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Derlebacher G’schichtle Folge 55

Lesedauer: 3 Minuten

Duweschneck – ein wahrlich besonderes Gebäck

Mit dem Einzug der Weihnachtszeit wird der Duft von frisch gebackenem Gebäck in Dörlinbach und Umgebung lebendig – und kaum etwas verkörpert die Festtage besser als die „Duweschneck“. Dieses außergewöhnliche Gebäck, das sowohl einer Taube als auch einer Schnecke ähnelt, hat nicht nur einen einzigartigen Geschmack, sondern auch eine faszinierende Geschichte. Viele Einheimische glauben, dass es diese Delikatesse ausschließlich in Dörlinbach und Seelbach zu kaufen gibt, doch weit gefehlt!
Derlebacher Gschichtle Folge 55
In Wahrheit hat die „Duweschneck“ schon längst ihren Weg ins gesamte Kinzigtal gefunden. In Haslach, Steinach und Biberach wird sie oft als „Klausenbrezel“ bezeichnet, während in Zell am Harmersbach, Nordrach und Oberharmersbach die einfache Nomenklatur „Dub und Schneck“ vorherrscht. Eines jedoch ist allen gemeinsam: Die Legende um dieses Gebäck sorgt Jahr für Jahr für lebhafte Diskussionen über seine Herkunft und Bedeutung.
Derlebacher Gschichtle Folge 55
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 55
Die „Duweschneck“ gehört zu den sogenannten „Gebildebroten“. Im Gegensatz zu gängigen Modelformen werden diese freihändig geformt, was ihnen eine individuelle Note verleiht. Historiker und Heimatforscher sind sich unsicher über die genaue Herkunft des Gebäcks. Einige sehen in ihm uralte Speise- und Kultopfer, die mit Fruchtbarkeit in Verbindung stehen.
Geschichte und Bedeutung
Die Übersetzung ins Hochdeutsche als „Taube und Schnecke“ könnte irreführend sein. Eine weit verbreitete Theorie besagt, dass das Gebäck ein altgermanisches Symbol darstellt. Die beiden Schnecken könnten dabei für das Auf- und Untergehen der Sonne stehen – spiralförmige Zeichen des Lebens und des Todes. Der Bogen darunter symbolisiert die Erde, während die gewundene Schlange am Ende ein Zeichen des Bösen ist. Diese vielseitige Deutung des Backwerks regt dazu an, darüber philosophisch zu reflektieren, ob es mehr als nur ein süßes Weihnachtsgebäck ist.
Der Weg ins Schuttertal
Und wie kam die „Duweschneck“ nach Dörlinbach und ins Schuttertal? Die Meinungen darüber gehen auseinander: Einige behaupten, sie sei schon immer Teil der Region gewesen. Tatsache ist, dass im Dezember 2012 die weltweit größte „Dub und Schneck“ beim Weihnachtszauber in Oberharmersbach-Riersbach gebacken und für einen guten Zweck verkauft wurde. Damals hieß es in einer Pressemeldung, dass diese besondere Form des Weihnachtsgebäcks lediglich im Kinzigtal zu finden sei. Heute erfreut sich die beliebte „Duweschneck“ großer Beliebtheit und wird jährlich ab dem kirchlichen Hochfest Mariä Empfängnis gebacken – so auch wieder im vergangenen Jahr. Wer jetzt Lust auf das verführerische Gebäck hat, wird durchaus im IK-Geschäft in der Dorfmitte in Dörlinbach noch fündig, wo die Tradition auch in der Gegenwart lebendig bleibt. Allerdings dürften die Tage der „Duweschneck“ bald wieder gezählt sein.

Veröffentlicht am 3. Januar 2024 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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