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Derlebacher G’schichtle Folge 60

Lesedauer: 3 Minuten

Die Fasnet in Dörlinbach anno 1951

Die Fasnet hat in Dörlinbach eine lange Tradition, die bis in die 1950er-Jahre zurückreicht. Während wir schon mehrfach über die Fasent früherer Zeiten berichtet haben, lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Fasnet des Jahres 1951 zu werfen. In dieser Zeit wurde im Ort nicht nur von „Fasent“, sondern auch von „Fasnet“ gesprochen, was durch alte Aufzeichnungen belegt wird. Zudem ist interessant festzuhalten, dass der Name „Bremsdorf“ bereits in den frühen 1950er-Jahren gebräuchlich war, lange bevor die Bremsdorfer Narrenzunft Ende der 1970er-Jahre gegründet wurde.
Derlebacher Gschichtle Folge 60
Der Startschuss für die „Wehrlinbach-Bremsdorfer Fasnet“ fiel am 1. Februar, dem sogenannten „Schmutzigen Donnerstag“. Der große Maskenball, der in dem festlich dekorierten Saal des „Vetter am Bach“ stattfand, zog zahlreiche Närrinnen und Narren an. Organisiert vom Musik- und Sportverein, einer faszinierenden Kooperation zwischen der „Wehrlinbacher Stadtkapelle“ und dem „Oberliga-Kickverein Wehrlinbach-Bremsdorf“, bot der Abend ein gelungenes Programm, das alle Anwesenden begeisterte.
Derlebacher Gschichtle Folge 60
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 60
Der Höhepunkt des Wochenendes folgte am Sonntagnachmittag mit dem Narrenzug, der beim städtischen Fernverkehrsamt am Röschplatz auf der Herrenmatt startete. Vor einer jubelnden Menge setzten sich die Fahrer des internationalen Käsrain-Rundstrecken-Rennens in Bewegung. Nach einem aufregenden Wettbewerb fand die Siegerehrung im sogenannten „Löwenrachen“ statt, wo der NSU-Fox-Fahrer mit dem ungewöhnlichen Namen „Hobelspänenfresser“ den ersten Preis errang. Im „Löwen“ ging es danach noch sportlich weiter, als die Meisterboxer Joe Walcott und Conny Rux sowie Hein ten Hoff und Max Schmeling ihre Kräfte maßen. Ein echter Leckerbissen für die Sportfans – auch wenn es sich dabei um Persiflagen handelte! Den krönenden Abschluss dieses Abends bildete der traditionelle Preiskostümball, bei dem sich die Geschwister Karl und Paula Schätzle den ersten Platz ertanzten.
Rosenmontag – Ein Tag voller Höhepunkte
Der Rosenmontag in Dörlinbach war ein Fest der Farben und der Fröhlichkeit. Der traditionelle Narrenumzug nach Höfen lockte zahlreiche Zaungäste an und bot viel Buntes und Kurioses. Am Abend fand die Feier dann erneut im „Löwenrachen“ von Fritz und Amalia Wehrle ihren Höhepunkt. Hier versammelten sich nicht nur die „Wehrlinbacher“, sondern auch die benachbarte „Wittelbacher Stadtkapelle“, um gemeinsam zu feiern. Inmitten weiterer Persiflagen über große Boxkämpfe und humoristischen Einlagen wurde sogar ein Theaterstück aufgeführt – „Der Wunderdoktor von Bremsdorf“ avancierte dabei zum Herzstück des Abends und hielt die Gäste in Atem. Mit viel Lachen und guter Laune endete ein weiterer Tag der Dörlinbacher Fasnet, der die Gemeinschaft zusammenführte und unvergessliche Erinnerungen hinterließ.
Die Fasnet (Fasent) lebt weiter

Die Trauer und das Entsetzen über den Verlust von Maria Anna Weber (1890 bis 1965) hinterließen in der Gemeinschaft tiefe Spuren. Ihr tragisches Schicksal und die quälende Ungewissheit über ihr Verschwinden bewegten die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner zutiefst. Die Erinnerungen an die Rentnerin blieben lebendig, und ihre mysteriöse Geschichte wurde zu einem dauerhaften Teil des kollektiven Gedächtnisses von Dörlinbach. Diese Erzählung dient nicht nur als Rückblick auf ein tragisches Ereignis, sondern auch als eindringliches Mahnmal, das uns daran erinnert, wie schnell sich das Leben verändern kann und wie zerbrechlich unsere menschliche Existenz ist. Während der Schnee das Geheimnis bewahrte, lebt die Erinnerung an Maria Anna Weber weiter – selbst bei jenen, die sie einst als „Nännän“ hänselten.

Veröffentlicht am 24. Februar 2025 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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