dem Bau einer größeren Werkstätte, die noch im Jahr darauf in Betrieb genommen werden konnte. Diese Expansion spiegelte das florierende Handwerk wider, das bis weit über die Dorfgrenzen hinaus geschätzt wurde. Nach dem Tod von Wilhelm Augustin Edte übernahm sein Sohn, ebenfalls namens Wilhelm Augustin (1929 bis 1987), die Geschäfte. Dessen Frau Wilhelmina, eine geborene Fischer (1926 bis 2006), von allen einfach „Mina“ genannt, betrieb zusätzlich einen beliebten Haushaltswarenladen im Erdgeschoss des Wohnhauses. Doch die Ära der Dörlinbacher Dorfschmiede neigte sich dem Ende zu. Nach dem Tod von Schmiedemeister Wilhelm Edte musste die traditionsreiche Schmiede nach rund 190 Jahren schließen.
Ehemalige Werkstatt heute eine Location
Heute ist die ehemalige Werkstatt eine Location für verschiedene Veranstaltungen. So wurde die alte Schmiede beispielsweise im Dezember 2024 für den Weihnachtsmarkt des Lions Club Lahr-Ortenau genutzt. Die einst so lebendige Schmiede bleibt damit ein Teil der Dorfgeschichte, während die Räumlichkeiten des alten Haushaltswarenladens schon lange ungenutzt sind. Die Dörlinbacher Dorfschmiede erzählt nicht nur von den Herausforderungen und Leistungen der Schmiede, sondern auch von der tief verwurzelten Gemeinschaft und dem handwerklichen Erbe, das mit jedem geschmiedeten Stück lebendig wurde. Ein bleibendes Zeugnis findet man bei der Jägertonihofmühle im Prinschbachtal, bei deren Renovierung in den Jahren 1983 bis 1985 Schmiedemeister Wilhelm Edte noch einmal seine Handwerkskunst aufblitzen lassen konnte. Mit dem Mühlrad der Jägertonihofmühle und vielen weiteren Stücken lebt die Schmiede trotz Schließung in den Herzen der Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner bis heute weiter.

Veröffentlicht am 4. April 2025 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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