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Die Königin der Instrumente

Lesedauer: 5 Minuten

Auf Stehle-Orgel folgte 1990 eine Winterhalter-Orgel

Die Pfarrkirche St. Johannes erhielt im Jahre 1934 eine Orgel, erbaut von Josef Stehle (1873 bis 1946), der zusammen mit seinem Bruder 1894 die Orgelbau-Firma Gebrüder Stehle in Bittelbronn (Hohenzollern) gründete. Die Orgel, die seit Jahrhunderten als „Königin der Instrumente“ bezeichnet wird, wurde bezogen auf die Dörlinbacher Dorfkirche in den 1980er-Jahren immer unzuverlässiger.

Die Winterhalter-Orgel im Oktober 1990 in der Pfarrkirche St. Johannes. Die Kosten für die neue Orgel lagen bei rund 300.000 Mark
Aufgrund der nahezu unzugänglichen Bauweise konnte sie auch nie richtig gewartet werden. Zudem stand die Windanlage von Anfang an ungeschützt auf dem Dachboden und brachte so im Winter schädliche Kaltluft in die Orgel. Eine Inspektion ergab letztlich, dass eine wohl kostspielig werdende Reparatur an dem eigentlich künstlerisch bedeutungslos eingestuften Instrument nicht angebracht wäre. Dies war gleichbedeutend das Aus für die Stehle-Orgel – zumindest in Dörlinbach.
Januar 2022: Impressionen von der Winterhalter-Orgel. Am 21. Oktober 1990 wurde die Orgel feierlich eingeweiht.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Januar 2022: Impressionen von der Winterhalter-Orgel. Am 21. Oktober 1990 wurde die Orgel feierlich eingeweiht.
Im Oktober 1986 erhielt schließlich Orgelbaumeister Claudius Winterhalter (Jahrgang 1953) aus Oberharmersbach den Auftrag, für die Dörlinbacher Pfarrkirche eine neue Orgel zu bauen. Vier Jahre später war es dann soweit. Doch bevor die neue Winterhalter-Orgel in Dörlinbach aufgebaut und eingeweiht werden konnte, musste die alte Stehle-Orgel abgebaut werden. Dadurch erklangen zunächst keine Orgeltöne mehr von der Empore herunter. Anfangs 1990 erfolgte der besagte Abbau von Dörlinbachs alter Orgel. Zwar kamen schon wenige Wochen danach die ersten Einzelteile der neuen Orgel aus dem benachbarten Tal des Harmersbachs ins Schuttertal, aber der technische Aufbau in Dörlinbach nahm natürlich auch seine Zeit in Anspruch. Die alte Stehle-Orgel hatte übrigens noch nicht endgültig ausgedient. Sie verließ Dörlinbach und das Erzbistum in Richtung dem damaligen Jugoslawien. Dort sollte die Orgel noch für einige Jahre in einer Kirche ihren Dienst tun.
Genügend Platz und Klangraum

Weit über tausend Einzelteile galt es für Orgelbaumeister Claudius Winterhalter zusammenzusetzen, verbunden mit dem Ziel, die Orgel im Aussehen und Klang genau auf die Kirche so zuzuschneiden, dass sie viele Generationen erfreuen wird. Für Winterhalter bedeutete dies unter anderem, der Orgel ein Gesicht aus dem 19. Jahrhundert zu verleihen. Kurz gesagt: Wenig Schmuck, wenig Rundungen und schlichte Profile. Denn der Kirchenraum in Dörlinbach erinnert in Ausstattung und Architektur an den Klassizismus. Das Gehäuse wurde anders als bei der Vorgänger-Orgel zweigeteilt. Dadurch war es möglich, den insgesamt 1039 Pfeifen der 16 Register auf der niedrigen Empore genügend Platz und Klangraum zu geben. Das Hauptwerk steht mit seinen sechs Registern in der Brüstung. Der Spieltisch mit zwei Manualklaviaturen und einer Pedalklaviatur befindet sich an der Rückseite. Weiter wurden das Manual-Nebenwerk sowie das Basswerk in einem eigenen Gehäuse untergebracht, der Platz für den Kirchenchor befindet sich dazwischen.

Am 21. Oktober war schließlich der große Tag gekommen. Zur feierlichen Orgelweihe in das übervolle Gotteshaus kam damals auch Dörlinbachs ehemaliger Ortsgeistliche, Pfarrer Anton Doll aus Ödsbach, der bis Ende Januar 1988 in der Sankt-Johannes-Gemeinde wirkte und im Juli 1998 verstarb (siehe dazu auch unter Blog-Beitrag „Gotteshaus ab 1132“ vom 12. März 2021). Mit dabei waren auch Schweighausens Pfarrer Gerhard Nipp (verstarb Ende Oktober 1998), Seelbachs Pfarrer Reinhold Killig (Jahrgang 1942) sowie Dekan Paul Schäufele (Jahrgang 1928) aus Lahr. Das Privileg an diesem Festtag an der neuen Orgel zu spielen hatte Bezirkskantor Matthias Degott (Jahrgang 1959) aus Gengenbach, der zusammen mit dem Dörlinbacher Kirchenchor, den damals Franziska Schüssele (1924 bis 2019) leitete, den Festgottesdienst umrahmte. Die Weihe der Orgel vollzog Pfarrer Anton Doll, der sich mit seinen ehemaligen Schäfchen freuen konnte, schließlich ging mit der Weihe der Orgel am Kirchweihsonntag 1990 ein lang ersehnter Wunsch der Pfarrgemeinde St. Johannes in Erfüllung.

Aussehen und Klang passen zur Kirche
Zu den ersten Werken, die offiziell auf der Winterhalter-Orgel in Dörlinbach zu Gehör gebracht wurden, gehörte unter anderem ein Choralvorspiel zu „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ und „Triosenate in C-Dur“, beide von dem wohl kreativsten Komponisten der vergangenen Jahrhunderte Johann Sebastian Bach, sowie „Für eine Walze in eine kleine Orgel“ von dem Salzburger und weithin bekannten Wolfgang Amadeus Mozart. Auch Werke der beiden deutschen Komponisten Philipp Friedrich Silcher und Carl Frei, zugleich auch ein Orgelbauer, waren an diesem großen Tag für Dörlinbachs katholische Kirchengemeinde zu hören. Alle waren sich am Ende einig, dass die neue Orgel im Klang, äußerem Erscheinungsbild, Größe und Raumakustik eine Einheit bildet und hervorragend in die Dorfkirche passt. Um dieses Ziel zu erreichen haben sich damals viele Bürgerinnen und Bürger an den Kosten von rund 300.000 Mark finanziell beteiligt.

Veröffentlicht am 8. Juni 2024 / red / win

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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