Der Musikverein Schuttertal bildete danach den Übergang zum ersten Themenbereich. Zunächst der Hochzeitslader, danach das Hochzeitspaar und abschließend wurde eine Taufe dargestellt. Alles natürlich in den alten Schuttertäler Trachten. Den Komplex schlossen die Kindergarten- und Schulkinder mit der Darstellung der vier Jahreszeiten ab. Auch Schneewittchen und ihre Zwerge bereicherten dabei den Festzug.
Dreifaltigkeitskapelle in Miniatur
Den nächsten Themenbereich eröffnete der Musikverein Schweighausen, gefolgt von Pflug, Sämann und Garbenwagen. Dahinter ein Flegeldrescherwagen, ein Wagen mit einer alten Mühle, ein Wagen auf dem das Brot backen dargestellt wurde und schließlich ein Wagen mit einer Spinnerei. Auf dem Spinnereiwagen wurde zugleich auch Cego geklopft, früher eines der beliebtesten Kartenspiele im Ort und vor allem in jedem Wirtshaus zu Hause. Die nächste musikalische Einlage kam vom Wittelbacher Musikverein. Dahinter der Wagen mit der alten Dreifaltigkeitskapelle aus dem Jahre 1132, auf dem der damalige Abt des Klosters Ettenheimmünster sowie dessen Mitbruder, der seinerzeit Bischof von Konstanz war, Platz genommen hatten. Gespielt wurden die geschichtlichen Figuren von Schülern. Es folgte ein Zimmermannswagen, ein Wagen mit der Ziegelei sowie ein Wagen, worauf die Steinhauerei dargestellt wurde.
Den weiteren Melodienstrauß servierte der Musikverein Dinglingen. Direkt dahinter wurde das Dengeln und Mähen auf der Wiese durch Fußgruppen dargeboten. Gefolgt von einem Heuwagen, einem Trottereiwagen, einem imposanten Erntedankwagen sowie einem Eichenschälwagen. Auf den nachfolgenden drei Wägen wurde das Schusterhandwerk, die Kundenschneiderei sowie das Schreinerhandwerk präsentiert. Der Schreinerwagen wurde mit unzähligen Riesenspänen ausgeschmückt.
Historische Darstellungen
Der Musikverein Fessenbach eröffnete einen historischen Themenbereich. Schülerinnen und Schüler hatten sich für ihre Fußgruppe entsprechende Kleidungsstücke vom Seelbacher Katharinenmarkt besorgt. Und auf dem sogenannten Landolinswagen stellten sie das Schicksal des heiligen Landelin (auch Landolin genannt) dar, der der Überlieferung nach um das Jahr 640 von einem heidnischen Jäger ermordet wurde. Die Szene der „Ermordung“ wurde von den Schülern auf dem Wagen während des Festzugs immer und immer wieder nachgespielt. Hinter diesem Szenewagen folgt ein Wagen mit dem legendären Totenruhestein. Früher wurden die Särge auf dem Transport nach Ettenheimmünster dort abgelegt. Damals gab es nämlich in Dörlinbach noch keinen Friedhof.
Weiter ging es mit einem Bienenwagen, einem Jägerwagen und einem Laubwagen. Der nächste Wagen sorgte bei den Zuschauerinnen und Zuschauer für unterschiedliche Reaktionen. Ein Wagen sorgte für Schmunzeln und einige Grimassen, denn er transportierte Mist. Gezogen wurde der Mistwagen von einem vermeintlichen Ochsengespann. Doch Nachkommen des damaligen Mistwagenlenkers beteuern heute noch, dass sie zu Hause nie ein Ochsengespann besessen haben. In dessen Schlepptau Schweine, die Szenerie auf einem Schweinemarkt wurde dargestellt. Ebenso zogen Schafe durch Dörlinbachs Straßen. Dargestellt wurden auch die seinerzeit noch üblichen Hausschlachtungen.
Es folgten eine Feldschmiede, ein Mechanikerwagen sowie der Musikverein Reichenbach. Dahinter ein ganz anderer Sound, verursacht von einer kleinen Gruppe an Oldtimern. Oldtimer-Freund und Organisator Hermann Ketterer hingegen zog es jedoch auf ein ganz anderes Gefährt. Er berreicherte den Festzug mit einem Hochrad. Dahinter präsentierte sich der Radfahrverein „Schutterbund“ Dörlinbach mit seinen Korsofahrerinnen und -fahrer. Der nachfolgende Elektrikerwagen zeigte unter anderem, dass es seit 1911 Strom und Wasserkraft in Dörlinbach gibt. Die nächsten Wagendarstellungen waren schließlich alten Bräuchen gewidmet. Zunächst Palmenstangen, Kräuterbüschel sowie das Ähren- und Beerenlesen. Zum Abschluss das alte Handwerk des Strohschuh fertigen. Der letzte Musikverein kam aus Ettenheimmünster. Jenem Ort aus dem zwischen 900 und 1000 nach Christus Klosterleute über den Dörlinbacher Grund die Waldhöhe überschritten und sich im hinteren Schuttertal niederließen. Vermutlich war Dörlinbach jener Ort, von wo aus dann die Besiedlung im Tal sich weiter ausbreitete.
Der Festzug war aber damit noch nicht ganz am Ende. Im Schlepptau der Ettenheimmünsterer Musikerinnen und Musiker konnte noch ein Holzhauereiwagen und ein Bauholzwagen bestaunt werden. Der Brauch des Dörlinbacher Neujahrsansingen wurde dargestellt, die Feuerwehr präsentierte ihre alte Spritze und zu guter Letzt bildete ein Stammtischwagen den krönenden Abschluss. Es war ein farbenfrohes und informatives Spektakel, das den historischen Reichtum und die lebendige Kultur des Schuttertals gewürdigt hat.
Veröffentlicht am 2. Mai 2022 / red
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