Die charmanten „Wächter“ von Dörlinbach
Lesedauer: 3 Minuten
Zwischen Tradition und versteckten Schätzen
Gartenzwerge – diese kleinen, oft bunten Figuren sind in vielen Gärten zu finden und haben eine lange Geschichte als Glücksbringer. Schon im 17. Jahrhundert traten sie auf den Plan, um Schätze zu bewachen. In Deutschland ist ihre Beliebtheit ungebrochen, mit schätzungsweise 25 Millionen Exemplaren. Ursprünglich als „alte Männer“ konzipiert, hatten die Zwerge meist die Aufgabe, wertvolle Dinge vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Die ältesten Exemplare stammen aus dem Barock und waren aus Marmor gefertigt.
In den 90er-Jahren erlebten die Gartenzwerge eine kleine Renaissance. Plötzlich tauchten moderne, teils provokante Modelle auf. Einige trugen sogar ein Messer im Rücken. Allerdings könnte man bei solch freizügigen Darstellungen schnell einen Nachbarschaftsstreit riskieren – und rechtliche Konsequenzen wären nicht ausgeschlossen. Doch was ist mit den Gartenzwergen in Dörlinbach? Sind sie etwa schon aus der Mode gekommen? Mitnichten!
In der Blumenstraße grinsen die Zwerge tatsächlich nicht nur passiv, sondern bilden ein Spalier für die Bewohnerinnen und Bewohner und deren Gäste. Ein kleiner Blickfang für jeden Passanten und jede Passantin. Doch während manche Gartenzwerge stolz vor den Haustüren stehen, gibt es andere, die sich lieber im Verborgenen halten.
Sichtbare und unsichtbare Zwerge
Wir begegneten einem dieser versteckten Exemplare am Unterrain. Hier streckten kleinere Zwerge schüchtern ihre Nasen hinter Holzbalken hervor. Ihre ursprüngliche Bestimmung war es, Schätze im Boden zu bewachen, doch heutzutage scheinen sie eher geheimnisvolle Wächter der Gartenfrüchte und des Viehs zu sein. Immer wieder findet man sie in den Ecken von Scheunen oder klassisch im Garten – jedoch mit einem gewissen Hang zur Tarnung. Besonders beeindruckend ist eine der größten Zwergenfamilien, die wir in der Hub entdeckten. Auch sie bleiben meistens den vorbeigehenden Blicken verborgen, aber im Innenhof entfalten sie ihr strahlendes Wesen. Viele dieser Zwerge hatten über die Jahre hinweg etwas an Farbe verloren. Doch die Corona-Pandemie bescherte der Hausherrin viel Zeit, die sie zur liebevollen Restaurierung ihrer Zwerge nutzte. In neuem Glanz erstrahlen sie nun, dabei achtete die „Zwergen-Restauratorin“ darauf, die Originalfarben möglichst exakt zu treffen. Einige neue Mitglieder wurden ebenfalls hinzugefügt, und so erblüht die Zwergenfamilie in voller Pracht. Interessanterweise sind die modernen, heute meist üblichen Gartenzwerge häufig aus Kunststoff, während die klassischen Modelle aus früheren Zeiten aus Marmor, Sandstein oder gebranntem Ton gefertigt waren.
Auf eigene Entdeckungsreise gehen
In diesem Blog-Beitrag möchten wir bewusst auf die genauen Standorte der kleinen Kolonien verzichten. Vielmehr laden wir euch ein, selbst auf Zwergensuche in Dörlinbach zu gehen. Erkundet die Blumenstraße, den Unterrain und die Hub – vielleicht findet ihr sogar noch weitere unbekannte Orte, wo die „alten Männer“ in ihrem stillen Wachtposten verweilen. Wir wollen es nicht versäumen zu erwähnen, dass wir tatsächlich fündig wurden – es gibt sie: die Zwergenfrau – auch wenn sie klar in der Minderheit ist. Viel Spaß beim Stöbern und Finden der charmanten „Wächter“ in Dörlinbach und vielleicht auch der einen oder anderen Zwergenfrau!
Tipp: Finger weg von „Frustzwergen“
Und für all jene, die sich nun dazu inspiriert fühlen, selbst einen Gartenzwerg im Garten oder am Haus aufzustellen – gebt Acht! Sogenannte „Frustzwerge“, die mit einem schockierenden Design wie einem Messer im Rücken oder einem „Stinkefinger“ daherkommen, könnten den Nachbarfrieden empfindlich stören und gelten laut Gerichtsurteilen als Ehrverletzung. Solche Exemplare müssen schnell entfernt werden. Stattdessen sind lustige Darstellungen oder die klassischen Varianten mit Spitzhacke, Schaufel oder Laterne immer willkommen.
Veröffentlicht am 28. Mai 2024 / red
Visuelle Impressionen zur Geschichte:
Das könnte Dir auch gefallen:
Odyssee einer Bäuerin
Rund sieben Jahre gingen ins Land bis am Buchbrunnen beim Zieglerhof (heute: Ziegelhof) „Ruhe“ einkehren sollte. Das Corpus Delicti war eine Figur, die der alten...
Eine Sommerposse
Es war im Sommer 2018 das Aufreger-Thema in Dörlinbach. Die sogenannten Pit-Pat-Enten durften nicht mehr im Springbrunnen schwimmen gehen. Vom damaligen Rathauschef Carsten Gabbert (Jahrgang...
0 Kommentare