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Derlebacher G’schichtle Folge 11

Lesedauer: 3 Minuten

Der Schiss ins Glück ließ auf sich warten

Im September 1993 lud der DRK-Ortsverein erstmals  zu einem Bergfest rund um die Dörlinbacher Berggaststätte „Lieberatsbergstuben“ ein. Und eigens dafür haben sich die Rotkreuzler einiges fürs Unterhaltungsprogramm einfallen lassen. Dabei spielte eine Kuh eine tragende Rolle. Sie wurde, wenn man so will, wie im Casino die Kugel ins „Rollen“ gebracht.

Derlebacher Gschichtle Folge 11
Die Rotkreuzler hatten sich nämlich ein Kuhfladen-Roulette ausgedacht. Ein Glücksspiel der besonderen Art, bei dem die Kuh als Glücksfee agieren sollte. Dafür wurde die Wiese unterhalb der Berggaststätte in kleine Quadrate aufgeteilt. Wie beim Roulette konnten die Besucherinnen und Besucher auf die vermeintlichen Glücksfelder setzen.
Derlebacher Gschichtle Folge 11
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 11
Nun kam die Kuh ins Spiel. Es ging aber nicht darum, in welchem Feld sie stehen bleibt oder in welchem Feld sie sich vielleicht hinlegt, sondern in welchem Feld sie was fallen lässt. Sozusagen mit Scheiße ins Glück. Aber das gestaltete sich für jene, die mitspielten erst einmal zu einer Geduldssache. Denn der Hauptprotagonist, die Kuh, schritt zunächst gemächlich die gaffenden und wartenden Zuschauerreihen ab und blieb danach einfach stehen als wollte sie mal kurz ein Nickerchen halten. Sicherlich hat man ihr auch nicht „erklärt“, dass alle nur auf ihre Scheiße warten. Jedenfalls in der ersten Runde, konnte die Kuh die an sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Der Schiss blieb erst mal aus. Die Wartezeit auf besagten Schiss wurde vom DRK mit einem abwechslungsreichen Programm aufgelockert. Dazu zählte nicht nur zünftige Blasmusik, sondern auch knatternde Traktoren. Denn das Rote Kreuz lud an diesem September-Wochenende nicht nur zum ersten Bergfest und zum ersten Kuhfladen-Roulette auf den Lieberatsberg, sondern auch zum ersten Schuttertäler Bulldog-Treffen. Während die einen immer noch am Spielfeldrand ausharrten und darauf warteten, dass die Kuh endlich ihren Fladen platziert, erfreuten sich andere an dem abwechslungsreichen Rahmenprogramm. Die Kuh wollte es offensichtlich richtig spannend machen. Am Ende des Tages gab es tatsächlich einen Gewinner beim Kuhfladen-Roulette. Ob es wohl am Zeitrahmen lag, am Geduldspiel und der Möglichkeit, dass die „Glücksfee“ womöglich gar nicht mitspielt und der „goldene Schiss“ ausbleibt, oder auch an so mancher Kritik, die im Umfeld laut wurde. Jedenfalls hatte damals das Kuhfladen-Roulette keine Zukunft in Dörlinbach. Das erstmals ausgetragene Bulldog-Treffen hingegen schon.

Veröffentlicht am 3. Februar 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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