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Bildersuchfahrten durch den Südschwarzwald

Lesedauer: 4 Minuten

Sechs Rundfahrten gab es in den 1980er-Jahren

Bildersuchfahrten sind eine Abwandlung von Orientierungsfahrten. Solche Veranstaltungen, bei denen es um das Erkennen von mehr oder minder markanten Bildmotiven entlang einer vorgegebenen Strecke geht, gab es in den 1980er-Jahren auch in Dörlinbach. Veranstalter dieser Bildersuchfahrten war allerdings nicht der Radfahrverein „Schutterbund“ Dörlinbach, wie man meinen könnte, sondern die Katholische Junge Gemeinde (KJG) Dörlinbach.

Startvorbereitungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Neuen Schule, wo immer Start und Ziel der Rundfahrten durch den Schwarzwald war.
Die erste Bildersuchfahrt „Südlicher Schwarzwald“ organisierte die KJG im Frühjahr 1981. Bis Ende 1983 fanden insgesamt sechs solcher Suchfahrten mit dem Auto beziehungsweise dem Motorrad statt, bei denen teilweise auch kleine Strecken zu Fuß zurückgelegt werden mussten, damit die gestellt Aufgabe gelöst werden konnte. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten sich zunächst einer Fahrzeugabnahme auf dem Schulhof der Neuen Schule stellen, denn die Fahrzeuge mussten entsprechend der Straßenverkehrsordnung ausgerüstet sein.
Startvorbereitungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Neuen Schule, wo immer Start und Ziel der Rundfahrten durch den Schwarzwald war.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Ein kleiner Einblick in die Unterlagen für die Bildersuchfahrten der Jahre 1981 bis 1983. Veranstalter der insgesamt sechs Rundfahrten war die KJG Dörlinbach.
Auch ansonsten hatten die KJG-ler klare Anweisungen an das Teilnehmerfeld. So galt unter anderem für den Fahrer beziehungsweise die Fahrerin strengstes Alkoholverbot und jeder beziehungsweise jede fuhr auf eigene Verantwortung – nicht jedoch ohne Hinweis auf die Einhaltung der Regeln und Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung zu achten. Unterwegs war übrigens an den Kontrollstellen für das leibliche Wohl gesorgt. Die Suchfahrten waren so konzipiert, dass in der Regel immer gleich nach dem Start die ersten Aufgaben noch in Dörlinbach anstanden. Aufgaben, die oft nur dadurch gelöst werden konnten, indem der Kontakt zu Leuten vor Ort gesucht werden musste. Zwar waren eine Jahreszahl mit Initialen an einer bestimmten Eingangstüre zu finden nicht unbedingt schwer. Aber selbst Einheimische konnten nicht zwingend wissen, welche Namen sich hinter den Initialen verbergen. Und so half beispielsweise bei der ersten Aufgabe der Bildersuchfahrt im September 1983 eben nur Leute zu finden, die wussten, dass sich hinter „MF 1902 RO“ im Mühlweg die Namen Matthias Faißt und Rosalia Ohnemus verbargen. Bei der Bildersuchfahrt im Mai 1982 galt es sogar gleich drei Aufgaben noch im Ort zu lösen, bevor es auf die Rundstrecke durch den südlichen Schwarzwald ging. Auch da war bei einer Aufgabe die Kontaktsuche nahezu unumgänglich. Denn der Offenburger Hof oberhalb Dörlinbach musste nicht nur gefunden werden, sondern auch der Familienname der Besitzer.
Eingang zur Ersatzkirche gesucht

Bei der darauffolgenden Suchfahrt im September des gleichen Jahres galt es hier im Ort ein nicht alltägliches Schild zu finden, das im Aufgabenkatalog nur teilweise zu lesen war: „… ang zum Er … aus“. Wahrlich keine leichte Aufgabe. Das Schild befand sich damals in der Blessingstraße und lautete komplett wie folgt: „Eingang zur Ersatzkirche“. Im Jahre 1982 wurde die Pfarrkirche St. Johannes innen komplett renoviert, weshalb die Gottesdienste in dieser Zeit in der alten Zigarrenfabrik im Mühlweg abgehalten wurden. Siehe dazu auch unter Blog-Beitrag „Die Gotteshäuser“ vom 27. August 2021. Oft waren auch einfach Zählaufgaben darunter, wie beispielsweise die Ziegelsteine auf dem Dach der Trotte der Kuranlage in Dörlinbach. Allerdings musste schon genau gezählt werden, um auf die gesuchte Zahl 147 zu kommen.

 

Die Bildersuchfahrten der KJG führten unter anderem durch Biederbach und Elzach. Sogar vorbei am sogenannten „Fallerhof“ und bis nach Schonach, Triberg, Schönwald sowie durchs Simonswäldertal. Eine andere Suchfahrt ging beispielsweise durch Katzenmoos und Oberprechtal sowie durch das Kinzigtal. In Oberwinden, Niederwinden, Waldkirch, Sexau und Tennenbach galt es bei einer weiteren Suchfahrt Aufgaben zu lösen. In Tennenbach war übrigens jene Station, wo ein kleiner Fußmarsch zur Lösungsfindung unumgänglich war. Oft waren die Suchbilder auch in etliche Puzzleteile zerlegt, die zunächst einmal zusammengesetzt werden mussten. Das größte Puzzle betraf eine Aufgabe zum Abschluss der vierten Suchfahrt im September 1982, das aus nicht weniger als 74 Teilen bestand. Das Gemeine daran: Zusammengesetzt ergaben die Puzzleteile gleich zwei Motive. Das eine aus der Gutenbergstraße, das andere aus der Brandhalde in Dörlinbach. Beide Motive waren zudem von der Straßenseite nicht zu sehen, befanden sich jeweils auf der Rückseite.

 

Im Jahre 1983 zeichnete sich im Leitungsteam der KJG ein großer Umbruch ab. Dies bedeutete zugleich auch das Aus für die Bildersuchfahrten. Das neue KJG-Leitungsteam zeigte kein Interesse mehr daran, solche Suchfahrten weiter anzubieten. Es gab damals noch Überlegungen, ob künftig der Radfahrverein „Schutterbund“ solche Bildersuchfahrten organisieren könnte. Aber es blieb nur bei dem Gedanken, womit die sechste Suchfahrt  „Südlicher Schwarzwald“ zugleich auch die letzte war.

Veröffentlicht am 8. Januar 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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