Seltene und ungewöhnliche Namen
Zeugen ihrer Zeit und ihrer Geschichten
Familiennamen haben in Deutschland eine lange Geschichte. Nachweislich kommen die ältesten Familiennamen aus Italien, wo einige bis ins neunte Jahrhundert zurückreichen, als sie in Venedig ihren Anfang nahmen. Diese Entwicklungen dienten in erster Linie dazu, Individuen klarer zu identifizieren. Im Gegensatz dazu sind die Ursprünge der Vornamen noch älter und wurden über Jahrhunderte hinweg von kulturellen und sozialen Strömungen geprägt.

Crescentia, Kreszentia oder Creszentia
Der Name Crescentia, ein schöner und bedeutungsvoller weiblicher Vorname, hat seine Wurzeln im Lateinischen und symbolisiert „Wachstum“ sowie „Aufblühen“. Diese Bedeutung spiegelt die Hoffnungen und Wünsche wider, die Eltern für ihre Töchter hegen – eine Blüte des Lebens und des Potenzials. Eine bemerkenswerte historische Trägerin dieses Namens war Crescentia Adam (1737 bis 1817), die im Februar 1777 den damals ebenfalls renommierten Simon Ohnemus (1739 bis 1808) heiratete. Ihr Leben gibt uns einen Einblick in eine Zeit, in der dieser Name weitaus verbreiteter war und mit Stolz getragen wurde. Im 19. Jahrhundert erlebte der Name verschiedene Schreibvarianten, was auf die kulturelle und sprachliche Vielfalt jener Zeit hinweist. Ein weiteres Beispiel, das die Tradition der Crescentia eindrucksvoll fortsetzt, ist Kreszentia Ohnemus (1828 bis 1858). Im Juni 1863 vereinte sie sich in der Ehe mit dem Landwirt und Waldhüter Josef Göppert (1827 bis 1893). Leider blieb ihr die Weitergabe des Namens verwehrt, da sie und ihr Mann lediglich männliche Nachkommen hatten. Und auch deren Söhne konnten die familiäre Tradition nicht fortsetzen, und so ging der schöne Name in ihrer Linie verloren. Auch Wagner Wilhelm Albert Göppert (geboren 1841 / Sterbedatum unbekannt) und seine Frau Kreszentia – deren Lebensdaten leider ungewiss sind – hatten nur eine Tochter, die jedoch den Namen Elisabetha erhielt. Diese Entscheidungen verdeutlichen, wie eng mit dem Namen Crescentia das Thema der Fortpflanzung und des Erbes verknüpft ist.
Eine besonders tragische Wendung nahm das Schicksal der Creszentia Schüssele (1832 bis 1841), die am 9. Juni mit ihrer Familie nach Nordamerika auswanderte. Nur zwei Monate später, am 10. August des gleichen Jahres, kam es zu einem verheerenden Schiffsunglück auf dem Eriesee, bei dem sie ihr Leben verlor. Dieses Unglück betraf gleich drei Dörlinbacher Auswanderer-Familien und hinterlässt uns mit einem Gefühl der Trauer und des Mitgefühls. Für weitere Informationen über solch bewegende Schicksale, verweisen wir auf den Blog-Beitrag „Schicksale fern der alten Heimat“ vom 10. August 2021. Der Name Crescentia wird also nicht nur durch seine klangvolle Schönheit und tiefgründige Bedeutung geprägt, sondern auch durch die Geschichten und Schicksale, die sich mit ihm verbinden. Diese Aneinanderreihung von Lebensgeschichten bietet uns einen faszinierenden Einblick in die Wechselwirkungen von Tradition, Identität und dem Streben nach Zugehörigkeit.
Rufina, Protas und Pankratius
Zeugen ihrer Zeit
Veröffentlicht am 15. März 2023 / red
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