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Die Ersterwähnung

Lesedauer: 4 Minuten

Warum 800 und nicht 900 Jahre?

Ausgehend von den Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahre 1975 und einem päpstlichen Bulle aus dem Jahre 1225 kann Dörlinbach im Jahre 2025 sein 800-jähriges Bestehen feiern. Diesem bevorstehenden Ortsjubiläum ist auch diese Internetplattform gewidmet. Doch wie alt ist Dörlinbach eigentlich wirklich? Auf das Alter des Ortes sind wir bereits in zwei früheren Blog-Beiträgen eingegangen.

Blick auf Dörlinbachs Ortskern Ende der 1960er-Jahre. Die Aufnahme stammt von einer alten Postkarte.

Zunächst in dem Blog-Beitrag „Das Dörlinbacher Wappen“ vom 1. Februar 2021. Und schon kurz darauf im Blog-Beitrag „Wie alt ist Dörlinbach wirklich?“ vom 16. März 2021. Die sogenannte Ersterwähnung bezieht sich auf die erste Nennung des Ortsnamens in einer mittelalterlichen Urkunde. Solche Erwähnungen sind vor allem für Ortsjubiläen interessant. Aber das Interesse bezieht sich nicht selten nur auf das Datum. Deshalb widmen wir uns noch einmal der Thematik um das Alter und der Ersterwähnung.

Blick vom Oberrain auf Dörlinbachs Ortskern Anfang der 1990er-Jahre. Im Hintergrund ist auch die Siedlung und ein Teil des Kappelbergs zu sehen.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
1975 feierte Dörlinbach das 750-jährige Bestehen. Das wesentlich ältere Kirchlein war dabei nicht relevant für die zu feiernde Jahreszahl.

Beginnen wir mit dem Jahr 1225, das ausschlaggebend für die 750-Jahr-Feier im Jahre 1975 war. Auf einer Internetplattform des Landesarchivs wird zur Ortsgeschichte des Jahres 1225 lediglich erwähnt, dass „Derlebach“, wie es seinerzeit geschrieben wurde, wahrscheinlich eine hochmittelalterliche Ausbausiedlung des Klosters Ettenheimmünster und dessen 1225 belegter Dinghof Mittelpunkt des Ortes war. Das päpstliche Bulle wird interessanterweise nicht erwähnt. Papst Honorius bestätigte darin die Besitzungen des Klosters Ettenheimmünster. In diesem Bulle ist von „Derlunbac“ die Rede. Zu den historischen Namensformen Dörlinbachs gehört auch „Derlinbach“. Eine Schreibweise, die in Verbindung mit dem Jahr 1132 sowie einem alten Kirchlein in Verbindung gebracht wird. Dabei handelt es sich um eine größere Kapelle, die von Bischof Ulrich II. von Konstanz am 9. Juli 1132 „Zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit“ geweiht wurde. Die Dreifaltigkeitskapelle existiert heute leider nicht mehr. Das Kleinod aus romanischer Zeit musste 1922 dem Bau einer neuen, größeren Kirche weichen – der heutigen Pfarrkirche St. Johannes (Infos dazu auch unter Blog-Beitrag „Gotteshaus ab 1132“ vom 12. März 2021).

Kopialüberlieferung aus dem 16. Jahrhundert
Besagte Internetplattform des Landesarchivs benennt jedenfalls das Jahr 1132 als Ersterwähnung. So gesehen könnte Dörlinbach, statt 800 Jahre in 2025 sogar 900 Jahre in 2032 feiern. Die Sache hat allerdings ein Haken. Das päpstliche Bulle aus dem Jahre 1225 ist eine sichere Quelle, dagegen handelt es sich bei der Niederschrift der Kapellen-Weihe um eine Kopialüberlieferung aus dem 16. Jahrhundert. Kopialbücher sind quasi Quellen, die Texte von Urkunden des Mittelalters sowie der Frühen Neuzeit in Abschriften enthält. Besagter Eintrag in ein solches Kopialbuch des Klosters Ettenheimmünster, in dem übrigens auch Schweighausens Kapellen-Weihe mit dem 9. Juli 1132 erwähnt ist, gilt urkundlich leider als „nicht nachweisbar“. Das bedeutet letztlich, dass Dörlinbach das Jahr 1132 nicht als Jahr der Ersterwähnung nehmen darf. Dies war natürlich auch den Verantwortlichen für die 750-Jahr-Feier im Jahre 1975 bekannt. Irgendwie eine „verrückte“ Geschichte, zumal durch weitere Aufzeichnungen davon auszugehen ist, dass Dörlinbach älter ist als der Nachbarort Schweighausen, der bereits im Jahre 2019 sein 800-jähriges Bestehen feiern konnte und durfte. Würden übrigens die Einträge ins Kopialbuch des Jahres 1584 als „gesicherte Quelle“ gelten, hätten Dörlinbach und Schweighausen im Jahre 2032 gemeinsam 900 Jahre feiern können. Noch eine allerletzte Anmerkung zum päpstlichen Bulle, indem der Ortsname laut landesgeschichtlicher Literatur erstmals urkundlich erwähnt wird. Nach Ansicht des Generalarchivs Karlsruhe ist das Bulle von Papst Honorius nicht ins Jahr 1225, sondern auf den 29. April 1226 zu datieren. Zwar weist die Datumszeile auf 1225 hin, die Indikation und das Pontifikatsjahr jedoch auf 1226. Unabhängig davon wurde 1975 zur 750-Jahr-Feier eingeladen und in 2025 folgt nun die 800-Jahr-Feier. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass wohl bereits um das Jahr 1000 ein Siedlungsmittelpunkt mit Klosterhof und Kapelle errichtet worden ist.

Veröffentlicht am 30. Juli 2021 / red

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