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Gold Winger on Tour im Tal

Lesedauer: 3 Minuten

Zig „Königinnen der Landstraße“ in Dörlinbach

Kurz vor der Jahrtausendwende machten sogenannte Gold-Winger Dörlinbach ihre Aufwartung. Just an dem Tag als Nicole als erste Deutsche den Grand Prix d‘ Eurovision gewann. Musikbegeisterte und viele weitere Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher staunten also nicht nur an jenem Samstagabend vor dem TV, sondern bereits schon am Mittag, als der Ort ganz real von einem anderen Sound erfüllt wurde.

Gold-Wings im April 1999 in Dörlinbach: Minutenlang ging nichts mehr auf der Hauptstraße – bis alle vor und neben dem „Löwen“ eingeparkt hatten.
Das Gold-Wing-Fieber hatte übrigens schon Jahrzehnte zuvor in Belgien, Holland, Dänemark und in der Schweiz um sich gegriffen. In Deutschland seit 1978 als sich erste Gold-Winger in loser Gemeinschaft trafen und sich fortan „Freundeskreis der Gold Wing Fahrer“ nannten. Erst vier Jahre zuvor – im Herbst 1974 – wurde die Gold-Wing von Honda auf der Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung (IFMA) in Köln als Weltpremiere präsentiert.
Gold-Wings im April 1999 in Dörlinbach: Rund um den „Löwen“ und im ganzen Ortskern wurden die sogenannten „Königinnen der Landstraße“ eingeparkt.
Gold-Wings im April 1999 in Dörlinbach: Rund um den „Löwen“ und im ganzen Ortskern wurden die sogenannten „Königinnen der Landstraße“ eingeparkt.
Manche bezeichnen das schwere Reisemotorrad, das erstmals im Sommer 1975 auf Deutschlands Straßen rollte, als „Auto auf zwei Rädern“. Für andere war und ist es die „Königin der Landstraße“. Und von diesen Kult-Motorrädern fiel gleich ein ganzer Schwarm am 24. April 1999 in Dörlinbach ein. Sie waren Teilnehmer und Teilnehmerinnen eines internationalen Gold-Wing-Treffens in Herbolzheim. Es war zugleich das letzte Großereignis im Gasthaus „Zum Löwen“, dessen damaliger Pächter auch Gastgeber der Gold-Winger aus insgesamt 14 Ländern war. Denn schon bald darauf stand der „Löwen“ erst einmal leer, bevor das einstige Speiselokal im Jahre 2005 vom heutigen Hausbesitzer Klaus Faißt (Jahrgang 1980) erworben wurde (mehr dazu demnächst im Blog-Beitrag „Gasthaus Zum Löwen“). Zurück zum überraschenden und zugleich nicht alltäglichen Besuch: Natürlich war bei dem einen oder anderen Dorfbewohner beziehungsweise bei so mancher Dorfbewohnerin die Aufmerksamkeit groß, als die rund 100 Honda-Motorräder in die dörfliche Wochenendidylle „eindrangen“ und bei der „Löwen“-Gaststätte vorfuhren. Schließlich waren es keine gewöhnlichen Zwei- beziehungsweise Dreiräder, denn die „Goldwing“-Maschinen gehören zu den „Rolls Royce“ unter den Motorrädern, die von ihren Besitzern mit besonders viel Liebe gehegt und gepflegt werden. Minutenlang ging absolut nichts mehr auf der Hauptstraße – bis alle vor und neben dem „Löwen“ eingeparkt hatten.

Auch „s' Löwe Theres“ staunte

Und von überall her gab es neugierige Blick, schließlich war man hier im Ort solche Motorräder nicht gewohnt. Dagegen würden die üblichen Motorräder wie Kleinkrafträder aussehen, stellte ein neugierigerer Zaungast treffend fest. Dass natürlich die Maschinen auf deren Fahrer und Fahrerinnen Begeisterung ausstrahlen, ist klar. Aber auch bei den neugierigen Dorfbewohnern als auch bei einigen Dorfbewohnerinnen war die Faszination für das elegante sowie komfortable Motorrad groß. Vor allem deren Luxusausstattung hatte es damals so manchem Betrachter angetan. Überhaupt konnte sich der Komfort sehen lassen. Stereo-Anlagen, Telefon bis hin zu modernen Navigationssystemen – nahezu alles hatten diese zwei- und dreirädrigen „Straßenkreuzer“ vorzuweisen. Begeisterung aller Orten. Selbst Dorforiginal Theresia Fischer (1925 bis 2018), die als „s' Löwe Theres“ in der Bäckerei um die Ecke eine echte Institution war, stand damals minutenlang staunend am Ladenfenster – beeindruckt von dem Spektakel draußen vor dem Ladengeschäft. Die rund 180 Gold-Winger-Fans kehrten derweil im Gasthaus „Zum Löwen“ zu einem kleinen Mittagsstopp ein, während das Staunen und Begutachten der Maschinen kein Ende zu nehmen schien. Organisiert wurde damals dieses Treffen, an dem Gold-Winger aus der gesamten Bundesrepublik sowie aus etlichen Nachbarländern teilnahmen von Horst Rein aus Herbolzheim. Der älteste Teilnehmer war übrigens 74 Jahre alt. Überhaupt fiel auf, dass nicht nur junge Leute, sondern auch viele noch im hohen Alter Fan von diesen exklusiven Honda-Motorrädern sind.

Nichts ging mehr auf der Hauptstraße

Natürlich hatte sich der unerwartete Kurzbesuch im Ort schnell herumgesprochen, womit die Abfahrt zu einer richtigen Show wurde. Selbst die Lokalpresse hatte sich zwischenzeitlich eingefunden, um über das Ereignis zu berichten. Und so ist einige Tage später zu lesen, dass das Schuttertal eine „Invasion“ von Zweirädern erlebte und so manche glänzende Augen bekamen, als er am Samstag die Parade der Gold-Winger durchs Tal fahren sah. Ach ja, wer zunächst von dem Spektakel im Ort nichts mitbekommen hatte, dürfte es spätestens bei der Abfahrt bemerkt haben. Denn bis die an die 100 Gold-Wing-Maschinen in Zweierreihen hintereinander zur Abfahrt bereit standen, ging nämlich absolut nichts mehr auf der Hauptstraße. Von der Dorfmitte bis zur Herrenmatt-Brücke reihten sich die exklusiven Motorräder aneinander, bevor sie in Richtung Schweighausen ihre Fahrt fortsetzten.

Veröffentlicht am 3. Mai 2021 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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