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Suchdienst für vermisste Soldaten

Lesedauer: 3 Minuten

Eine Suchmeldung wirft Fragen auf

Laut dem Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) waren zum Ende des Zweiten Weltkriegs rund 20 Millionen Menschen in Deutschland Suchende oder Gesuchte. Und auch in der heimischen Presse war die Rubrik „Suchdienst“ allgegenwärtig. Die Suchmeldungen wurden meistens von Vätern, Müttern und Ehefrauen aufgegeben. So wie beispielsweise in der Ausgabe der Badischen Zeitung vom 1. Februar 1946.

Auf dem Friedhof wird der Vermissten und Gefallen der beiden Weltkriege gedacht. Zwei Josef Weber sind angegeben. Es sind vermutlich der vom Oberrain und von der Ruhl.
Unter den damals 23 veröffentlichten Suchmeldungen war auch eine aus Dörlinbach, die allerdings bei näherer Betrachtung einige Ungereimtheiten mit sich bringt. Max Weber vom Rain (heute Oberrain) suchte damals nach Kameraden oder Russlandheimkehrern, die Auskunft über seinen Sohn Josef Weber geben können. Laut der Announce galt sein Sohn, der einst der 5. Kompanie des Grenadier-Regiments 1073 angehörte, seit dem 3. September 1944 als vermisst.
Gedenken an Vermisste und Gefallene auf einer Tafel in der Gedächtniskapelle. Insgesamt sind 65 Männer aufgeführt, darunter nur ein Josef Weber.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Auf dem Friedhof wird der Vermissten und Gefallen der beiden Weltkriege gedacht. Zwei Josef Weber sind angegeben. Es sind vermutlich der vom Oberrain und von der Ruhl.
Doch wer war Max Weber und welcher Josef Weber wurde eigentlich gesucht? Denn ein Blick in den Sippenteil des Dörlinbacher Heimatbuchs (erschienen 1995) verrät, dass es gleich drei vermisste Josef Weber gibt und der vermeintliche Vater Max Weber taucht dort erst gar nicht auf.
Welcher Josef Weber ist gemeint?
Der Reihe nach: Da wäre der am 3. September 1909 geborene Josef Weber, ein Steinschleifer, der nicht aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkam und am 8. November 1943 für tot erklärt wurde (HB, Seite 765). Er ist der Sohn des gleichnamigen Zigarrenmachers Josef Weber aus Seelbach. Der Steinschleifer heiratete noch bevor er in den Krieg zog die gebürtige Theresia Hupfer (geboren 1916 / Sterbedatum nicht bekannt). Wenn auch mit einer Dörlinbacherin verheiratet, hat der in Seelbach geborene Josef Weber nichts mit dem hier Gesuchten zu tun. Des Weiteren taucht im Familienteil des Heimatbuches ein Josef Weber auf, der am 12. März 1916 geboren ist (HB Seite 763). Dieser heiratete im Februar 1940 Berta Göppert in Schweighausen und wird seit Kriegsende vermisst. Ist er derjenige, der auf der Gedenktafel in der Gedächtniskapelle abgebildet ist oder der bereits erwähnte in Seelbach geborene Josef Weber? Wenn man sich an dem dort angegebenen Vermissten-Datum orientiert, wird es sich wohl eher um den gebürtigen Seelbacher handeln. Jener Josef Weber, der laut Sippenbuch am 8. November 1943 für tot erklärt wurde, ist auf der Tafel in der Kapelle mit dem gleichen Datum angegeben – allerdings als vermisst. Fakt ist jedenfalls, dass wir nun schon zwei vermisste Josef Weber haben, deren Vater definitiv nicht Max hieß. Denn der Josef Weber, der am 12. März 1916 zur Welt kam war der jüngste Sohn von Waldhüter Roman Weber (1875 bis 1951) und Amalia, eine geborene Thoma (1876 bis 1931). Zurück zur Gedenktafel für Gefallene und Vermisste im Zweiten Weltkrieg in der Gedächtniskapelle. Dort sind zwar einige Weber, aber lediglich ein Josef Weber aufgeführt beziehungsweise abgebildet. Aber der Vermissten und Gefallenen wird auch auf dem Dörlinbacher Friedhof gedacht. Dort sind jedoch nur zwei Josef Weber eingemeißelt. Eben jener, der offensichtlich im Jahre 1943 an der Ostfront zu Tode kam, und ein weiterer, dessen Sterbejahr mit 1944 angegeben ist. Jetzt könnte man meinen, dass sind die beiden bereits erwähnten Josef Weber. Aber im Heimatbuch taucht tatsächlich noch ein dritter Josef Weber auf, zu dem die erwähnte Suchmeldung in der Badischen Zeitung eher passen würde. Im Heimatbuch findet sich jedoch keine Angabe, seit wann er genau vermisst wird. Der am 2. Dezember 1926 geborene Josef Weber, schrieb sich aber offensichtlich mit „ph“ – also Joseph Weber. Das kann durchaus sein, denn in Sachen „Josef“ und „Joseph“ fanden wir auch schon andere Personen im Familienteil des Heimatbuches, die dort in der „f“-Schreibweise aufgeführt sind, aber ihren Vornamen nachweislich mit „ph“ schrieben.
Josef oder Joseph – Max oder Markus
In der Bilddatei des DRK-Suchdienst fanden wir nun jenen Joseph (Josef) Weber (Seite CE 21), der in der Zeitungsrubrik „Suchdienst“ an jenem 1. Februar 1946 aufgeführt wurde. Die Daten stimmen nämlich weitgehend mit der Suchmeldung sowie dem Eintrag im Heimatbuch überein, wenn man einmal von der Schreibweise des Vornamens sowie dem leicht abweichenden Vermissten-Datum absieht. Als Vermissten-Datum wird beim DRK-Suchdienst August 1944 angegeben, in der Zeitungsannounce der 3. September 1944. Doch eine weitere Ungereimtheit gilt es zu klären. Als Eltern sind im Familienteil des Heimatbuchs Markus Weber (1885 bis 1956) und Valeria, eine geborene Wangler (1888 bis 1946), angegeben (HB, Seite 763). In der Zeitungsannounce heißt der suchende Vater ja Max Weber. Eine Umfrage im Ort unter den älteren Bürgerinnen und Bürgern ergab jedoch, dass es sich bei „Markus“ und „Max“ wohl um die gleiche Person handelt. Der Hausname „s' Marxe“ deutet ebenfalls darauf hin. Und somit ist die Suchmeldung in der Badischen Zeitung ganz klar jenem Joseph (Josef) Weber zuzuordnen, den wir auch in der DRK-Bilddatei gefunden haben. Im Nachhinein stellten wir fest, dass wir die ersten beiden Josef Weber als in Frage kommende Person gleich ausgrenzen hätten können. Denn im Heimatbuch befindet sich nicht nur ein Familienteil (Sippenbuch). Es wird auch auf den Seiten 382 bis 400 auf Kriegsteilnehmer sowie Vermisste und Gefallene eingegangen sowie auf deren Gedenken. In der dort aufgeführten Auflistung werden die beiden von uns in diesem Blog-Beitrag erstgenannten Josef Weber mit Ruhl und Neudorf angegeben (HB, Seite 399). Der Letztgenannte mit Oberrain.

Veröffentlicht am 17. August 2023 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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