Seite wählen

Zu Ehren der Dreifaltigkeit

Lesedauer: 4 Minuten

Weihe am 9. Juli 1132 in Dörlinbach

In verschiedenen Blog-Beiträgen wird auf Dörlinbachs altes Kirchlein hingewiesen, das von Bischof Ulrich II. von Konstanz am 9. Juli 1132 „Zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit“ geweiht wurde. Besagter Bischof weihte im Juli 1132 aber nicht nur das kleine Gotteshaus in Dörlinbach, sondern auch Kirchen (Kapellen) in Wittelbach, Schweighausen und Ettenheimmünster.

Dreifaltigkeitskapelle in Dörlinbach. Weihe am 9. Juli 1132 durch Bischof Ulrich II. von Konstanz. Das kleine Kirchlein wurde im Jahre 1922 abgerissen.
Dabei stellt sich für manche Historiker die Frage, warum diese Kirchen- beziehungsweise Kapellengebäude nicht vom zuständigen Diözesanbischof geweiht wurden. Antworten darauf sind in der Ettenheimer Klostergeschichte sowie in Aufzeichnungen von Hermann der Lahme (1013 bis 1054), Gelehrter, Dichter und Chronist der Insel Reichenau, und des Seelbacher Arztes und Chronisten Albert Panther zu finden.
Dreifaltigkeitskapelle in Dörlinbach. Weihe am 9. Juli 1132 durch Bischof Ulrich II. von Konstanz. Das kleine Kirchlein wurde im Jahre 1922 abgerissen.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Peter-und-Paul-Kirche in Wittelbach. Weihe am 9. Juli 1132 durch Bischof Ulrich II. von Konstanz.
Im Jahre 734 schreibt Hermann der Lahme, dass Bischof Eddo von Straßburg (um 694 bis 776) das Kloster seines Namens „id est Ettenheim“ errichtet hat. Eddo (auch Etto und Heddo) selbst war übrigens Abt auf der Reichenau, bevor er Bischof von Straßburg und somit Nachfolger von Bischof Widegern wurde. Widegern, der in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts lebte, bestätigte in einer Urkunde vom 13. Mai 728 die Gründung des Klosters Murbach durch den Grafen Eberhard und gibt dem Kloster Privilegien. Dazu gehört, dass zur Vornahme des „Actus pontificales“ (der bischöflichen Aufgaben) die Klostergemeinde den Klosterbischof oder aus ihrer Mitte irgendeinen anderen Bischof einladen darf. Es deutet also kein Wort auf eine Abhängigkeit vom Diözesanbischof hin. Die gleichen Privilegien empfing in den Jahren 748 und 749 von Bischof Eddo auch das Benediktinerkloster Arnulfsau, das 826 nach Schwarzach verlegt wurde. Für Panther ergibt sich daraus, dass Bischof Eddo bei der Errichtung des Klosters Ettenheimmünster dieses wohl mit denselben Privilegien ausgestattet hat. Und so kam es letztlich dann auch dazu, dass im Jahre 1132 der damalige Abt Werner von Ettenheimmünster (von 1124 bis 1141) Bischof Ulrich II. von Konstanz zu sich ins Kloster eingeladen hat. Werner bat seinen greisen Bruder die Weihe der erwähnten Kirchen vorzunehmen. Und so ist im Kopialbuch (Quellen, die Texte von Urkunden des Mittelalters sowie der Frühen Neuzeit in Abschriften enthalten) des Klosters Ettenheimmünster aus dem Jahre 1584 nachzulesen, dass im Jahre 1132 auf Bitten des Abtes Werner durch Bischof Ulrich II. von Konstanz die Kirchen zu Wittelbach und Dörlinbach „zu Ehren der Dreifaltigkeit“ geweiht worden seinen – und zwar am 9. Juli. Am 10. Juli weihte Ulrich II. die Cyriakuskapelle von Ettenheimmünster und am 11. Juli die Romanus-Kirche zu Schweighausen.
Kein leiblicher Bruder, sondern Klosterbruder
Bischof Ulrich II., dessen Geburtsjahr nicht bekannt ist, verstarb im Jahre 1140. Von 1127 bis 1138 war er Bischof von Konstanz. Die Regestern (die Zusammenfassung des rechtsrelevanten Inhalts von Urkunden des Mittelalters und der Frühen Neuzeit) der Bischöfe von Konstanz nennen in einer Urkunde einen Priester Heribord in Bürgeln (Markgrafschaft Baden), merkt Chronist Albert Panther in seinen Ausführungen zur Wittelbacher Kirche in der Reihe „Kleine Kunstführer“ (Nr. 1342) an. Aus dieser Urkunde geht eindeutig Heribord als Bruder des Bischofs Ulrich hervor. Demnach war also der Abt Werner von Ettenheimmünster kein leiblicher Bruder, sondern ein Mitbruder aus dem gleichen Kloster St. Blasien. Über die Wahl des Werners zum Abt von Ettenheimmünster liegen keine näheren Daten vor. Es gibt dazu keine Urkunden oder Nachrichten. Bekannt ist lediglich, dass sie um die Jahre 1124 und 1125 erfolgt sein soll. Werners Vorgänger Abt Konrad soll um 1120 gewählt worden sein und Werners Nachfolger Abt Friedrich leitete ab 1142 die Geschicke des Klosters.

Veröffentlicht am 25. November 2022 / red / kkap

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

Das könnte Dir auch gefallen:

Religiöse Kleindenkmäler

Religiöse Kleindenkmäler

Sie sind ein religiöses Wahrzeichen und bestehen in der Regel aus einer Säule, einem Pfeiler oder einem ähnlichen Standfuß. Darauf aufgesetzt befindet sich oft ein...

mehr lesen
Bank nicht gleich Bank

Bank nicht gleich Bank

Wo immer wir lang gehen und Ruhe suchen, wo immer wir hingehen und Verschnaufen wollen, wir suchen am besten ein Bänkle, auf dem wir uns...

mehr lesen
Erinnerungen an vergangene Zeiten

Erinnerungen an vergangene Zeiten

Erinnerungen an vergangene Zeiten werden oft durch alte Dokumente wachgerufen. Sie ermöglichen uns einen Einblick in das Leben vergangener Generationen und lassen uns die Geschichte...

mehr lesen
Zeitreise in die Vergangenheit

Zeitreise in die Vergangenheit

Heutzutage sind Postkarten als Kommunikationsmittel fast verschwunden, aber sie bleiben faszinierende Zeugnisse vergangener Zeiten. Die farbenfrohen Lithographie-Abbildungen, die Fotos von Gasthöfen...

mehr lesen
Schicksale fern der Heimat

Schicksale fern der Heimat

Im 19. Jahrhundert wanderten zahlreiche Familien nach Amerika aus. Nicht allen Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher war dabei das Glück hold. Zu denen, die ihr Glück auf...

mehr lesen
Die Ersterwähnung

Die Ersterwähnung

Ausgehend von den Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahre 1975 und einem päpstlichen Bulle aus dem Jahre 1225 kann Dörlinbach im Jahre 2025 sein 800-jähriges Bestehen feiern. Diesem...

mehr lesen
Wenn die Schutter überschwappt

Wenn die Schutter überschwappt

Wenn die Schutter überschwappt, dann ist im Dorf höchste Alarmstufe angesagt. So richtige Schutter-Hochwasser waren eigentlich im Ort schon lange nicht mehr präsent. In diesem...

mehr lesen
Über 100-jährige Theater-Tradition

Über 100-jährige Theater-Tradition

Theateraufführungen haben in Dörlinbach eine lange Tradition. Weit über 100 Jahre ist es bereits her, dass zur Advents- und Weihnachtszeit gespielt wurde. Zu den ersten...

mehr lesen
Der Verwaltungssitz

Der Verwaltungssitz

Am 1. Januar 1974 schlossen sich die bis dahin eigenständigen Gemeinden Schuttertal, Dörlinbach und Schweighausen zur neuen Gemeinde Schuttertal zusammen. Das Rathaus im Ort Dörlinbach...

mehr lesen
Baumstämme als Blumentröge

Baumstämme als Blumentröge

Dörlinbach sollte in den 1990er-Jahren ein neues Antlitz bekommen (siehe dazu Blog-Beitrag „Für ein schöneres Dörlinbach“ vom 17. Mai 2021). In jenen Jahren war auch...

mehr lesen

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Favicon
doerlinbach800.de
Die rechte Maustaste ist nur für eingeloggte Benutzer verfügbar