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Brunnendorf Dörlinbach

Lesedauer: 3 Minuten

Brunnen mit historischem Hintergrund

Wie das Thema „Brunnendorf“ auf Wikipedia abgearbeitet wird, ist nicht gerade einladend. Dort heißt es, dass Dörlinbach mitunter als „Das Brunnendorf“ bezeichnet wird. Der Artikel „Das“ ist hier fehl am Platz, aber auch die weitere Beschreibung. Zwar stimmt es, dass auf Initiative einiger Gemeinderäte und des damaligen Verkehrsvereins ein Name für den Ort gesucht wurde. Aber auch die Dörlinbacher Vereinsgemeinschaft brachte sich in die „Suchaktion“ mit ein.

Der Vier-Jahreszeiten-Brunnen auf der Herrenmatt (2018). Wurde im Jahre 1984 anlässlich des Hallenneubaus errichtet.
Natürlich sollte der Name auch das Besondere herausstellen. Und das empfanden die „Entscheider“ damals in den Brunnenanlagen im Ort, die in den vergangenen Jahrzehnten auf Initiative des im Jahre 1966 gegründeten Verkehrsvereins geschaffen wurden (Verein inzwischen aufgelöst). „Mangels Alternativen“, wie es auf Wikipedia heißt, habe man sich letztlich für den Namen „Brunnendorf“ entschieden, wird der Suche nach einem Namen nicht gerecht.
Der Jägerbrunnen beim Gasthaus „Zum Engel“ (1999). Er gehört zu den vielen privat initiierten Brunnenanlagen im Ort.
Der Nierenbrunnen (im Ort meist nur Springbrunnen genannt) ist der größte öffentliche Brunnenanlage (2019).
Denn zahlreiche öffentliche Brunnenanlagen gab es zu dem Zeitpunkt schon längst im Ort. Durch die Namenssuche wurden nun auch Privatleute motiviert, auf ihrem Grundstück einen Brunnen zu installieren. Zu ihnen gehörte unter anderem der damalige Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft, Alois Göppert (Jahrgang 1946). Teilweise sind durch die Aktion auch recht prunkvolle Brunnenanlagen in der Folge entstanden. Des Weiteren weisen Begrüßungstafeln, die 1995 an den beiden Ortseingängen an der Landstraße 102 aufgestellt wurden, die Gäste und Durchreisenden daraufhin, dass sie sich im „Brunnendorf“ befinden. Im Juni 1999 organisierte die Vereinsgemeinschaft erstmals ein „Brunnendorf-Fest“ auf dem Ziegelhüttenplatz. Zu einer angestrebten Neuauflage kam es allerdings im neuen Jahrtausend leider nicht mehr. Dieses Dorffest sowie der damit einhergehende „Brunnen FuXX“ (quasi ein Brunnen-Wissensquiz) blieben somit bis heute eine einmalige Sache. Die Bezeichnung „Brunnendorf“ findet man heutzutage trotzdem im Vereinsalltag immer wieder einmal. Beispielsweise wenn eine „Rallye durchs Brunnendorf“ im Rahmen des Ferienprogramms für Kinder angeboten wird. Oder Seniorengruppierungen oder -vereine zu Wanderungen „in und um das Brunnendorf“ einladen.

Brunnen mit Historie

Seit August 1996 bereichert eine öffentliche Brunnenanlage mit historischem Hintergrund das „Brunnendorf“ – der sogenannte „Buchbrunne“. Mit diesem Brunnen soll an die einst mühevollen „Buchdäg“ (so nannte man früher die Waschtage) auf den Schuttertäler Bauernhöfen erinnert werden. Denn bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf den Höfen im Tal alle drei bis vier Wochen im sogenannten „Buchhaus“ gewaschen. Diese damals schwere Arbeit wurde von der Bäuerin und den Mägden verrichtet. Für gewöhnlich dauerte dies drei Tage. Zuerst musste die Wäsche eingeweicht werden. Hierzu wurde der Boden des „Buchtrogs“ oder des „Buchzubers“ (also ein Steintrog oder ein Holzzuber) mit Birkenreisig belegt. Darauf bereiteten die Frauen ein grobes Leinentuch aus und schichteten die Wäschestücke aufeinander. Die gestapelte Bett- und Körperwäsche wurde dann mit dem „Äschduech“ (einem eingeschlagenen Leinentuch, das Buchenasche enthielt) abgedeckt. Danach wurde jenes Tuch mehrmals mit kochend heißem Wasser übergossen. Durch das Übergießen der Buchenasche entstand dann eine Lauge, also eine Art „Weichmacher“, wodurch sich der Schmutz aus der Wäsche zu lösen begann. Weil also die Frauen in dieser Zeit mit Hilfe von Buchenasche wuschen, wurde dieser Waschvorgang im Volksmund als „Buche“ bezeichnet. Die Brunnenanlage beim Zieglerhof (heute: Ziegelhof) ist eine Art Symbiose zwischen Waschtag und Waschvorgang. Die Basis der Brunnenanlage bildet ein „Buchtrog“. Das Kernstück jedoch ist eine lebensgroße Figur. Hierfür stand die Bäuerin des Zieglerhofs, Erika Griesbaum (geborene Fehrenbacher / Jahrgang 1943) selbst Modell. Die Figur sollte das Prunkstück der Anlage sein. Doch sie bereite zunächst Probleme. Zuerst aus Sandstein geschaffenen, später bemalt, musste sie wegen Haarrisse (siehe auch Blog-Beitrag „Odyssee einer Bäuerin“ vom 10. April 2021) wieder entfernt werden. Die Bäuerin mit dem Wassereimer steht aber längst wieder an ihrem angestammten Platz. Seit August 2003 jedoch witterungsfest und aus Bronze gegossen.

Veröffentlicht vom 10. April 2021 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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