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Bildchronisten von Einst

Lesedauer: 3 Minuten

Die Rothweilers hielten dörfliche Ereignisse fest

Bilder aus längst vergangener Tage dokumentieren Alltag und Leben, weshalb sie vor allem gefragt sind, wenn beispielsweise große Feste, Jubiläen oder Ausstellungen zu früheren Zeiten anstehen. Die Bilder von einst beschränkten sich fast ausschließlich auf Häuser und Familien sowie auf die Porträtfotografie.

Das im Jahre 1995 erschiene Dörlinbacher Heimatbuch. Viele Fotos stammen von Wilhelm Rothweiler, auch Fotos von dessen Sohn Joseph sind darin zu finden.
Um Zeitgeschichte in Wort und Bild dokumentieren zu können, bedarf es natürlich auch an interessierten Personen, die sich Notizen oder auch größere Aufzeichnungen machen und vor allem das Ganze ins richtige Licht rücken, indem sie die Ereignisse mit Fotoapparat oder Filmkamera festhalten. In Dörlinbach war dies zweifelsohne Schneidermeister Wilhelm Rothweiler (1876 bis 1955), der nicht nur alle wichtigen dörflichen Ereignisse in seinem Tagebuch notierte und mit Kommentaren versah, sondern auch bedeutsame Geschehnisse im Dorf mit seinem Fotoapparat festhielt.
Das Archiv von Joseph Rotweiler ist gespickt mit Dias von Dörlinbacher Veranstaltungen. Er war auf allen wichtigen Feiern und Ereignissen mit der Kamera dabei.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Erinnerungen an vergangene Tage mit Fotos von 1850 bis 1950 wurde 1986 herausgegeben. Viele Dörlinbacher Fotos stammen von Wilhelm Rothweiler.
Wilhelm Rothweiler war sozusagen der erste Amateurfotograf in Dörlinbach und kann man durchaus auch als den ersten „Dorffotograf“ bezeichnen. Er hinterließ zudem einen wertvollen Schatz von Fotoplatten zu den verschiedensten Themen rund um sein Heimatdorf Dörlinbach. Etliche Fotos die Wilhelm Rothweiler gemacht hat, finden sich unter anderem im 1994 erschienen „Heimatbuch Dörlinbach“ sowie im Buch „Erinnerungen an vergangene Tage“, das 1986 vom Historischen Verein Seelbach-Schuttertal herausgegeben wurde.

Dorffotograf 2.0

Die Liebe zum Fotografieren und Dokumentieren gab Wilhelm Rothweiler an seinen Sohn Joseph weiter. Wagnermeister Joseph Rothweiler (1902 bis 1982) war mit seiner Kamera bis ins hohe Alter bei allen Dörlinbacher Feierlichkeiten dabei. Mehr noch wie sein Vater wurde er zum Bildchronist des Dörlinbacher Dorfgeschehens. Denn Joseph Rothweiler war nicht nur auf den Festen und Feiern präsent. Er war auch jahrzehntelang der Ansprechpartner schlechthin, wenn jemand im Ort Familien- oder Porträtbilder benötigte. Vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren hat Joseph Rothweiler unzählige Fotos für Erstkommunionkinder und deren Familien gemacht. Selbst nach dem Tod von Personen war Joseph Rothweiler auf Wunsch zur Stelle. Denn in jenen Zeiten war es noch üblich, dass die Verstorbenen im Sarg ein letztes Mal abgelichtet wurden. So kam auch beim „Dorffotograf 2.0“ Joseph Rothweiler ein stattliches Archiv an bildhaften Zeitdokumenten zusammen, wovon heute ein Teil von dessen Sohn Hermann Josef (Jahrgang 1939) und ein Teil von dessen Enkelin Elisabeth (Jahrgang 1962) verwaltet wird. Einige Fotos aus diesen Archiven durften wir auch schon hier auf die Plattform www.doerlinbach800.de stellen.

Kein Lächeln

Beim Betrachten von alten Fotos, sei es von Wilhelm oder Joseph Rothweiler oder von anderen Amateur- und Berufsfotografen, scheint sich der oder die eine vielleicht zu wundern, warum früher auf den meisten Fotos nie jemand gelächelt hat. Oft sind die Blicke starr, der Körper steif. Zum einen galt ein glückliches Lächeln als unschicklich, vor allem in der Anfangszeit von Wilhelm Rothweiler. Damals vertrat nämlich die Kirche noch die Auffassung, dass Lippen dazu da seien die Zähne zu bedecken. Grinsen wie ein Honigkuchenpferd war nur was für Idioten. Mit ein Grund war sicherlich aber auch, dass es technisch gesehen nicht ganz einfach war, ein Lächeln festzuhalten. Es sei denn, der oder die hatte beziehungsweise hatten gut trainierte Muskeln. Denn aufgrund der langen Belichtungszeiten konnte es schon mehrere Minuten dauern, ein Foto zu schießen. Die aufwändige Technik bewog die meisten auch dazu, meist nur ein Foto zu machen. Dies war später in den Zeiten von Joseph Rothweiler schon etwas anders. So sind in seinem Archiv durchaus auch schon Porträtaufnahmen mit einem Lächeln zu finden. Aber auch schon bei Wilhelm Rothweiler kam mit der Zeit das Lächeln vermehrt durch. Dies gelang ihm nicht nur dank immer besser werdender Technik, sondern weil er es immer mehr wagte, die Natürlichkeit, den Charme sowie die Eleganz in seine Fotografien gefühlvoll einfließen zu lassen.

Veröffentlicht am 9. Juni 2021 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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