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Bella und ihre Sonderrolle

Lesedauer: 3 Minuten

Elektrozaun soll künftig Schutz gegen den Wolf bieten

Anfang September 2021 statteten wir Agathe und Josef Kaspar auf ihrem Hof im Dobel einen Besuch ab. Das Interesse lag aber weniger an der Hofgeschichte, sondern viel mehr an Bella, dem schwarzen Schaf. Anfang 2019 erblickte Bella bei den Kaspars das Licht der Welt. Das Muttertier verstarb. Das kleine schwarze Schaf war geschwächt, es aufgeben wollten die Kaspars allerdings nicht.

Das Schaf Bella genießt seine Sonderrolle. Nach einem Dreivierteljahr ist das Fell nun genauso hell wie bei den anderen Schafen.

Sie peppelten Bella mit viel Liebe und Engagement hoch. Bella kam durch und bekam von ihren Rettern Wohnrecht auf Lebenszeit (siehe dazu auch Blog-Beitrag „Das schwarze Schaf“ vom 1. Juni 2021). Ein erster Blick zu den Schafen sorgt zunächst jedoch für Verwirrung. Wo ist denn das schwarze Schaf abgeblieben? Josef Kaspar zeigt auf ein eigentlich ganz normal aussehendes Schaf und ruft es auch noch mit Nocki. Das soll besagte Bella sein, die die Kaspars nie mehr hergeben wollen?!

Das Schaf Bella genießt seine Sonderrolle. Nach einem Dreivierteljahr ist das Fell nun genauso hell wie bei den anderen Schafen.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Nicht nur Bella, auch die anderen Schafe fühlen sich im Dobel wohl. Der einzige Unterschied: Bella hat Wohnrecht auf Lebenszeit.
Sie ist es tatsächlich. Josef Kaspar klärt auf: Die Fellfarbe beginnt nach etwa einem halben Jahr aufzuhellen. Nach einem Dreivierteljahr ist das Fell genauso hell wie bei den anderen Schafen. Und warum Nocki? So ruft sie eigentlich nur Josef Kaspar selbst. Er wechselt jedoch ab, mal Nocki, mal Bella. Ein Blick ins Gesicht von Bella lässt übrigens erahnen, dass sie einmal ganz in schwarz auf dem Hof herumtollte. Auch wenn die Kaspars inzwischen weitere schwarze Schafe unter dem Nachwuchs hatten, Bella nimmt nach wie vor eine Sonderstellung ein. So darf sie auch hin und wieder aus dem umzäunten Gehege heraus. Sie schaut sich auf dem Hof um, wirft gelegentlich auch einen Blick zum Nachbarn, aber am liebsten sucht sie die Nähe zu Josef Kaspar, der sie schon auf seinem Liegestuhl mit einem Apfel erwartet. Bellas Sonderrolle ist im Ort bekannt. Vor allem noch aus der Zeit, wo bei ihr noch die Farbe schwarz dominierte. Denn das schwarze Schaf durfte in der Zeit Josef Kaspar fast überall hin begleiten. So traf man die beiden beispielsweise beim Einkaufen im Dorf an, im Biergarten des Gasthaus „Engel“ oder auf der Pit-Pat-Anlage.
Maßnahmen gegen Wölfe
Josef Kaspar macht sich mittlerweile aber auch Sorgen um Bella und ihre Artgenossen. Der Grund: Die Zahl der Wolfsrisse ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Kaspar verweist auf seine auf dem Tisch liegende Bauernzeitung, wonach Wölfe in Deutschland im vergangenen Jahr fast 4000 Nutztiere rissen – darunter knapp 3500 Schafe. Und nun scheint sich in der Region wieder ein Wolf aufzuhalten, der im Kinzigtal für den Tod mehrerer Schafe verantwortlich sein soll. Unter anderem gibt es in Mühlenbach vier tote und ein verschwundenes Schaf zu beklagen. Der 74-Jährige bringt es auf den Punkt: „Wir würden bei einem Wolfsriss nicht einmal etwas bekommen, weil wir keinen Elektrozaun haben.“ Bisher kam Josef Kaspar mit seinem Zaun, der noch aus den Anfängen seiner Schafhaltung vor über 51 Jahren stammt ganz gut zurecht. Das geht nun nicht mehr. Aufgrund der möglichen Bedrohung wollen nun auch die Kaspars in einen neuen Elektrozaun investieren. Damit solche Zäune von Nutzen sind, müssen sie einwandfrei funktionieren. Und das kostet nun mal Geld. Nur ein funktionierender Zaun unterbindet das Eindringen des Wolfes mit einem Stromschlag.

Veröffentlicht am 10. September 2021 / red / cbs

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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