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Katholische Junge Gemeinde Dörlinbach

Lesedauer: 5 Minuten

Höhen und Tiefen – Auflösen und Wiederbeleben

Eine Art „Geisterstunde“ legt den Grundstein für die Katholische Junge Gemeinde (KJG) Dörlinbach. Es war im Sommer 1975 als sich sechs Jugendliche aus unserem Ort mit Vertretern des Dekanats Lahr zu einer Gesprächsrunde im „Engel“-Café trafen. Neben dem Sohn des Hauses, Martin Grimm (Jahrgang 1958), waren dies Günter Steuert (Jahrgang 1949), Wolfgang Schätzle (Jahrgang 1956), Lothar Alexander Hupfer (Jahrgang 1958), Elisabeth Wangler (Jahrgang 1958) und Regina Faißt (Jahrgang 1958).

Juli 1980: KJG-Zeltlager auf dem Weismoos bei Schweighausen. Die Zeltlager an der Schutterquelle waren immer sehr beliebt.
Unter den Gästen war der damalige Dekanatsjugendseelsorger Vikar Wendelin Faller (1945 bis 2022), der später Pfarrer von Kappelrodeck wurde. Angeregt wurde diese Zusammenkunft in einer vorangegangenen Sitzung des Pfarrverbands Schuttertal, bei der der Vertreter der Pfarrgemeinde Dörlinbach, Günter Steuert, Anstöße zur Gründung einer pfarrlichen Jugendgruppe vermittelt bekommen hatte.
Der Damenfußball (hellblaues Trikot) war lange ein Steckenpferd der Dörlinbacher KJG. Das Team wurde bereits im ersten Anlauf 1977 Dekanats-Fußballmeister.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
August 1981: Impressionen vom KJG-Zeltlager auf dem Weismoos bei Schweighausen. Die Zeltlager an der Schutterquelle waren immer sehr beliebt.
Mitten im Gespräch wurde es im „Engel“-Café plötzlich stockdunkel, nur Blitze erhellten gelegentlich das Innere des Gastraums. Ein schweres Gewitter war aufgezogen und sorgte für Stromausfall im ganzen Ort. Doch die jungen Leute und ihre Gäste aus Lahr ließen sich davon nicht beirren, schmiedeten bei Kerzenlicht Pläne und obendrein gab es vom Vikar höchstpersönlich Gruselgeschichten. Wenn man so will, brachte der Abend auch „ohne Strom“ die nötige Initialzündung für die noch kleine Gruppe um Günter Steuert und Martin Grimm, die das Treffen organisiert hatten.
Aktiv bei der 750-Jahr-Feier dabei

Der Grundstein für die Gründung einer katholischen Jugendgruppe war gelegt und eine erste Aufgabe war auch schon gefunden. Die Gruppe vergrößerte sich in den nachfolgenden Tagen rasch und plante voller Eifer einen Kindertag anlässlich der 750-Jahr-Feier Dörlinbachs im August des gleichen Jahres. An diesem Kindertag wurde natürlich ordentlich die Werbetrommel gerührt und am 2. Oktober 1975 kam es dann schließlich unter Leitung von Günter Steuert zu einem öffentlichen Informationsabend in der Alten Schule, wozu rund 40 Jugendliche gekommen waren. In der Folgezeit wurden regelmäßige Gruppenabende im alten Schulgebäude abgehalten. Die Gruppe schwankte zwischen 30 bis 40 Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren und nannte sich von Beginn an „Katholische Junge Gemeinde Dörlinbach“. Von Anfang an engagierten sich die Jungen und Mädchen samt ihren Betreuerinnen und Betreuer auch am kulturellen Leben im Ort. Und so kam es im Dezember 1975 zu einer ersten Theateraufführung (siehe dazu auch unter Blog „Über 100-jährige Theater-Tradition“ vom 10. Juli 2021) und Ende Januar 1976 zu einer ersten Fasnachtsveranstaltung. Die Palette der Angebote wurde in den darauffolgenden Jahren im umfangreicher: Es gab weitere Theateraufführungen und närrische Veranstaltungen, hinzu kamen Heimatabende, Tanzabende, Filmvorführungen, Disco-Partys, Hilfsaktionen für verfolgte Christen im Osten sowie eine Patenschaft für ein Flüchtlingskind. Die Jugendlichen unterstützten fortan auch den örtlichen Missionsbasar, organisierten Kindertage, Jugendkreuzwege und gestalteten Kinder-, Jugend- und Famliengottesdienst mit.

Etliche sportliche Erfolge

Im Oktober 1977 meldete sich die Gruppe beim BDKJ (Bund der deutschen katholischen Jugend) in Freiburg an. Damit einher ging die allerersten Wahlen zu einer Pfarrjugendleitung. Und gleich bei der ersten Wahl wurde entgegen den bisherigen Gepflogenheiten im Badischen Jugendrotkreuz die Spitze mit beiden Geschlechtern besetzt. Zum Pfarrjugendleiter wurde Wolfgang Schätzle gewählt, Elisabeth Wangler wurde Pfarrjugendleiterin. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Pfarrgemeinschaft bereits 61 Mitglieder. Auch sportlich betätigte sich die KJG mittlerweile und erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Den allerersten Pokal errangen die Mädels. Unter Leitung von Wolfgang Schätzle gründete die KJG eine Mädchenfußballmannschaft, die gleich auf großes Interesse stieß, da es zum damaligen Zeitpunkt für das weibliche Geschlecht noch kein Fußballangebot im örtlichen Sportverein gab. Das Team wurde bereits im ersten Anlauf beim Fußballturnier 1977 in Seelbach Dekanats-Fußballmeister. Der Damenfußball war lange ein Steckenpferd der Dörlinbacher KJG. Hin und wieder spielten die Mädels und jungen Frauen auch gegen größere Teams und waren stolz, dass sie gegen den SC Freiburg beispielsweise „nur“ mit 0:2 Toren im Rahmen eines Turniers verloren (siehe dazu auch unter Blog-Beitrag „Frauenfußball in Dörlinbach“ vom 20. August 2021). Und die Jungs aus der KJG? Die widmeten sich einem wesentlichen kleineren Ball. Unter anderem wurden sie bei den Tischtennisturnieren 1978 und 1979 in Schuttertal jeweils Dekanats-Vizemeister. Gleiches gelang aber auch den Mädchen beim Tischtennisturnier im Jahre 1979. Auch gewandert wurde viel. Mehrfach stellten die KJG-ler die größten Wandergruppen bei Volkssportveranstaltungen in Sulz sowie im heimischen Dörlinbach. Ende der 1970er Jahre erlebte die kirchliche Jugendarbeit im Ort förmlich einen Boom. Die Gruppenarbeit wurde immer intensiver. Dank der Unterstützung der Pfarrgemeinde St. Johannes Dörlinbach sowie der Gemeinde Schuttertal konnten die KJG-ler am 1. März 1979 endlich auch einen eigenen Gruppenraum in der Grundschule beziehen und der Öffentlichkeit vorstellen. Im gleichen Jahr wurde zum zweiten Mal gewählt. Wolfgang Schätzle wurde im Oktober einmütig als Pfarrjugendleiter bestätigt, zur neuen Pfarrjugendleiterin wurde Ulrike „Uly“ Wehrle (Jahrgang 1963) gewählt. Die Mitgliederversammlung beschloss zudem, die künftige Pfarrjugendleitung auf sechs Mitglieder zu erweitern.

Mitglieder-Boom zu Beginn der 1980er-Jahre

In den Folgejahren trat die KJG Dörlinbach auch verstärkt in die überpfarreiliche Jugendarbeit ein, wobei der Fokus besonders auf dem Pfarrverband Schuttertal lag. Die KJG organisierte eine Reihe von Veranstaltungen, wozu unter anderem eine Sternwanderung für Jugendgruppen und Jugendorganisationen aus dem Dekanat Lahr gehörte. Erstmals wurden in Dörlinbach auch Dekanatsjugendtage ausgerichtet. Beim Dekanatsjugendtag im Juli 1983 versammelten sich unter dem Motto „Kehrt um zum Leben!“ beispielsweise über 100 Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katholischen Jungen Gemeinde des Dekanats Lahr in Dörlinbach. Der Boom hielt also auch zu Beginn der 1980er-Jahre an, die Gruppenarbeit wurde immer vielfältiger, die Mitgliederzahlen explodierten regelrecht. Dies belegen auch die Zahlen: 168 Kinder und Jugendliche sowie 16 Kinder- und Jugendgruppen – die Dorfkinder waren weitgehend unter dem Dach der KJG vereint. Ein Erfolgsrezept war sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass die KJG offen für evangelische Kinder und Jugendliche war. Allerdings hatte es das Führungsduo diesbezüglich nicht immer leicht mit dem einen oder anderen Pfarrgemeinderat, der dies nicht honorieren wollte. Der anhaltende Boom erforderte natürlich einen immer größer werdenden Zeitaufwand für das Leitungsteam, das inzwischen auf 25 Mitglieder angewachsen war. Im Jahre 1980 löste Siglinde Beate Rösch (Jahrgang 1962) Uly Wehrle als Pfarrjugendleiterin ab. Schätzle bildete weiterhin den männlichen Part in der Pfarrjugendleitung. So wie auch bei den Wahlen im Jahre 1982. Zur neuen Pfarrjugendleiterin wurde Jutta Thoma (Jahrgang 1964) gewählt. Im Jahre 1983 zeichnete sich jedoch ein großer Umbruch ab. Dies lag jedoch nicht alleine an rückläufigen Mitgliederzahlen, schließlich war man zuvor auf einem sehr hohen Niveau angekommen, sondern vielmehr an der Zusammenarbeit zwischen der Pfarrjugendleitung und dem Pfarrgemeinderat. Hinzu kamen finanzielle Schwierigkeiten bei der KJG. Die Ausstände der KJG wurden zwar von der Pfarrgemeinde gedeckelt, aber der langjährige Pfarrjugendleiter sah keine Basis mehr für eine vernünftige und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Er stellte sein Amt als Pfarrjugendleiter zur Verfügung. Anton Kopf (Jahrgang 1965) wurde zum neuen Pfarrjugendleiter gewählt, Pfarrjugendleiterin blieb zunächst Jutta Thoma. Doch die Krise war damit nicht überwunden – im Gegenteil. Bei einer Mitgliederversammlung im Herbst 1984 wurde die Pfarrgemeinschaft aufgelöst.

Fünf Jahre im Dornröschenschlaf

Die KJG Dörlinbach war somit Geschichte. Doch nicht für immer, die kirchliche Jugendarbeit sollte nur für wenige Jahre ruhen. Erste Ansätze zu einer Neugründung gab es im November 1989, als einige Jugendliche aus Dörlinbach mit Jugendlichen der KJG Schweighausen ein Hüttenwochenende auf dem Feldberg verbrachten. Das Interesse war geweckt. Und auch der damalige Pfarrgemeinderat stand dem Ansinnen einer Wiederbelebung der Jugendarbeit positiv gegenüber. Mit Unterstützung der Pfarrgemeinde konnte schließlich der alte KJG-Raum in der Neuen Schule renoviert werden. Am 14. Februar 1990 wurde die Räumlichkeit neu eröffnet. Wiederbelebt wurde die KJG durch Christian Fredi Grimm (Jahrgang 1973), Stefan Weber (Jahrgang 1972), Heiko Wangler (Jahrgang 1975), Annerose Himmelsbach (Jahrgang 1973) und Annette Wangler (Jahrgang 1975). Zum ersten Leiter nach der Neugründung wurde Christian Grimm gewählt. Die jungen Leute ließen es langsam angehen. Bis zum Mai 1991 wurden zunächst einmal offene Abende für Jugendliche im KJG-Raum angeboten. Weiter wurden Partys und Bastelabende organisiert. Und der mittlerweile umgestaltete KJG-Raum bekam einen Namen. Fortan ging man in den „Saloon“ und nicht mehr in den KJG-Raum. Die wöchentliche Gruppenarbeit wurde erst im August 1992 mit neuem Leben erfüllt. Zwei Kindergruppen wurden eröffnet. Und auch im Gemeindeleben wurde die KJG wieder tätig. Erste Jugendgottesdienste wurden mitgestaltet. Die KJG unterstütze nun auch wieder den Dörlinbacher Missionsbasar für Hilfsbedürftige und Notleidende in Argentinien und wirkte fortan auch beim Osterbasar der Frauengemeinschaft mit. Zudem beteiligte sich die KJG auch bei den Weihnachtspäckchen-Aktionen für die ehemaligen Ostblockländer. Neu im Angebot ist nun auch ein sogenannter „Schulhofhock“. Im Herbst 1992 übernimmt Heiko Wangler die Führung des fünfköpfigen Leitungsteams. Von Februar 1997 an lenkt Jörg Ohnemus (Jahrgang 1979) die Geschicke der KJG. Unter seiner Leitung engagiert sich auch weiterhin die katholische Jugend beim Missionsbasar für Argentinien, unter anderem mit dem Verkauf von selbstgebackenem Zuckergebäck. Es wurde regelmäßig zur Kaffeestube in den „Saloon“ eingeladen und auch Jugendgottesdienste wurden organisiert und mitgestaltet. Die Jungs der Pfarrgemeinschaft brachten sich auch auf ganz andere Weise in den Gemeindealltag ein. Beispielsweise half man im Jahre 2000 bei der Beseitigung aufgetretener Sturmschäden am Kirchendach. Zum Ende der Amtszeit von Jörg Ohnemus im Februar 2001 gab es allerdings auch einen kleinen „Wermutstropfen“: Die wöchentliche Gruppenarbeit war inzwischen fast zum Erliegen gekommen. Bis zum Sommer 2000 seien die Kinder noch regelmäßig in die Gruppenstunde gekommen, doch nach den großen Ferien habe das Interesse merklich nachgelassen, konstatierte damals Ohnemus bei seiner letzten Mitgliederversammlung als KJG-Leiter. In dieser Versammlung wurde Sebastian Reith (Jahrgang 1982) zu dessen Nachfolger und Thomas Bernhard zum stellvertretenden KJG-Leiter gewählt.

Tag des sozialen Engagements

Neue Ziele wurden formuliert für die künftige KJG-Arbeit im neuen Jahrtausend. Im Leitungsteam bahnte sich erst einmal ein erneuter Wechsel an. Das neue Gesicht war Carolin Redt (Jahrgang 1987), die nun die Geschicke der Katholischen Jungen Gemeinde führte. Für 2005 war eigentlich ein Kooperationsprojekt mit jungen Christen aus anderen Ländern geplant. Doch wie vielerorts kamen auch in die Gemeinde Schuttertal nicht die erhofften Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltjugendtags, der damals in Köln stattfand. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 20. Weltjugendtags wurden auch in der Ortenau Aufenthalts- und Schlafplätze gesucht, aber hier im Kreis machten letztlich weniger Station, als zunächst angemeldet waren. Der Plan, im Vorfeld des Weltjugendtags bei den sogenannten „Tagen der Begegnungen“ und explizit mit dem einhergehenden bundesweiten „Tag des sozialen Engagements“ zusammen mit jungen Christen aus aller Welt einen neuen Beachvolleyballplatz einzuweihen, war somit passé. Diesen hatten nämlich die Dörlinbacher KJG-ler in den ersten beiden August-Wochen in der Hub direkt neben dem dortigen Bolzplatz in Eigenleistung errichtet. Unterstützt von den Eltern und dem Bauhof der Gemeinde legten damals 36 Jugendliche und junge Erwachsene buchstäblich bis zur letzten Minute Hand an, damit der Platz rechtzeitig fertig wird. Das Engagement wurde trotzdem gebührend gewürdigt und KJG-Leiterin Carolin Redt konnte mit dem damaligen Bürgermeister Carsten Gabbert (Jahrgang 1973) eine Plakette enthüllen, die stets an die Errichtung des Spielfeldes zum „Tag des sozialen Engagement“ erinnern soll. Und im Anschluss daran wurde auf dem neuen Beachvolleyballfeld ein erstes Turnier gespielt – ohne die einst eingeplanten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltjugendtags.

Veröffentlicht am 27. Dezember 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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