Schüsseles Primizfeier fand in der Pfarrkirche in Schweighausen statt. Darüber ist viel überliefert, da die Ereignisse rund um die Primizfeier des Neupriesters von einem Pfarrerkollegen schriftlich festgehalten wurden. In seiner Pfarrer-Chronik schreibt Schweighausens Ortspfarrer Peter Sauer, dass er tags darauf mit Neupriester Leo Schüssele beim Empfang von Erzbischof Thomas Nörber war. Mit Schnellzug ging es nach Dinglingen. Von dort per Straßenbahn nach Seelbach, wo sie vom Dörlinbacher Gemeinderat empfangen wurden. Mit dabei auch der Radfahrverein „Schutterbund“ Dörlinbach. In den Tagen darauf wurde der Ort herausgeputzt. Triumphbögen errichteten die Dörlinbacher unter anderem in Höfen, inmitten des Dorfes und in der Hub an der Brücke zum Elternhaus. Zudem wurden alle Häuser mit Kränzen und Girlanden geschmückt.
Spalier vom Pfarrhaus bis zur Kirche
Am Sonntag, 5. Juli 1908, wurde schließlich das Fest, an dem zahlreiche Gläubige aus dem oberen Schuttertal teilnahmen, durch Böller-Schüsse eröffnet. Pfarrer Sauer schreibt, dass Mitglieder der Militärvereine Schweighausen und Dörlinbach und auch die „Fahrradler“ von Dörlinbach vom Pfarrhaus bis zur Kirche Spalier standen. Am darauffolgenden Tag zelebrierte Neupriester Leo Schüssele zum ersten Mal in der Dörlinbacher Dreifaltigkeitskapelle, dem romanischen Kirchlein, das 1922 abgerissen wurde, eine Messe in seinem Heimatort.
Zu Schüsseles weiteren Werdegang: Im Ende Juli 1908 kam er als Vikar nach Zell am Harmersbach. Weitere Stationen waren Kirchen-Hausen und Freiburg. Mitte Oktober 1915 wurde er Kaplanverweser in Waldshut und Mitte Juni 1920 Pfarrverweser in Schwörstadt am Hochrhein. Im Mai 1922 übernahm Leo Schüssele die Pfarrei Gütenbach, wo er bis zu seinem Tode am 22. Oktober 1947 wirkte. Drei Tage später wurde er unter großer Anteilnahme aus Dörlinbach, Schweighausen, Schuttertal und auch aus Gütenbach auf dem Heimatfriedhof in Dörlinbach beigesetzt.
Blieb immer der Geschichtsforschung treu
Auch in der Fremde war Leo Schüssele der Geschichtsforschung treu geblieben. Er widmete sich unter anderem der Haus- und Hofgeschichte in Gütenbach. Aber auch der Ahnenforschung sowie der Auswertung der Dörlinbacher und Schweighausener Kirchenbücher. Die bis in das Jahr 1642 zurückreichenden Personaldaten fasste Schüssele in einem nach Familien aufgeschlüsselten Sippenbuch zusammen. Dies war zugleich eine große Hilfe für das 1995 erschienene Dörlinbacher Heimat- und Sippenbuch.
Schüssels Grabstein wurde im Zuge der Neugestaltung des Friedhofs umgesetzt und befindet sich nun neben der neuen Gedenkstätte für Vermisste und Gefallene der letzten beiden Weltkriege im Übergangsbereich zwischen Einsegnungshalle und Friedhof. Der Spruch auf dem Stein „Der gute Hirte gibt sein Leben für seine Schafe“ ist übrigens dem Johannes-Evangelium nachempfunden.
Veröffentlicht am 13. März 2021 / red
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