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Derlebacher G’schichtle Folge 59

Lesedauer: 3 Minuten

Namenstagsfeier beim „Hermann an der Brück“

In Dörlinbach gab es einst eine Zeit, als der Name Hermann in aller Munde war. Besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er noch so populär, dass viele Eltern hofften, ihren Söhnen mit diesem Namen ein Stück Glanz und Ehre mitzugeben. Im Jahr 1881 war Hermann hierzulande sogar der Spitzenreiter unter den Jungennamen. Doch, wie das Leben so spielt, verlagerte sich der Trend und der Name verschwand immer mehr aus den Geburtsurkunden.
Derlebacher Gschichtle Folge 59
In Dörlinbach hingegen blieben einige Hermann-Fans zurück und pflegten die Tradition, die feierliche Namenstagsfeier zu zelebrieren. Im Ort leben heute noch Hermänner, die sich beispielsweise an den 7. April 1951 erinnern. An jenem frühlingshaften Samstagabend trafen sich alle Hermänner aus Dörlinbach und dem Umland im Gasthaus „Zum Engel“, welches liebevoll von Hermann Grimm (1925 bis 1984), dem „Hermann an der Brück“, bewirtschaftet wurde.
Derlebacher Gschichtle Folge 59
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 59
Die Vorfreude war spürbar, denn solche Festlichkeiten waren mehr als nur ein geselliges Beisammensein – sie waren eine Ehrung, eine Hommage an die Herren mit dem geschichtsträchtigen Namen. Es war immer das gleiche Ritual: Die Feierlichkeiten begannen mit einem herzlichen Empfang durch den Wirt selbst, der dafür bekannt war, dass er seinen Gästen ein unvergessliches kulinarisches Erlebnis bot. Auf der Speisekarte stand die damals berühmte und begehrte „Hermannsplatte“ – eine delikate Zusammenstellung lokaler Köstlichkeiten, die nicht nur den Gaumen erfreute, sondern auch die Seele nährte. Begleitend dazu wurde das schmackhafte „Teutenburger Rebenblut“ serviert, ein edler Tropfen, der für fröhliche Anstoßen und leuchtende Augen sorgte.
Ein Gefühl von Gemeinschaft
Der Abend verlief somit in ausgelassener Stimmung: Anekdoten wurden erzählt, alte Geschichten lebendig gehalten und die Herren harmonisierten mit amüsanten Gesängen, die durch das Gasthaus hallten. Man konnte fast das Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt spüren, das die Generationen überdauerte. Während sich die Gläser klinkten und das Lachen der Hermänner durch die Räume schallte, wurde klar: Die Tradition und der Name Hermann hatten auch in dieser Zeit ihren Platz – ein Zeichen dafür, dass die Wurzeln des Dorfes tief verwurzelt waren, egal welcher Trend gerade vorherrschte.
Alles mit einer Prise Hermann-Zauber

Die Trauer und das Entsetzen über den Verlust von Maria Anna Weber (1890 bis 1965) hinterließen in der Gemeinschaft tiefe Spuren. Ihr tragisches Schicksal und die quälende Ungewissheit über ihr Verschwinden bewegten die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner zutiefst. Die Erinnerungen an die Rentnerin blieben lebendig, und ihre mysteriöse Geschichte wurde zu einem dauerhaften Teil des kollektiven Gedächtnisses von Dörlinbach. Diese Erzählung dient nicht nur als Rückblick auf ein tragisches Ereignis, sondern auch als eindringliches Mahnmal, das uns daran erinnert, wie schnell sich das Leben verändern kann und wie zerbrechlich unsere menschliche Existenz ist. Während der Schnee das Geheimnis bewahrte, lebt die Erinnerung an Maria Anna Weber weiter – selbst bei jenen, die sie einst als „Nännän“ hänselten.

Veröffentlicht am 11. Februar 2025 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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